Corona-Intensiv-Patientin ausgeflogen

Im Landkreis sinkt aktuell die 7-Tages-Inzidenz. Sie liegt seit einigen Tagen unter dem Wert von 700. Im Krankenhaus Agatharied sorgt dies aber keinesfalls für eine Entspannung. Eine erste Patientin wurde von der Bundeswehr in ein Krankenhaus in ein anderes Bundesland geflogen werden. Wie geht es jetzt weiter?

Am Wochenende musste erstmals eine Patientin in ein anderes Krankenhaus geflogen werden / Quelle: Lenka Li Lilling

Im Krankenhaus Agatharied ist die Lage weiter sehr angespannt. Ärzte wie Pfleger arbeiten seit Wochen am Limit. Julia Jäckel, Mitarbeiterin in der Unternehmenskommunikation, hat im Namen des Krankenhauses unsere Fragen beantwortet. Unter anderem darüber, ob man im Krankenhaus schon am bundesweiten Kleeblatt-Verfahren – bei dem Intensiv-Patienten aus den aktuellen Corona-Hotspot-Gebieten in Krankenhäuser anderer, noch nicht überlasteter Bundesländer, ausgeflogen werden – teilnimmt.

TS: Im Intensiv Register war in der letzten Woche zu sehen, dass sowohl Low Care als auch High Care immer mal wieder auf Grün standen – ist das schon eine Auswirkung der angekündigten Umstrukturierung der Intensivstation?

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Jäckel: Nein, das zeigt leider nur eine Momentaufnahme. Die Meldung an das DIVI-Register erfolgt nur einmal am Tag. Somit kann unsere Auslastung schon eine Stunde später eine vollkommen andere sein.

TS: Können sie uns dazu noch Informationen zur aktuellen Lage im Krankenhaus geben?

Jäckel: Die Lage ist nach wie vor sehr angespannt. Heute (Stand: 30.11.2021) sind sechs COVID-19-Patienten auf der Intensivstation, zwei werden auf der IMC versorgt. 41 sind auf unseren Normalstationen untergebracht. Drei Patienten sind von gestern Nacht auf heute gestorben. Wir haben festgestellt, dass diese Zahlen, so wertvoll sie für die Koordinierung der Krankenhäuser und ihrer Kapazitäten sind, für die Öffentlichkeit nicht unbedingt aussagefähig sind.

Deswegen möchten wir betonen, dass es sich dabei um eine Momentaufnahme handelt und um ein sehr dynamisches Geschehen. Unsere Zahlen können in zwei Stunden komplett anders aussehen, etwa weil eine Verlegung von der IMC auf die Intensiv stattgefunden hat, weil ein Patient verstirbt oder sich COVID-19-Patienten auf der Normalstation akut verschlechtern.

Übrigens: Im Infektionsgeschehen hinkt die Krankenhausbelegung etwa zwei Wochen hinterher, das bedeutet, dass wir jetzt die Zahlen von vor zwei Wochen erst abarbeiten.

TS: Sind auch Patienten aus Agatharied bereits für eine Verlegung angemeldet? Rechnen Sie damit, dass Patienten in den nächsten Wochen verlegt werden müssen?

Jäckel: Wir haben am vergangenen Wochenende erstmals eine Patientin über das Kleeblatt-Verfahren verlegt und werden auch in Zukunft das Kleeblatt-Verfahren nutzen, wenn dies notwendig ist, um unsere Intensivkapazitäten vor dem Kollaps zu bewahren.

Grundsätzlich ist dieses Verfahren zwar eine Entlastung, weil wir Kapazitäten für unsere Notfallversorgung schaffen, gleichzeitig müssen die verantwortlichen Ärzte hier sehr vorausschauend handeln.

Einerseits geht es um die Handlungsfähigkeit unseres Krankenhauses. Auf der anderen Seite aber stehen die berechtigten Interessen der Patienten und ihrer Angehörigen. Die Verlegung eines Patienten in weit entfernte Kliniken wie an diesem Wochenende bedeutet gerade für die Angehörigen eine massive Einschränkung. Dies ist uns bewusst.

Es ist also keine einfache Entscheidung.Wir werden Verlegungen über das Kleeblatt-Verfahren also nur dann anwenden, wenn es wirklich nicht mehr anders geht.

TS: Nehmen sie im Moment auch Patienten aus den Hotspotgebieten auf, da sie die Kapazität der Intensivstation erweitert haben?

Jäckel: Wir sind ja immer noch ein Hotspotgebiet, insofern versuchen wir vor allem als Haus handlungsfähig zu bleiben.

Wir bedanken uns bei den Verantwortlichen des Krankenhauses Agatharied für die Beantwortung unserer Fragen

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