„Das berührt jeden, der hier wohnt“

Rottachs Bürgermeister Christian Köck bezeichnete die Diskussion um den Neubau eines Milchviehstalls am Webermo-Hof in der gestrigen Sitzung als „regen Gedankenaustausch“. Sie war mehr als das.

Der Webermo-Hof soll einen riesigen Laufstall fürs Vieh bekommen. Gestern lehnte der Ortsplanungsausschuss den Bauantrag ab. Entschieden ist deshalb noch lange nichts. / Bild: K. Wiendl

Am Webermo-Hof in Rottach-Egern soll ein neuer Laufstall für Kälber und Jungvieh gebaut werden (wir berichteten). Zusammen mit einer „Bergehalle“, in der das Heu gelagert und getrocknet wird. Statt einer Güllegrube gibt es einen Güllekeller. Geplant ist außerdem ein Showroom mit Küche, der den Feriengästen des Hofs die Möglichkeit bieten soll, die Kühe zu beobachten und die Milch zu verköstigen.

Anfang August hatte der Rottacher Ortsplanungsausschuss den Bauantrag von Josef Stadler das erste Mal auf dem Tisch. Damals vertagten die Ausschussmitglieder ihre Entscheidung. Die Begründung: Der 57 Meter lange und 36,5 Meter breite Neubau sei zum einen viel zu groß, zum anderen sei zu befürchten, dass die Ortsoptik unter dem Massivbau leide. Eine Ortsbesichtigung wurde anberaumt.

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Nach gestriger Ortsbesichtigung

Gestern nun war dieser Termin. Nachdem die Ausschussmitglieder von ihrer Ortsbesichtigung zurückkehrten, erklärte Bürgermeister Köck, es habe ein „reger Gedankenaustausch“ stattgefunden. Ins Protokoll wurde gleich zu Beginn aufgenommen, Anastasia Stadler habe sich bei dem Bauvorhaben aus Befangenheitsgründen jedweder Diskussion und Abstimmung zu enthalten.

Der Neubau entspreche der gemeindlichen Gestaltungssatzung, warf Rottachs Bauamtsleiterin Christine Obermüller ein. „Seitens der Gemeinde sei die Projektplanung vorbildlich“, betonte sie. Es passe sich der Landwirtschaft und sei deshalb für den Ort zu begrüßen. Vom Neubau betroffen seien vor allem die Nachbarn.

Wie berichtet haben diese mit Emissionen von Gestank, Fliegen und Glockenläuten zu rechnen. Köck hatte deshalb schon bei der ersten Diskussion ein Emissionsschutz-Gutachten gefordert und vorgeschlagen, den Laufstall etwas zu verrücken.

Eine schwierige Entscheidung

Tierschutz-Vorsitzende Johanna Ecker-Scholte (FWG), die die Planungen in der August-Sitzung schon aus Tierschutzgründen verteidigt hatte, fragte nach der Ortsbesichtigung noch einmal nach, ob denn die „maximale Bebauung“ ausgeschöpft werden müsse?

Man habe ja keine fachlichen Kenntnisse und müsse sich hierzu vielleicht ein paar Informationen einholen. Das konnte Thomas Lamm (FWG) nur bestätigen. Thomas Tomaschek (Grüne) sprach es deutlicher an: „Der Neubau ist keine Erweiterung des Bestands, sondern eine Verdoppelung“. Das Vorhaben „berühre jeden, der hier wohnt“.

Eine deartige Flächenversiegelung gehe „eindeutig in die falsche Richtung“. Er könne nur bedauern, was passiert. Wissen wollte er zudem, was denn mit dem alten Stadl geschieht, wenn dieser nicht ins Konzept integriert sei.

Entweder Ja oder Nein

Der zweite Bürgermeister Josef Lang (CSU) war auch der Meinung, dass ein solch überdimensionierter Neubau „massiv in die Ortsplanung“ eingreife. Er schlug vor, den Gemeinderat darüber abstimmen zu lassen. Auch wenn ihm klar sei, dass dieser „nicht betroffen“ ist. Diesen Vorschlag lehnte Bauamtsleiterin Obermüller mit einem rigorosen „Nein“ ab.

Die nächste Gemeinderatssitzung sei erst am 18. September, meinte Obermüller, die Petition laufe aber schon am 16. September aus. Und die Beantragung einer Fristverlängerung sei nicht möglich, es sei denn, die Stadlers würden ihren Antrag zurückziehen. Der Ortsplanungsausschuss müsse entweder mit Ja oder Nein abstimmen.

Unsicherheit in der Abstimmung

Köck gab zu Bedenken, dass es noch immer das Instrument einer Sondersitzung gebe. Er habe allerdings das Stimmungsbild vor Ort einfangen können und schlage deshalb vor, den Bauantrag zurückzustellen. Und zunächst einmal jemanden an Bord zu holen, der aus fachlicher Sicht etwas über die zukünftige Bauentwicklung sagen kann.

Schließlich gehe es hier um eine „wegweisende Entscheidung“, die insofern Folgen habe, als das andere nachziehen könnten. Ihm selbst falle es schwer, so Köck, den Bauantrag abzulehnen. „Wir brauchen die Landwirtschaft für die Gemeinde. Ich bin froh um jeden Hofnachfolger“. Hier handele es sich nicht um einen Zuchtbetrieb, sondern um einen Betrieb, bei dem das Tierwohl im Vordergrund stehe.

Gremium lehnt Bauantrag ab und übergibt an Gemeinderat

Die Belange der Nachbarn kamen nicht mehr zur Sprache. Warum beißt man sich so an den kleinen Landwirtschaften fest? fragte er in die Runde. Dennoch: Er sei sich der Größenordnung durchaus bewusst und verstehe die Bedenken und offenen Fragen. Josef Lang fasste sich ein Herz und stellte den Antrag, das Bauvorhaben zurückzustellen und die Entscheidung über den Bauantrag dem Gemeinderat zu überlassen.

In einer ersten Abstimmung befürwortete das Gremium den Vorschlag, den Gemeinderat über den Neubau abstimmen zu lassen. Bei der zweite Abstimmung ging es darum, den Bauantrag abzulehnen. Was die Ortsplanungsausschuss-Mitglieder auch taten. Der Bürgermeister war der einzige, der dafür stimmte.

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