Schnelligkeit, Schnellkraft, Reaktionen: Die Sportmediziner der TU München testeten gestern allerhand Fähigkeiten der kleinen Nachwuchskicker. Von der der D-Jugend aufwärts sollen die Kinder nun zwei Mal im Jahr auf dieser Weise untersucht werden.
Die Tests sind Teil einer neuen Kooperation zwischen dem TUS Holzkirchen und der TU München. Während der TUS sich Rückschlüsse für die Trainingsarbeit erhofft, wollen die Wissenschaftler wichtige Erkenntnisse erlangen. „Über die „normalen“ Kinder die aktiv in Vereinen Sport treiben wissen wir so gut wie gar nichts“, erklärt Univ. Prof. Dr. Jürgen Schlegel vom Lehrstuhl für Sport- und Gesundheitswissenschaften.
Daher bietet die TU die Untersuchungen für den TUS auch komplett kostenlos an. Die aufwendigen Messungen werden von den Mitteln des Lehrstuhls finanziert. „Dennoch wäre es natürlich schön, wenn wir einen Sponsor finden würden, der uns dabei unterstützt“, meint Schlegel.
Holzkirchen sticht Unterhaching aus
Zustande gekommen ist die Kooperation durch Klaus Tobis. Er war 30 Jahre lang Jugendleiter bei Unterhaching und konnte nun für den TUS Holzkirchen gewonnen werden. Für den Verein ein großer Glücksfalls, wie Vorstand und Jugendleiter Andreas Schmidtpeter betont.
Da die TU ursprünglich mit Unterhaching kooperiert hatte, kannten sich Schlegel und Tobis bereits aus dieser Zeit. Und so konnte Tobis den Sportwissenschaftler überzeugen nach Holzkirchen zu wechseln, nach dem die Zusammenarbeit mit Unterhaching gescheitert war. Dazu Schlegel:
Dort hat man den Breitensport komplett aufgegeben und sich nur noch auf den Leistungssport konzentriert. Und wie viele Profi-Vereine war Unterhaching nicht verlässlich. Aufgrund des Leistungsdrucks werden dort ganze Konzepte einfach über den Haufen geworfen. Diese Gefahr besteht bei Holzkirchen nicht.
Über die kommenden Jahre hinweg sollen die heute getesteten Kinder beobachtet werden. So erhoffen sich Schlegel und sein Team aufschlussreiche Erkenntnisse. Kinder ab 12 Jahren hätten beispielsweise sehr unterschiedliche Ruhepulse. „Der eine hat 100 und der andere nur 60. Und wir wissen nicht was das bedeutet“, erklärt Schlegel eines seiner Forschungsziele.
Herzfehler schon frühzeitig erkennen
Schon bald will man die Zusammenarbeit noch weiter intensivieren. So will der TUS zusammen mit den Experten von der TU einen Sportmedizinische Sprechstunde einrichten. „Das ist revolutionär. So etwas hat es in ganz Bayern noch nicht gegeben“, meint Tobis.
Dabei sollen die Kinder schon früh darauf untersucht werden, ob sie für den Leistungssport geeignet sind. Auf diese Weise sollen bereits im Kindesalter beispielsweise Herzprobleme aufgedeckt werden können, die normalerweise lange unerkannt bleiben. „Wir wollen damit zeigen, wir interessieren und nicht dafür wie die Kinder Fußball spielen, sondern auch ob sie gesund sind“, erklärt Tobis.
Hintergrund sind die in den vergangenen Jahren häufiger gewordenen Todesfälle von Leistungssportlern, die an unerkannten Herzproblemen verstorben sind. Natürlich könne es im Verlauf der Untersuchungen dann auch dazu kommen, dass Kinder mit dem Fußball aufhören müssten. „Ich hatte so einen Fall schon in Unterhaching. Da musste eine Junge aus der A-Jugend seine Karriere beenden“, verrät Tobis.
Und genau das soll in Holzkirchen vermieden werden. Man habe sich überlegt, dass es nicht reiche, wenn man erst die 20-Jährigen überwacht. „Eigentlich ist es viel sinnvoller schon die jungen Kinder zu untersuchen, wenn man noch Maßnahmen ergreifen kann, die einem Herzleiden entgegen wirken können“, findet auch Schlegel.
Allerdings sind diese Untersuchungen natürlich kostenintensiver, gibt Schmidtpeter zu. Hier hofft der Vorstand die Unterstützung von Unternehmen zu gewinnen, die als Sponsoren einsteigen würden. Der TUS Holzkirchen geht damit neue Wege in der Jugendarbeit. Doch Tobis stellt klar, dass man keinen Neid erzeugen wolle, sondern ein Vorbild sein will. „Wir wollen einfach zeigen, was möglich ist“, so Tobis.
Hier noch eine kurze Fotostrecke von dem gestrigen Leistungstest:
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