Kein Bier für Schadmünchner

Ob es am gemeinsamen Wertebekenntnis liegt, dass der Wiesseer Schriftsteller Martin Calsow einer der flammendsten Fürsprecher des Holzkirchner Sonntagstrunks ist?

Würzig, kräftig, besonders gut: Mit Martin Calsow und dem Holzkirchner Gold haben sich zwei gefunden.
Würzig, kräftig, besonders gut: Mit Martin Calsow und dem Holzkirchner Gold haben sich zwei gefunden.

Sag mir was Du trinkst, und ich sage Dir, wer Du bist. Nein, so arg ist es nicht – dennoch scheinen sich so manches heimische Bier und manche Gestalt des öffentlichen Landkreislebens einfach gesucht und gefunden zu haben.

Pünktlich zum Fünfhundertsten des Reinheitsgebots stellen wir Ihnen also in einer launigen Serie die Biere der Region und ihre “gschleckerten” Paten vor. Von „Handwerk“ und „Qualität“ ist zu lesen, als „würzig und kräftig“ wird es auf dem Rückenetikett gelobt, das …

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… Holzkirchner Gold.

Calsow ist wohnhaft in Bad Wiessee – also unweit des Epizentrums der herzoglichen Biermonokultur. Wer hier etwas anderes trinkt als Hell, Spezial oder den Max Josef muss entweder noch fahren oder hat bei einem Golfunfall vermeintlich seine Geschmacksnerven verloren.

Zu Unrecht, wie Calsow findet: „Als gebürtiger Westfale bin ich ja mit Mettbrötchen und Pils großgezogen worden. Erst hier habe ich gelernt, dass Bier noch viel mehr sein kann als nur bitter. Da schmeisst sich dann natürlich erstmal das Tegernseer an einen ran. Dann das Holzkirchner Gold zu entdecken, war beinahe ein Akt der Emanzipation. Erhellend sowieso“, schmunzelt er.

Der Wiesseer Schriftsteller, der gerade mit einem weiteren pointierten Tal-Krimi um den schrofigen Ermittler Quercher nicht nur der Idylle, sondern auch so manch absurden politischen Landschaften im Tal äußerst lesenswert huldigt, hat also im Holzkirchner Gold sozusagen seine liquide Entsprechung gefunden: Soundtragl seines Lebens.

Awesome.

Er nimmt sogar immer ein bisschen Holzkirchner Gold in die USA: „Der Transport einzelner Flaschen dorthin ist mühsam und bisweilen mit Hindernissen verbunden, aber die Andacht meiner amerikanischen Freunde bei der Verkostung ist es jedes Mal wert“, erzählt Calsow.

Der gemeine Amerikaner, von Bud (“dem Trump unter den US-Bieren”), Adams und anderer Plörre gepeinigt, scheint generell dem Missionarischem gegenüber positiv aufgeschlossen zu sein. Dankbar schätzt man dort Antrunk, Rezenz und Nachtrunk dieses Exportbieres, aufmerksam lauscht man dabei meinen Ausführungen, dass die ehemalige Brauereigenossenschaft zwar nun zu König Ludwigs Kalifat gehört, aber das Bier nichts von seiner Geschmacksschönheit verloren hat.

Fürwahr, das Holzkirchner Gold gilt als besonderes unter den gewöhnlichen Bieren. Während sein gelber Holzkirchner Bruder, der Urtyp Hell, eher etwas ist, den man sich gegen den Werktagsdurst reinhaut, läuten bei jeder Flasche Gold die Glocken von St. Laurentius, scheint bei jedem Schluck die Abendsonne auf die imaginäre Hirschlederne, mitten in cumarinschwangerer Luft über frisch gewendetem Heu, mit einem feschen Dirndl an der Seite, das sagt „i mog di, Martin“.

„5,5 Prozent Alkohol, die einen umarmen, küssen und mit einem wohlerzogenen „Pfüa Gott“ wieder verlassen“, resümiert Martin Calsow. „Dagegen tritt einem das Tegernseer Spezial einfach nur ans Schienbein.“

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