Das “Digitale” ist näher als man denkt

In der letzten Woche fand in Berlin die republica statt ‒ eine der größten Veranstaltungen rund um das Internet. Die Politik der sogenannten Netzgemeinde war dabei wieder mal eines der großen Themen.

Wie und warum das auch im Tegernseer Tal eine Rolle spielt? Einige der Gedanken und Ideen sind bereits bei uns angekommen. Andere werden folgen.

republica
Jedes Jahr trifft sich auf der Republica in Berlin die “digitale Elite” / Foto: re-publica.de

Die republica ist eine Veranstaltung von und für “Nerds”. Für drei Tage treffen sich jedes Jahr diejenigen, die sich im Internet zu Hause fühlen, zu einer großen Konferenz. Es gibt Vorträge, Diskussionen und die Möglichkeit, gemeinsame Ideen auszuarbeiten. Eine Art Branchentreff der Onliner und damit ein Lobbytreffen derjenigen, die oft als „Netzgemeinde“ bezeichnet werden.

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Was sich fern anhört, sowohl örtlich wie auch thematisch, ist in einigen Punkten gar nicht so weit weg vom Tegernseer Tal. Einige der diskutierten Themen haben wir uns darum etwas genauer angeschaut:

Open Government ist auch bei uns ein Thema

Eines der großen Themen war, wie schon in den Jahren zuvor, Open Data und Open Government. Hinter den englischen Schlagwörtern verbirgt sich der Wunsch nach freiem Datenzugang. Es geht dabei vor allem um öffentliche Daten, wie Zugfahrpläne, Dokumente oder etwa Messdaten aus Wetter und Umweltmessstationen.

Auf politischer Ebene bedeutet das „Open“ den Wunsch nach einfacherem Zugang und mehr Transparenz. Kontakt zu Behörden und Verwaltungen via E-Mail anstatt Brief, aber auch der weitere digitale Fortschritt innerhalb staatlicher Stellen. Nur als kleines Beispiel: Noch heute produziert jeder deutsche Verwaltungsangestellte durchschnittlich 31 Papierausdrucke. Täglich.

Noch sind Verwaltung und Gemeinderat, wie hier in Gmund, meist auf viel Papier angewiesen. Das soll sich in Zukunft ändern.

Dabei ist ein klein wenig Open Government auch bei uns schon angekommen. So hat Rottach-Egern erst kürzlich ein digitales Ratsinformationssystem installiert. In Tegernsee existieren ähnliche Pläne. Gemeinderäte können darüber Sitzungsunterlagen online einsehen, und auch für interessierte Bürger soll es zukünftig möglich sein, die Sitzungsprotokolle jederzeit einsehen zu können.

Dieser erste Schritt wird sicherlich nicht der letzte bleiben – nicht zuletzt getrieben durch den Deutschen Städte- und Gemeindebund, sind Open Data und Open Government zwei der großen Themen der nächsten Jahre, die auch vor kleinen Gemeinden nicht Halt machen werden. Diskussionen über die Live-Übertragungen von Gemeinderatssitzungen finden sich beispielsweise auch bei uns immer wieder auf den Tagesordnungen der Gremien.

„Open Public Transport“ oder Talkarte für alle

Während auf der Jahreskonferenz der digitalen Elite über „Open Public Transport“ diskutiert wird, tut sich in einem ganz ähnlichen Bereich auch bei uns etwas: In Rottach nennt man es weniger spektakulär eine „Talkarte für alle Bürger“. Gemeint ist die Überlegung, den Busverkehr auch für Talbewohner zu vereinfachen und günstiger zu gestalten. Eine Möglichkeit, um so dem Verkehrskollaps im Tegernseer Tal entgegenzuwirken.

Dabei geht der Gedanke bei den Onlinern noch um einiges weiter. Dort versteht man unter „Open Public Transport“ auch Ideen wie das gemeinsame Nutzen von Autos (Carsharing) oder öffentlich verfügbare Fahrräder.

Es gibt immer wieder Überlegungen die “Talkarte” auch für Einheimische einzuführen. Busfahren für alle.

In der Zukunftsvision soll auf diese Weise nicht nur der öffentliche Nahverkehr optimiert werden, sondern beispielsweise direkt auf dem Smartphone angezeigt werden, ob Carsharing-Fahrzeuge oder öffentliche Fahrräder am Bahnhof zur Verfügung stehen. Das Ziel ist es, die Nutzung privater Fahrzeuge drastisch zu reduzieren.

Problematisch dabei ist allerdings, dass auch heute noch öffentliche Informationen, wie Abfahrtszeiten oder Ähnliches, nicht automatisch auch öffentlich zugänglich sind. Denn vieles davon steht nicht zuletzt unter dem Urheberrecht der Betreiber.

Ein modernes Urheberrecht – der Dauerbrenner

Das bringt einen dann auch zu einem der größten Themen der Netzgemeinde: den Bedarf nach einem modernen Urheberrecht. Viele digitale Anwendungen bewegen sich schon heute in einer Grauzone: Das geht los mit dem Teilen von Bildern in sozialen Netzwerken, Zitaten auf privaten Webseiten oder auch eingescannten Zeitungsartikeln auf Vereinsseiten. Und das sind nur einige Beispiele, bei denen man eine Urheberrechtsverletzung begeht – oft, ohne es zu wissen. Ein Thema, das heute fast jeden betrifft, der sich im Internet bewegt.

In der Realschule Bad Wiessee bildet man Schüler inzwischen mit einem Medienführerschein aus. Dabei geht es natürlich nicht nur um das Urheberrecht, sondern vor allem um den sicheren Umgang mit digitalen Medien. Und es geht auch darum, Schülern die Fallstricke, Chancen und Gefahren einer zunehmend digitalisierten Welt nahezubringen.

Wiesser Realschüler erwerben bereits heute einen Medienführerschein

Der richtige Umgang und das Wissen über rechtliche Rahmenbedingungen spielen dabei eine immer größere Rolle. Musikdownloads, Filme, Spiele – all das ist im Netz frei verfügbar. Legal nutzbar ist nicht automatisch alles davon. Hier setzt auch ein modernisiertes Urheberrecht an, indem es eine verständliche und für jeden Einzelnen nachvollziehbare Grundlage schaffen möchte, was legal und vor allem was illegal ist.

So sind Beispiele vielfältig, die zeigen, dass das „Digitale“ oft näher ist und zunehmend auch im lokalen Umfeld tiefer verankert ist, als man denkt. Und das nicht nur in Form eskalierender Facebook-Partys.

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