“Corona-Bierzelt-Welle” am Abflauen?

Die zeitversetzte Reaktion auf die Bierfestsaison zeigte sich deutlich in Bayern: Ab Mitte September bis Anfang Oktober schnellten die Corona-Inzidenzzahlen im Landkreis in die Höhe. Die bayerische Hospitalisierungsrate zog zeitversetzt stark nach. Wie kommt das Kreiskrankenhaus durch die “Feier-Welle”?

In Agatharied entspannt sich die Situation nach der “Corona-Bierzelt-Welle” in Bayern wieder. / Archivbild Lenka Li Lilling

Vor zwei Jahren undenkbar, kehrt immer mehr Normalität in den Alltag zurück. Dazu zählen auch Eckpfeiler der bayerischen Lebenskultur, wie die großen Herbst-Volksfeste. Dank einer Impfrate von über 75 Prozent und der sich zwar deutlich schneller verbreitenden, aber weniger gefährlichen Virusvariante Omikron, war das Feiern in den Bierzelten 2022 ohne Beschränkungen möglich.

Das wirkte sich landesweit auf die Corona-Inzidenzzahlen, die Hospitalisierungsrate und den Krankenstand der Mitarbeiter aus, doch was bedeutete der erneute Anstieg für die medizinischen Einrichtungen? Die TS hat sich beim Krankenhaus Agatharied über die aktuelle Situation erkundigt. Unsere Fragen beantwortet die Leiterin der Kommunikationsabteilung, Melanie Speicher.

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Wir waren die letzten zwei Wochen?

Melanie Speicher: Die letzten zwei Wochen waren sehr intensiv. Zwischenzeitlich war es sogar wieder notwendig, dass die Koordinierungsgruppe des Krisenstabs in täglichen Besprechungen zusammen kam, um vor der Lage zu bleiben. Da hatten wir zum Teil bis zu 55 Corona Patienten im Haus.

Zum Glück ist die Welle jetzt merklich abgeflaut. Der Rückgang der Inzidenz im Landkreis macht sich langsam auch im Krankenhaus bemerkbar. Heute waren es zum ersten Mal wieder unter 30 Corona-Patienten (27 auf den Normalstationen und 1 auf der IMC Station. Auf der Intensivstation 0 Corona Patienten.)

Die Inzidenz geht seit einigen Tagen zurück – die Belastung im Krankenhaus auch?

Speicher: Mit den vielen Corona-Fällen und gleichzeitig hohen Mitarbeiterausfällen mussten wir während der letzten drei Wochen die aus medizinischer Sicht verschiebbaren Fälle verschieben und somit unsere Behandlungskapazitäten entsprechend reduzieren.

Wir haben versucht, der Belastungsgrenze der Mitarbeiter so Rechnung zu tragen.

Die Entwicklung der letzten Tage lässt hoffen, dass die Welle weiter abflaut und wir wieder mehr Kapazitäten in Betrieb nehmen können – und so auch die verschobenen Patienten nach und nach behandeln können. Von einer Entlastung kann man somit also auch nicht wirklich sprechen.

Wie steht es um den Krankenstand bei der Belegschaft in Agatharied?

Speicher: Auch hier haben sich die Zahlen wieder gebessert. Von zwischenzeitlich bis zu 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Krankenstand (alles, nicht nur Corona) waren wir heute wieder bei 35. Erfahrungsgemäß sind die Zahlen aber auch hier am Anfang der Woche immer etwas niedriger als im restlichen Wochenverlauf.

Was ist anders an der Situation als noch vor einem Jahr?

Speicher: Die Corona-Zahlen im Haus waren Anfang November 2021 ähnlich denen der letzten Wochen. Der Unterschied ist, dass das Thema in der Öffentlichkeit noch präsenter war. Vor einem Jahr galt noch überall die Maskenpflicht, für viele Veranstaltungen galt dazu Abstand halten, eine Testpflicht etc. Große Menschenansammlungen wurden vermeiden, Testangebote gab es gratis, und das an gefühlt jeder Ecke. Man darf auch nicht vergessen, seit damals ist ein weiteres Jahr mit Corona vergangen, das zehrt.

Welche Patienten oder auch Altersgruppe ist besonders betroffen von der aktuellen Welle?

Speicher: Patienten MIT Corona lassen sich quer durch alle Altersstufen beobachten – von der Geburtshilfe bis zur Geriatrie. Die Patientinnen und Patienten, die WEGEN Corona im Haus sind, also die Hospitalisierung aufgrund des Virus, sind überwiegend Ältere, im Schnitt 70+.

Wir danken Frau Speicher für den aktuellen Bericht aus dem Krankenhaus Agatharied.

Anmerkung der Redaktion: Die genannten Zahlen beziehen sich auf Montag, 24. Oktober 2022.

 

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