„Das kam mir alles komisch vor“

Am zweiten Verhandlungstag im Prozess des schweren Raubüberfalls in Rottach-Egern meldet sich der angeklagte Antiquitätenhändler Bernd K. zu Wort. Der Vorwurf lautet: gewerbsmäßige Hehlerei. Doch die Anschuldigungen der Staatsanwaltschaft weist der Westfale zurück.

In wie fern der Händler Bernd K. schuldig ist, wird das Landgericht München noch entscheiden.
In wie fern der Händler Bernd K. schuldig ist, wird das Landgericht München noch entscheiden.

Ein brutaler Raubüberfall eines Rottacher Ehepaars sorgte im Januar 2014 im ganzen Tal für Schlagzeilen. Wie bereits berichtet, begann für die vier Tatverdächtigen vergangene Woche der Prozess am Münchner Landgericht.

Ingo W. soll mit seinem Bruder Thomas W. in eine Rottacher Villa eingebrochen sein und diese ausgeraubt haben. Das Diebesgut bestand nicht nur aus Schmuck, Bargeld und teuren Modeutensilien, sondern auch aus vielen wertvollen Stücken alten Meissner Porzellans.

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Durch eine Lüge in die Tat verwickelt?

Der Dortmunder Ralf K. soll Initiator der Beutezüge gewesen sein und die Porzellanstücke an einen Antiquitätenhändler aus Hagen verkauft haben. Heute machte der 75-jährige Händler eine Aussage, in der er sich einerseits entschuldigte, andererseits auch Vorwürfe seitens des Gerichts abstritt.

Kennengelernt hätten sich die beiden Männer bereits in den 90er Jahren. Ralf K. soll das Geschäft des Antiquitätensammlers in Hagen regelmäßig besucht haben. Er galt bei Bernd K. als sehr seriöser Kunde und kaufte unter anderem historische Gemälde oder Möbel.

Bei einer erneuten Kontaktaufnahme im Jahr 2014 soll Ralf K. den Händler durch eine Lüge in die Tat verwickelt haben. Bernd K. äußert sich: “Er erzählte mir damals, er sei als Makler tätig und habe eine sehr wohlhabende Freundin in Hamburg.“ Wenig später soll Ralf K. dem 75-Jährigen den Ankauf von wertvollen Porzellanstücken angeboten haben. Bernd K. ging davon aus, dass diese Ware aus Hamburg stammte.

Wert der Gegenstände lässt Skepsis aufkommen

Den Geldwert der ihm angebotenen 25 Porzellanstücke schätze der fachkundige Händler auf rund 100.000 bis 200.000 Euro ein. Aufgrund seiner finanziellen Situation lehnte es Bernd K. allerdings ab die Gegenstände Ralf K. abzukaufen. Doch dieser bot ihm ein sonderbares Tauschgeschäft an: Eine Uhr und 2.500 Euro Bargeld sollten die Bezahlung für die teuren Porzellanstücke sein. Bernd K. wurde daraufhin skeptisch:

Als Tauschware wollte Herr K. eine Uhr im Wert von 20.000 Euro und etwas Bargeld. Die ganze Sache kam mir schon sehr komisch vor.

Bernd K. erklärte weiter, er habe das Angebot aufgrund seiner finanziellen Lage angenommen. Er hätte geglaubt, die Stücke noch weiter verkaufen zu können. „Doch jetzt ist es mir unerklärlich, wie ich mich darauf einlassen konnte.“, so der 75-Jährige weiter und entschuldigte sich vor Gericht.

Händler streitet weitere Beschuldigungen ab

Auf Nachfrage des Richters, ob Bern K. noch anderweitig in die Tat verwickelt sei, reagierte der Antiquitätenhändler verwundert. Ingo W. unterstellt dem 75-Jährigen, er hätte am Tag des Überfalls Fahrdienste geleistet und während des Überfalls Schmiere gestanden. Obwohl Bernd K. diese Vorwürfe widerlegte, blieb das Gericht bei der heutigen Verhandlung skeptisch.

„Es wäre sehr naheliegend, wenn sie bei der Tat dabei gewesen wären. Schließlich mussten die Täter schnell entscheiden, welches Porzellan wertvoll war. Als Fachkundiger fällt mir kein besserer ein als Sie“, sprach der Richter Bernd K. an. Doch dieser blieb bei seiner Aussage, bis auf den Ankauf der Hehlerware nichts weiter mit dem Fall zu tun gehabt zu haben.

Zwei Modelle dieser Meissner Porzellanfiguren befanden sich unter dem Diebesgut.
Zwei Modelle dieser Meissner Porzellanfiguren befanden sich unter dem Diebesgut. / Quelle: Auktionshaus Bergmann

Das Gericht verkündete, dass man mit der Zeugenaussage des Opfers Dagmar J.s frühestens im Dezember rechnen werde. Sie sei aufgrund ihres Gesundheitszustandes derzeit nicht in der Lage, die Verhandlung durchzustehen. Nach Informationen des Rechtsanwaltes Ulrich Ziegert wird sein Mandant Ralf K. morgen aussagen.

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