Die Zeit der verstopften Nasen und kratzenden Hälser steht kurz bevor. Wir haben uns gefragt, was die Erkältungszeit für den Verlauf und die Diagnostik von Covid-19 nun bedeutet. Der Vorsitzende des Ärztlichen Kreisverbands Dr. Thomas Strassmüller hat Antworten.
Herr Strassmüller, die Erkältungszeit steht kurz bevor: wie wirkt sich das Ihrer Meinung nach auf den Verlauf der Corona Pandemie aus?
Strassmüller: Darauf bin ich auch gespannt: Die Leute werden sich wieder vermehrt in geschlossenen Räumen aufhalten, und das Immunsystem ist im Winterhalbjahr oft geschwächt. Beides kann ein erhöhtes Infektionsrisiko darstellen. Allerdings finde ich auch die umgekehrte Fragestellung spannend: Wie wirken sich die ergriffenen Hygienemaßnahmen auf die Erkältungszeit aus? Im Frühjahr hatten wir durchaus in den Arztpraxen beobachtet, dass neben den sinkenden Corona-Infektionen auch die Erkältungskrankheiten und die Infektionen mit Influenzaviren weniger wurden.
Es gilt die Warnung man solle zuhause bleiben wenn man Erkältungssymptome bei sich beobachtet. Bestimmt nicht grundlos. Sind die Symptome von Covid-19 tatsächlich so ähnlich ? Oder gibt es doch erkennbare Unterschiede?
Strassmüller: Die Symptome einer Infektion mit Sars Cov2 sind vor allem in der Frühphase und bei milden Verläufen denen einer banalen Erkältungskrankheit sehr ähnlich. In späteren Phasen einer Covid 19-Erkrankung und bei schwereren Verläufen gibt es dann erkennbare Unterschiede.
Erschwert diese Tatsache die Diagnostik ?
Strassmüller: Ja, da wir Infektionen möglichst frühzeitig diagnostizieren wollen, um weitere Infektionen zu verhindern, stellt diese Ähnlichkeit mit Erkältungskrankheiten tatsächlich ein Problem dar.
Vermutlich entsteht nun eine zusätzliche Belastung da mehr Tests durchgeführt werden müssen, ist die Kapazität hierfür da oder wird das problematisch?
Strassmüller: Das derzeitige bayerische Testangebot ist sehr großzügig. Spätestens dann, wenn man im Rahmen von Ausbruchsgeschehen sieht, dass die Testkapazität an ihre Grenzen stößt, wird man sich überlegen müssen, ob man wieder auf eine gezieltere Form der Testung umstellt.
Ist es möglich, dass gar nicht so viel passiert, da durch die Hygienemaßnahmen insgesamt ein geringeres Infektionsrisiko besteht?
Strassmüller: Die ergriffenen Hygienemaßnahmen sind sicher wirkungsvoll. Sowohl zur Vermeidung von Infektionen mit Sars Cov2, als auch zur Vermeidung von Erkältungskrankheiten. Und die Menschen im Landkreis halten sich größtenteils an die Maßnahmen. Auch der verstärkte Aufruf zu einer Grippeimpfung wird vermutlich Wirkung zeigen.
Wie schätzen Sie die Corona Lage im Landkreis momentan ein ?
Strassmüller: Wir sind hervorragend über den Sommer gekommen. Und das trotz einer enorm hohen Anzahl von Urlaubern und Tagesausflüglern. Ich halte das nicht für selbstverständlich. Hier kann man allen Beteiligten ein großes Lob aussprechen. Die Reiserückkehrer haben wie erwartet zu einem Anstieg der Infektionszahlen geführt. Allerdings konnten trotz umfangreicher Testung keine kritisch hohen Inzidenzen Im Landkreis Miesbach festgestellt werden.
Wie sieht es mit den Krankenhäusern aus ? Sind dort noch schwere Verläufe zu verzeichnen ?
Strassmüller Diese Situation spiegelt sich auch im Krankenhaus Agatharied und in den Rehakliniken rund um den Tegernsee wieder. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es meines Wissens im Landkreis Miesbach keine schweren Verläufe von Covid 19.
Woran könnte das liegen ?
Strassmüller: Wahrscheinlich liegt es daran, dass die wenigen mit Sars Cov 2 infizierten Menschen im Landkreis nicht zu den Risikogruppen für einen schweren Verlauf gehören.Ich weiß, dass es derzeit viele Spekulationen darüber gibt, dass es auch andere Gründe für die wenigen schweren Verläufe geben könnte. Wissenschaftliche Belege hierfür haben wir jedoch zum jetzigen Zeitpunkt nicht.
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