Schreiende Kinder, überforderte BOB-Mitarbeiter, Polizisten im Einsatz. Die samstagabendliche Heimfahrt mit der BOB in Richtung München hatten sich viele anders vorgestellt. Denn nur wenige Minuten nach dem Start war Schluss. In Gmund strandeten rund 300 Zugreisende, darunter 20 Radlfahrer.
Dabei war in der ersten Stunde der ungeplanten Pause – zwischen 20 und 21 Uhr – die Stimmung noch gut. Viele der rund 300 Fahrgäste standen auf dem Bahnsteig herum, einige assen Pizza, wieder andere tranken Bier. Was alle nervte, war die fehlende Kommunikation. “Wir wissen gar nichts, seit über einer Stunde stehen wir hier”, so eine Holzkirchnerin am Samstag.
In Schaftlach “kippt” die Stimmung
Nach dem etwa 50 Fahrgäste die BOB verließen und in einen Bus gesetzt wurden, fuhr die BOB um 21:26 Uhr in Gmund los. Was die Menschen in den immer noch gut gefüllten und überhitzten Abteilen nicht ahnten, nur 20 Minuten später fing das Chaos von vorne an. In Schaftlach hieß es plötzlich: alle aussteigen und den gegenüberliegenden Zug Richtung München nehmen.
Kurz darauf standen 250 Menschen am Schaftlacher Gleis. Doch als der Zug wenig später ankam, handelte es sich um den Zugteil in Richtung Lenggries. Der Zug dagegen, aus dem alle ausgestiegen waren, sollte schnellstens wieder zurück nach Tegernsee. Doch die Fahrgäste waren verunsichert, einige wollten wieder einsteigen, erneut kam – wie schon in Gmund – zu verbalen Auseinandersetzungen. So erklärte eine BOB-Mitarbeiterin:
Wenn Sie nicht aussteigen, mache ich von meinem Hausrecht Gebrauch und zeige Sie an. Wegen so ein paar Chaoten hätte eine schwangere Frau hier gerade beinahe ihr Kind verloren. Seid doch froh, dass es euch gut geht.
Die beiden Züge in Richtung Gmund und Lenggries fuhren kurze Zeit später ab. Auf dem Gleis zurück blieben die rund 250 Menschen. Die Stimmung war da fast fatalistisch, mittlerweile waren die meisten seit zwei Stunden unterwegs – für 15 Kilometer. Darunter alte Menschen, Kinder, Radler und Touristen mit Koffern. Die älteren zeigten sich konsterniert, die jüngeren machten das beste aus der Situation und feierten eine kleine Party auf dem Bahnsteig.
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Doch das Kommunikationschaos nervte sie alle. Eine Durchsage erreichte nur einige Fahrgäste: so sollte bald ein Bus – ähnlich wie in Gmund – als Schienen-Ersatz-Verkehr in Richtung Holzkirchen eintreffen. Doch ob das auch stimmte, wusste zu der Zeit keiner. Ob mit Bus oder BOB – erst nach 23 Uhr kamen die Fahrgäste am Bahnhof in München an – und damit drei Stunden und zehn Minuten nach dem Start in Tegernsee.
Warum das so ist und wer für das Problem verantwortlich zeichnet, darüber gehen auch heute die Meinungen auseinander. Die einen sagen, die renitenten Radler seien schuld, die anderen machen die BOB verantwortlich, die es nicht schaffen würde, ausreichend Plätze an erwartungsgemäß stark frequentierten Tagen zur Verfügung zu stellen. Klar ist nur: für die mangelhafte Kommunikation und fehlende Ansagen können auch die Radler nichts.
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