Ein Jahr dauerte seine Flucht, dann schnappten für den mit internationalem Haftbefehl gesuchten Daniel Uckermann die Handschellen zu. Am 13. August wurde der „schnelle Daniel“, wie man ihn in Rennfahrerkreisen gerne nannte, in Innsbruck ausgebremst.
Statt mit einem standesgemäßen Maserati wurde er nach einer „Schubhaft“ dann Anfang Oktober in einem handelsüblichen Polizeifahrzeug nach München überstellt, wie Oberstaatsanwältin Hildegard Bäumler-Hösl, Pressesprecherin für Wirtschaftsdelikte, der Tegernseer Stimme bestätigt. Uckermanns neue Anschrift für die Untersuchungshaft ist nun die Justizvollzugsanstalt Stadelheim.
Von der Villa in den Bau
Welch ein Quantensprung. Bis zum Herbst vergangenen Jahres war es eine der besten Wohnlagen Rottach-Egerns, in der Uckermann mit seiner rumänischen Lebensgefährtin und einigen Luxuskarossen auf großem Fuß lebte. Tauschen muss er nun das Fünf-Zimmer-Haus mit zweihundert Quadratmetern Wohnfläche mit einer Einzelzelle bis zum Verhandlungstermin im nächsten Jahr. Er wird der Untreue und des Betrugs beschuldigt, so die Ermittler.
In ihrem Visier ist der Beschuldigte laut Staatsanwaltschaft seit zwei Jahren mit den beiden Münchner Firmen Power Recovery Systems GmbH und Premium Safe Ltd. & Co. Verwaltungs KG. Über letztere und einer Swiss Concept GmbH in Grünwald soll Uckermann mit einem Schneeballsystem über 3.000 Anleger geprellt haben. Er versprach „in verschiedene lukrative Märkte und Produkte, in verschiedene Finanzinstrumente sowie Edelmetalle“ zu investieren. Doch ihr Erspartes sahen die Anleger nie. Vieles davon verschlang wohl auch Uckermanns teures Hobby. Als Rennfahrer schaffte sogar einmal den Gesamtsieg der sogenannten GT4-Serie. Doch bei seinen Geschäften schoss der 35-Jährige offenbar übers Ziel hinaus.
Anleger um mehr als 43 Millionen geprellt?
Der Schaden wird auf 43 Millionen Euro beziffert. Diese Summe errechnete gegenüber der Tegernseer Stimme der Insolvenzverwalter und Rechtsanwalt Oliver Schartl. Er wurde am 24. Februar vom Amtsgericht München als Insolvenzverwalter eingesetzt. Ihm obliegt es nun, das Vermögen von Uckermanns Pleite-Firmen sicher zu stellen.
Doch da ist offenbar nichts mehr da. „Nennenswertes Vermögen konnte bisher nicht ermittelt werden“, so Schartl, „da auch mehrere Millionen Euro als Provisionszahlungen an Anlagevermittler geflossen sind“. Laut Schartl „sollen rund 3.200 Anleger Hybridanleihen mit unbekanntem Volumen gezeichnet haben“. Nachdem die Konten der Premiums Safe leergeräumt waren, beziffern andere Anwälte von Geschädigten den Schaden auf 100 Millionen Euro.
Gutgläubige Anleger lockte der 35-Jährige mit märchenhaften Renditen auf ihre Einlagen von bis zu 42 Prozent im Jahr. Ausgegeben hatte sich Uckermann 2011 als erfolgreicher Hedgefonds-Manager der Premium Safe Ltd. Eingetrieben wurden die Gelder über die Swiss Concept GmbH.
Auch deren Geschäftsführer protzte mit Nobelmarken, einem Ferrari, einem Bentley und einem Porsche Cayenne. Solcher Lifestyle war auf Kosten der Anleger leicht möglich, die man um Millionen prellte. Über 100 Geschädigte vertritt der Münchner Anwalt Rudolf L. Müller. Seine Mandanten investierten zwischen 3.000 und 5.000 Euro in Uckermanns Schneeballsystem. Ein Anleger habe ihm sogar seine ganze Altersversorgung von 200.000 Euro anvertraut, berichtet Müller:
Das ist bitter für den Mann. Doch der ist eine Ausnahme. Das Gros der Anleger blieb auf kleineren Beträgen sitzen.
Auf seinen Forderungen sitzen bleiben wird wohl auch der Eigentümer von Uckermanns Rottacher Villa, wie deren Verwalter auf Anfrage einräumte. Eine Schadenssumme wollte er allerdings nicht nennen. Dem „freundlichen Nachbarn“, als der sich Uckermann gegeben hat, hätte man einen solchen Betrug nicht zugetraut. Stutzig machten offenbar auch nicht die des „Öfteren gefeierten größeren Partys“.
Ob diese nach einem Rennsieg oder dem Vertragsabschluss von letztlich geprellten Anlegern gefeiert wurden, wird wohl erst mit dem Prozess bekannt werden.
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