Stadt Tegernsee soll ihre Grundstücke bebauen

Nahezu alle Parteien haben sich die Schaffung von günstigem Wohnraum auf ihre Fahnen geschrieben. Vor allem im Tegernseer Tal wird die Schere angesichts der Grundstückspreise zwischen Luxus- und sozial verträglichen Wohnungen immer größer. Mit einem Antrag will nun die Orts-CSU das Thema anschieben.

Die “Amerikanerwiese” mit 6.000 Quadratmetern an der Leebergstraße, die mit bezahlbarem Wohnraum bebaut werden soll / Quelle: Google

„In Tegernsee sind in den letzten Jahren zu viele Häuser errichtet worden, die für die Entwicklung der Stadt keinen Mehrwert und zu wenig allgemein verfügbaren Wohnraum geschaffen haben“, konstatiert Florian Widmann als CSU-Sprecher im Stadtrat. Meist würde es nur um die Rendite gehen, der maximalen Gewinnerzielung. Dies führe auf den wenigen für Wohnungsbau vorhandenen Flächen in Tegernsee zu einer maximalen Verdichtung. „Diese Entwicklung muss gestoppt und ihr ein eigenes Konzept entgegengestellt werden“, so die Forderung der CSU in ihrem Antrag.

Daher beantragte die Fraktion, dass die Stadt Grundstücke und Wohnhäuser für bezahlbaren Wohnraum erwirbt. Bauwerber für solchen Wohnraum sollten gefördert und unterstützt sowie neuer Baugrund für Mietwohnungen ausgewiesen werden. Ebenso will die CSU geprüft haben, ob auf der sogenannten Amerikanerwiese (Leebergstr.25) „eine teilweise Bebauung mit Mietwohnungen möglich ist“.

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Gleichwohl sei Widmann bewusst, dass der Wunsch nach bezahlbarem Wohnraum häufig den Schutz des Außenbereichs tangiere. Um einer maximalen Verdichtung entgegenzutreten, könnte die Bebauung der Amerikanerwiese mit einer lockeren Bebauung von kleineren Mehrfamilienhäusern „einen guten Kompromiss darstellen“. Präzedenzfälle dürften dadurch allerdings nicht „entstehen“.

„Amerikanerwiese“ für Mietwohnungen?

Schon seit langem sei der bezahlbare Wohnraum bei allen Stadträten in den Köpfen, entgegnete Vize-Bürgermeister Heino von Hammerstein (BürgerListe). Ihm aber wäre es lieber, statt der 12.000 Quadratmeter großen Amerikanerwiese das Bahnhofsareal zu entwickeln. Dort höre er immer wieder, das Bahnhofsgelände könnte einmal für die Elektrifizierung der BOB gebraucht werden. „Mir ist das zu vage“.

Es gebe bereits ein Ausweichgleis am westlichen Teil des Bahnhofs. Er plädiere dafür, so Hammerstein, den Bahnhof in die Planungen für die Wohnbebauung der Stadt mit einzubeziehen. Zumal der unansehnliche Bahnhofsplatz nach einer Entwicklung „schreie“. Auch auf der künftigen Parkfläche des neuen Feuerwehrhauses, die jetzt noch ein Spielplatz ist, könne er sich eine Überbauung, eine Überständerung mit einem Wohnhaus vorstellen. Nur ein Parkplatz dort sei eine „Fehlentwicklung“.

Schon 2003 habe die Stadt untersucht, so Andreas Obermüller (FWG), welche Grundstücke für bezahlbaren Wohnraum überhaupt in Frage kommen. Seitdem sind „wir ja laufend dran“. Sein Vorschlag: den CSU-Antrag an den Ortsplanungsausschuss zu überweisen, um die Geschäftsordnung einzuhalten.

Bebauung des Bahnhofsgeländes angeregt

Für Thomas Mandl (SPD) klang der Antrag zunächst mal „sexy“, doch „wir tragen die Suche nach günstigem Wohnraum wie ein Mantra vor uns“. Einige Vorhaben habe die Stadt bereits in Angriff genommen. Nun aber trete die CSU als Retter einer Situation auf, die sie selbst verschuldet habe. Sie hätte das Einheimischen-Programm auf dem Schwaighof-Grundstück ebenso abgeschmettert, wie den Kauf des Krankenhausgeländes. „Wir hätten eine ganz andere Situation, wenn ihr auf die SPD gehört hättet“.

Bürgermeister Johannes Hagn (CSU) aber würgte den „parteipolitischen Diskurs“ ab, „wenn wir uns alle Anträge um die Ohren hauen“. Ähnlich wie für Hammerstein gelte auch für ihn, so Mandl; „innen vor außen“. Eine Möglichkeit für ihn wäre, den Edeka-Markt aufzustocken oder die Gemeindewohnungen in der Waldschmidtstraße zu modernisieren und neu zu bauen. Es gebe viele Möglichkeiten, die man vorziehen könnte, „bevor man in den Außenbereich geht“.

Martina Niggl-Fisser (BürgerListe) warb dafür, die Wohnungen im neuen Feuerwehrhaus zu berücksichtigen und an eine Bebauung des Bahnhofsgeländes zu denken. Auch für sie sei der Außenbereich tabu, denn man brauche im Tal die Natur auch für den Tourismus. Sonst würde man Grundstücksspekulanten Tür und Tor öffnen. „Es dürfen keine Präzedenzfälle geschaffen werden“.

Außenbereich „Ultimo Ratio“

Mit diesem Antrag solle niemanden „etwas hineingewürgt werden“, stellte Norbert Schußmann (CSU) klar. Man wollte nur Anregungen liefern. Die „Amerikanerwiese“ sei im Flächennutzungsplan schon als „bebaubar“ dargestellt. Dort aber seien kostspielige Hangsicherungsmaßnahmen notwendig. Wenig hielt Schußmann von der Bebauung des Bahnhofsgeländes angesichts der geplanten Ausweitung des ÖPNV. „Das ist nicht zielführend“.

Peter Schiffmann (SPD) fand es grundsätzlich gut, sich dieses Thema vorzunehmen. Doch der Außenbereich sollte „Ultima Ratio“ sein. Auf den enormen Bedarf von Wohnungen verwies Hagn. „Wir haben eine lange Liste von Bewerbern“. Selbst die teuerste Wohnung im Quartier Tegernsee mit 175 Quadratmetern „hätten wir sechsmal verkaufen“ können. Alle Wohnungen „sind weg“. Deshalb müsse man alle Möglichkeiten ins Auge fassen. Mit dem Antrag sollte eine Prüfung durch die Verwaltung erreicht werden, so Hagn. Danach könne sich dann der Ortsplanungsausschuss damit befassen. Dafür gab es ein einstimmiges Votum des Stadtrats.

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