Zweite Aktualisierung vom 25. März / 13:57 Uhr
Jetzt ist es sicher, der für den 16. April geplante Bürgerabend wird um mindestens zwei Monate verschoben.
Man habe, so Bürgermeister Peter Höß, im Januar den Zeitplan ein wenig zu optimistisch ausgelegt. Damit verschiebt sich auch die Möglichkeit für die Anwohner, Hoteliers und Geschäftsinhaber, die um das Jodbad herum leben und arbeiten, ihre Fragen beantwortet zu bekommen. Wie soll beispielsweise der zukünftige Straßenverlauf aussehen? Wo kann geparkt werden kann und wie läuft das alles mit den geplanten Tiefgaragen ab?
Auf einen konkreten Termin für den dritten Bürgerabend wollte sich Höß nicht festlegen. Allerdings soll es noch im zweiten Quartal des Jahres soweit sein.
Aktualisierung vom 28. Februar / 18:52 Uhr
In nicht-öffentlicher Sitzung hat der Wiesseer Gemeinderat Verkehrsexperten aus München damit beauftragt, die Verkehrsströme im Bereich des Jodbad-Areals zu messen. Das Ingenieur-Büro Gevas Humberg & Partner soll die Ergebnisse bei der nächsten Infoveranstaltung präsentieren.
Eigentlich hatte Peter Höß den dritten Bürgerabend für den 16. April angekündigt. Unter anderem wollte der Bürgermeister an dem Datum zu den noch offenen Themen rund um den ganzen Bereich Verkehr informieren. Doch die Gemeinde glaubt nicht, dass der Termin zu halten ist.
Gegenüber dem Merkur sagt Michael Herrmann, Geschäftleiter im Wiesseer Rathaus: “Das wird knapp.” Die Vorstellung der Verkehrsplanung, so Herrmann, werde sich verschieben. Trotzdem will man den dritten Informationsabend noch im Frühjahr abhalten.
Dort wollen vor allem Anwohner, Hoteliers und Geschäftsinhaber, die um das Jodbad herum leben und arbeiten, endlich ihre Fragen beantwortet haben. Wie soll beispielsweise der zukünftige Straßenverlauf aussehen? Wo kann geparkt werden kann und wie läuft das alles mit den geplanten Tiefgaragen ab?
Die Verkehrszählung im Bereich der Anton-von-Rieppel-Straße, Wilhelminastraße und Adrian-Stoop-Straße soll als einer von drei großen Bausteinen für die künftige Planung dienen. Der zweite Baustein ist eine Befragung von Verkehrsteilnehmern. Der dritte eine Vorhersage, wie sich der Verkehr in 15 Jahren entwickelt hat.
Alle Erkenntnisse fließen dann in ein konkretes Verkehrskonzept, das die Münchner Ingenieure der Gemeinde in naher Zukunft zur Verfügung stellen wollen. Nur wann genau, das ist derzeit eben noch offen.
Ursprünglicher Artikel vom 18. Januar mit der Überschrift: “Bürgerversammlung, Klappe, die Zweite”
Gestern Abend stellten sich zum zweiten Mal die Verantwortlichen des Projekts „Bad Wiessee Thermen“ um Bürgermeister Peter Höß den Fragen der Bürger. Nach einer in Teilen komödiantischen Bürgerversammlung im Dezember 2012, lief es für Höß und sein Team dieses Mal wie am Schnürchen.
Mit etwa 300 Zuhörern war der sonst eher selten ausgelastete Saal in der Bad Wiesseer Post gut besetzt. In einer holprigen, vom Blatt abgelesenen Rede präsentierte der erste Bürgermeister die eingereichten Fragen, gab auch sofort die Antworten oder reichte die Fragen an die jeweiligen Experten weiter. Hier einige allgemeinen Antworten:
– Bad Wiessee investiert nicht, sondern ein Investor, der noch gefunden werden muss
– Ja, Bad Wiessee hat eine ausgezeichnete Zukunft vor sich
– Der Bade Park ist in die Jahre gekommen – gefährlich wird es nur, wenn man nichts macht
– Die weitere Entwicklung passiert in enger Abstimmung mit den Bürgern – nächster Infoabend am 16.04.
– Die alternative Zukunft der Spielarena steht und fällt mit dem Betreiber Sepp Niedermayer
Der Bau
Nach den einleitenden Worten und allgemeinen Antworten gab Höß dann das Wort weiter an den Architekten Matteo Thun und den Partner der Hotelplanungsfirma PKF Michael Widmann. Das tat gut. Wohltuend ruhig und dennoch mit Leidenschaft erklärte Thun die Idee eines „Life Cycle Gedankens” für das Bauwerk.
Bis auf den Keller aus Beton werden alle Materialien aus Holz sein. So gewährleisten wir, dass bei Bedarf der Bau in den nächsten Jahren möglichst schnell und wenig umständlich verändert oder gar ganz abgerissen werden kann.
Das verband Thun auch mit der Idee einer CO2-freien Therme. Die Energie soll autonom vor Ort aus den Komponenten Geothermie, Holzschnitzel und der Kraft des Sees gewonnen werden. „Das Stichwort für uns heißt: Null Kilometer.” Energie müsse, so der Architekt, nicht in Form von Gas oder Öl herangeschafft werden. Er verwies weiter auf die großen öffentlich zugänglichen Flächen und Wege, die die Therme nach seinen Vorstellungen umgeben wird.
Schnell konnte der sympathisch bescheiden, aber überzeugend auftretende Architekt die Bürgerinnen und Bürger für sich gewinnen. Thun, sein Team und ihre Ideen scheinen, so der Eindruck vieler vor Ort, ein großer Gewinn für Bad Wiessee zu sein. Im Anschluss an den offiziellen Teil der Veranstaltung sah man Thun dann auch mit interessierten Besuchern an dem Holzmodell des Projekts weitere Fragen beantworten – keine Selbstverständlichkeit.
Das Hotel
Ein wichtiger Bereich in der Gesamtplanung ist das geplante Hotel, direkt neben der Therme gelegen. Dass dieses mit einem Flachdach ausgestattet sein soll, erstaunte einige Bürger und warf Fragen auf: “Warum ein Flachdach, eine Schuhschachtel haben wir im Tegernseer Tal doch schon.” Doch auch hier stellte der Architekt seine Fähigkeiten unter Beweis, Wahrheiten schön zu verpacken.
Man müsse die heilige Landschaft vor Ort retten, und das funktioniere eben nur mit einem Gebäude, das sich in eben diese einfügt. Ein Satteldach wäre deutlich höher. Und Bürgermeister Höß fügte hinzu: “Was wir hier ganz sicher nicht wollen, ist ein aufgeblasener Bauernhof.” Eine Anspielung auf ein anderes, umstrittenes Projekt? Darüber hinaus stellte Höß klar, dass das Hotel sich dem Denkmal (Wandelhalle) unterordnen muss. Und das gehe eben nur mit einem Flachdach.
Zu der Größe äußerte sich der konziliant, aber auch engagiert auftretende PKF-Mann Widmann nur soweit, dass um die 300 Betten entstehen könnten. Und er machte klar, dass man an der Stelle ganz bestimmt kein zweites Überfahrt haben möchte. Ein hochwertiges Hotel, sinnvoll geplant und umgesetzt, ohne goldene Wasserhähne und dergleichen. Warme Worte, die beim Publikum hörbar Anklang fanden.
Der Verkehr
Zu den Fragen des Verkehrs ließ sich der zuständige Planer Eberhard von Angerer nur so viel entlocken. Man plane. Es müsse erst ein Gesamtkonzept her, denn der Rückbau einiger Straßen würde zu erheblichen Veränderungen im Verkehrsfluss führen. Hier sei man aber erst in den Anfängen der Planung.
Fest stehe jedoch, dass der Zugang für Fahrzeuge über die nordwestlichen Einfahrt, von der Münchner Straße kommend, führen wird. Es sei zudem eine Tiefgarage für etwa 550 Stellplätze geplant. Denkbar sei, dass Anwohner dort Plätze anmieten oder erwerben könnten.
Das Geld
Die Frage nach den geplanten Investitionen ging danach direkt an Widmann. Doch dieser wand sich, wollte nicht so recht mit der Sprache heraus und hielt sich auch nach mehrmaligen Nachfragen über die Höhe der zu erwartenden Investitionssumme zurück. Sie soll sich, so Widmanns vage Aussage, auf einen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag belaufen, aber die Viertel Milliarden-Grenze nicht überschreiten.
Ihm und seinem Team sei es wichtig, möglichst viele interessierte Investoren zu finden, mit denen man die Gespräche dann vertiefen könnte. Er wolle sich nicht zu schnell auf einen kaprizieren, das würde den Verhandlungsspielraum unnötig einengen. Sein Ziel: ein Bieterwettstreit, bei der der beste und nicht der monetär potenteste Investor “gewinnt”. Ob es bereits Interessenten gäbe, wollte Widmann noch nicht bestätigen. Noch scheint es keine Deadline für einen Zuschlag zu geben. Gleichwohl dürfte dies wohl vor der nächsten Kommunalwahl im nächsten Jahr passieren.
Bislang hat das “Mammutprojekt” der Gemeinde eine satte Viertelmillion Euro an Planungsaufwand verschlungen. Keine Verschwendung, fand Dr. Peter Bachmann. Dafür gab es, so der Anwalt des Projektes, einen Master- und einen Kostenschätzungsplan. Das ist natürlich insofern Augenwischerei, als dass zu den Gesamtkosten auch die Veräußerung gemeindeeigener Grundstücke zur Tilgung der Schuldzinsen hinzuzuziehen sind. Mehrfach wurde betont, dass eine Therme für alle Investoren quasi „ein Klotz“ am Bein sei. Nirgendwo, so der Tourismusexperte Widmann, liefe eine Therme kostendeckend, geschweige denn profitabel. Überall gäbe es versteckte oder offene Subventionen öffentlicher Träger.
Gleichwohl, so Bürgermeister Höß ergänzend, sei eine Therme auch ein Treiber für mehr Übernachtungen, wie das Beispiel Meran zeige, wo es seit Eröffnung der Therme, die ebenfalls von Matteo Thun gebaut wurde, zu einem Anstieg bei den Übernachtungen um 25 Prozent gekommen sei. Man wolle auf jeden Fall vermeiden, dass es für die einzelnen Bereiche wie Hotel, Therme und Event zu viele unabhängig voneinander agierende Betreiber gäbe.
Das könnte bei Paketangeboten wie Tagungen etc. zu enormen Schwierigkeiten führen. Man strebe eher eine Gesamtlösung eines Investors an, der gegebenenfalls an Unterfirmen weitervermieten darf. Auch die Sorge um ein Versiegen der Quelle aufgrund der massiven Baumaßnahmen konnte entkräftet werden. Man grabe maximal in einer Tiefe von 20 Meter. Ein sehr restriktiver Quellenschutz garantiere die Sicherheit der teuer erworbenen Jod Schwefel Quelle, so der technische Leiter des Jodschwefelbades Lenz Biller.
Der Badepark / die Spielarena
Höß hatte verstanden. Nachdem beim letzten Mal der Abriss der alten Badeparks quasi nebenbei erwähnt wurde, und bei vielen Bürgern Unmut erzeugte, nahm sich der Bürgermeister jetzt mehr Zeit für die Sorgen der Wiesseer. Er garantierte, dass auch in Zukunft Kinder in Wiessee schwimmen lernen könnten. Und dass man mit den zuständigen Vereinen sicherlich eine Lösung erzielen würde. Höß betonte, dass die Mitarbeiter des Badeparks sicher neue Arbeitsplätze in der Therme bekämen.
Auch die Spielarena, für viele Eltern und Kinder aus Bad Wiessee und dem Tal ein wichtiger Anlaufpunkt, gab er eine Zukunft. Wenig galant nahm Höß das Alter des derzeitigen Eigentümers Sepp Niedermayer zum Anlass, die Schwierigkeiten eines neuen Standortes für die Spielarena anzusprechen. Man suche noch, aber er sei zuversichtlich, dass man hier eine Lösung finden werde.
Was bleibt für ein Eindruck?
Das Projekt kann ein ganz großer Wurf für den in die Jahre gekommenen Kurort sein. Mit dem Architekten Thun, aber auch mit den anderen Beteiligten der Firma PKF sowie dem Anwalt Dr. Peter Bachmann hat man, so der Augenschein, ein professionelles und kompetentes Team aufgestellt. Dennoch bleiben Fragen:
Ein dreistelliger Investitionsbedarf wurde angegeben. Wer kann das stemmen? Und vor allem: mit welchem Ziel?
Welchen „Preis“ muss die Gemeinde für einen investitionsfreudigen Investor zahlen? Wird Zeitdruck den Gemeinderat zu Konzessionen zwingen?
Die Auflagen für Energie und Gestaltung können große Hürden darstellen. Wer sich dieses Unternehmen zutraut, wird auf einen sicher tüchtigen, aber in solchen Fragen vermutlich wenig versierten, wenn nicht gar überforderten Gemeinderat und Bürgermeister treffen. Ohne den handelnden Personen die Kompetenz absprechen zu wollen, ist der Jodbad-Komplex ein extrem dickes Brett, das erhebliche wirtschaftliche, vielleicht sogar existenzielle Fragen für die Gemeinde aufwirft.
Jeder Monat, der ohne Investor ins Land geht, kostet die Gemeinde massiv Geld. Die Verschuldung ist, gemessen an der Größe der Gemeinde und im Vergleich zu vielen Nachbargemeinden, gigantisch. Der Mehrwert des des Grundstück-Gegenwerts ist nicht sofort erkennbar. Schon jetzt wurden zur Zinstilgung große Grundstücksflächen wie das Quercherfeld veräußert – kommunales Tafelsilber, das nicht mehr rückholbar ist. Wird es dabei bleiben?
Sind die Strüngmanns potentielle Investoren?
Was ist mit den anderen Spielern auf dem Feld? Thomas Strüngmann hat mit dem Erwerb des Hotels Wittelsbach und, wie wohl auch zu erwarten mit dem Hotel Lederer, die Sahnestücke direkt am See erworben. Wenig wahrscheinlich, dass der zukünftige Betreiber des Thermenhotels die Konkurrenz zu schätzen weiß. Es sei denn, der ehemalige Pharmaindustrielle – oder sein ebenfalls sehr aktiver Bruder Andreas – erwerben auch noch den Thermen-Hotel-Wohnungskomplex.
Es ist ein Ritt über den See. Was, wenn keine oder nur unzureichende Geldgeber aufzutreiben waren? Oder Investoren, deren Mittelherkunft schwer nachvollziehbar wäre…
Werden Auflagen und Vorstellungen der Gemeinde dann aus purer Not zur Seite geschoben? Wird der Bürgermeister dann auch Konsequenzen tragen? Andererseits, und das muß Ziel aller Bürger sein, kann diese Vision Bad Wiessee wieder aus der Lethargie reißen. Das Projekt ist modern, nachhaltig und dennoch in der und für die Region konzipiert worden.
Das wohlwollende Interesse der vielen Anwesenden an diesem Abend kann Grundlage für eine echte Zukunft sein. Wenn in Bad Wiessee die Mehrheit der Bürger das Vorhaben kritisch begleiten, wachsam sind bei möglichen Mauscheleien, aber auch Ideen und Energie in dieses Projekt stecken, wird es ähnlich gemeinschaftsstiftend und erfolgreich sein können, wie das letztjährige Dorffest. Auch auf politischer Ebene ist eine enge, von Eitelkeiten und Politik-Geschacher freie Zusammenarbeit notwendig.
Da hilft es auch, wenn man die Frage nach dem begrünten flachen Terrassendach, ohne „Zipfelmütze“ wie sich Herr Thun ausdrückte, einfach mal hinunterschluckt. Wiessee kann steil gehen.
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