Keine Privatsphäre dank Seesteg

Der Tegernseer Seesteg ist vielen Anliegern nach wie vor ein Dorn im Auge. Sie fürchten den Verlust ihrer Privatsphäre durch die vielen Fußgänger, die den Steg nutzen und dabei direkt in ihre Grundstücke hineinschauen können.

Um das zu verhindern, will ein Tegernseer nun Sichtschutzwände aus Holz errichten. Der Bauausschuss musste nun entscheiden, ob man einen solchen Präzedenzfall schaffen will, oder nicht.

Seit Bestehen des Seesteges sind viele Grundstücke von Anliegern frei einsehbar.
Seit Bestehen des Seesteges sind viele Grundstücke von Anliegern frei einsehbar.

Der Tegernseer Bauausschuss musste gestern einen schwierigen Spagat schaffen. Zum einen hat die Stadt ein Interesse daran, das Ortsbild gemäß der dafür festgelegten Satzung zu erhalten. Zum anderen will man aber auch auf die Bedürfnisse der Tegernseer eingehen. Zwei vier Meter lange und 1,80 Meter hohe Sichtschutzwände aus Holz als Abgrenzung zum Seesteg, wie sie der Anwohner des Grundstücks am Rathausplatz errichten will, sind in dieser Form allerdings nicht mit der Tegernseer Ortsgestaltungssatzung vereinbar.

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„Gemäß unserer Satzung sind solche Konstruktionen nur bis zu einer Höhe von 1,10 Metern zulässig. Wir würden hier also einen Präzedenzfall schaffen“, erklärte Bettina Koch aus dem Tegernseer Bauamt im Bauausschuss. Das Gremium musste entscheiden, ob und welche Form von Sichtschutz man den Anwohnern an dieser Stelle gewähren will.

Grünwalder Verhältnisse?

„Ich bin dagegen, dass wir hier Verhältnisse wie in München-Grünwald bekommen und eine immer weitere Abschottung stattfindet. Wenn man in einer Gemeinschaft wohnt, muss man auch ertragen können, dass einer ins Grundstück rein schaut“, gab Norbert Schußmann (CSU) zu Bedenken. Im Münchner Nobelvorort Grünwald schotten sich viele Anwohner mit hohen Hecken oder anderen Konstruktionen vor den Blicken der Passanten ab. Für Schußmann ist das allerdings keine Option. Eine Auffassung, die die anderen Mitglieder des Bauausschusses so nicht teilten.

So konnte Martina Niggl-Fisser (Bürgerliste) den „Wunsch nach einem Sichtschutz und Intimsphäre“ durchaus nachvollziehen. Und Peter Hollerauer (Freie Wähler) fügte an, dass die Frequentierung am Steg schon eine andere sei als an anderen Stellen in Tegernsee. Nichtsdestotrotz wollte der Bauausschuss verhindern, dass dort eine dauerhafte Holzwand als Sichtschutz entsteht. „Mit einer Hecke kann ich leben. Ich bin aber klar gegen eine Holzkonstruktion“, machte Hollerauer deutlich.

Stadt mit Kompromissvorschlag

Nun galt es, einen Kompromissvorschlag zu finden. Die Stadt Tegernsee regte daher eine Bepflanzung entlang der gesamten Grundstücksgrenze an. Bis diese die zulässigen 1,80 Meter erreicht hat, ist die Stadt zudem bereit, einen Kompromiss einzugehen. „Bis dahin kann er die beantragte Holzwand provisorisch für ein Jahr errichten. Allerdings nur in einer Höhe von 1,60 Metern“, merkte Bettina Koch an.

Darüber hinaus stellte der Bauausschuss gestern auch sicher, dass die geplante Hecke ein Maß von 1,80 Meter Höhe nicht überschreiten darf. An öffentlichen Verkehrsflächen dürfen Anpflanzung nicht höher ausfallen.

„Es besteht hier ein berechtigtes Interesse auf einen Sichtschutz. Wir würden daher eine Ausnahme machen, bis die Anpflanzung entsprechend hoch gewachsen ist“, meinte auch Bürgermeister Johannes Hagn. In seinen Augen bleibt somit die Optik an dieser Stelle gewahrt und den Anwohnern wird trotzdem Gehör geschenkt. Das sei ein idealer Kompromiss, so Hagn weiter.

Dass bei einer Höhe von 1,80 Meter auch wirklich Schluss ist, machte der Bauausschuss gestern im Beschluss deutlich, dass es sich bei dem Steg um eine öffentliche Verkehrsfläche handelt und daher laut der Satzung der Stadt eine Anpflanzung eben nicht höher als 1,80 Meter ausfallen darf. Der Beschluss wurde einstimmig gefällt.

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