Die Seegeister wissen es in ihrer Chronik noch ganz genau: „Vielen unvergessen sind die legendären Faschingsfeste im Hotel Maximilian! Wenn beispielsweise der Glasl Ernst mit seiner Dulcinea schwungvoll durch den Saal ritt.
Das war in den 50ern. Heute ist das Maximilian eine mehr als baufällige Ruine. Mitten im Gmunder Zentrum und der erste Blickfang für jeden Besucher im Tegernseer Tal. Schwingen „tut“ dort niemand mehr das Tanzbein, und einigen wäre es am liebsten, wenn endlich die Abrissbirne ihre Arbeit verrichten würde. Aus den Augen, aus dem Sinn. Und das leidige Thema hätte ein Ende.
Diesen Standpunkt hat auch der Gmunder Bürgermeister Georg von Preysing lange vertreten. Bis … ja, bis es Anfang 2010 zur Bürgerwerkstatt kam und über 100 Menschen sich zu Wort gemeldet haben.
Mit Gedanken, Ideen und Wünschen. Mit Vorschlägen zur Nutzung des alten Gasthofs. Vom Fahrradhotel bis zur Jugendherberge oder einem Biergarten war alles dabei. Sogar ein Förderverein Maximilian wurde in den Folgemonaten aus dem Boden gestampft.
Zwischen Abriss und Erhalt – der Bürgermeister passt seine Überzeugung an
Und plötzlich klangen auch die Töne aus dem Rathaus ganz anders. Im Frühjahr 2010 ließ Georg von Preysing gegenüber der Tegernseer Zeitung verlauten: „Der Druck der Denkmalschützer ist inzwischen so groß, dass die Zukunft wohl auf Basis eines Erhalts zu planen ist.“
Ab diesem Zeitpunkt war vieles anders: Der Bürgermeister wandelte sich vom Abrissfan zum erbitterten Kämpfer für den Erhalt.
Auf eine Gemeinderatsanfrage der Grünen Helga Wagner, weshalb „das Angebot eines Gmunder Bürgers, das Grundstück zu erwerben und der Gemeinde unentgeltlich als Park zur Verfügung zu stellen“, dem Gemeinderat vorenthalten wurde, antwortete von Preysing mit klaren Worten:
Das Maximilian-Areal zum Park zu machen, war kein Ziel der Bürgerwerkstatt. Der von Ihnen angesprochene Bürger wollte das Maximilian in dem Falle abreißen lassen. Und gerade das kann nicht in unser aller Interesse sein.
Der Abriss ist also erst einmal vom Tisch. Fragt sich, was den Sinneswandel des Bürgermeisters herbeigeführt hat. Ein Aspekt ist wohl die ehrliche Einsicht, dass es schwierig ist, als Bürgermeister eine Meinung zu vertreten, die gegen die Wünsche vieler aktiver Bürger geht – deutlich kundgetan bei der Bürgerwerkstatt.
Eine mögliche Finanzierung ergibt sich nur aus zusätzlichen Gebäuden
Ein weiterer Punkt ist aber sicher auch das Denkmalamt, das klargemacht hat, dass es bei einem Abriss nicht mitmacht. Daraus hatte auch Oliver Reiz, der Geschäftsführer der SMG, vor knapp einem Jahr seine Schlüsse gezogen.
Gegenüber der Tegernseer Stimme stellte er auf den „Investorentagen“ im Herbst 2010 klar: „Das Gelände ist sehr interessant für potenzielle Investoren. Aber natürlich kann da keine Jugendherberge entstehen. Die Refinanzierung steht an erster Stelle. Und die funktioniert nicht über das Maximilian an sich, sondern über die bebaubaren Freiflächen.“
Ein potenzieller Investor ist mit der Firma ten Brinke zwar inzwischen im Gespräch, aber der Inhaber will sich verständlicherweise aus dem Gröbsten erst mal raushalten. Somit soll die Planungskosten auch die Gemeinde übernehmen. Ein Aspekt, den die streitbare Helga Wagner auf einer der letzten Gemeinderatssitzungen angesprochen hatte und damit Georg von Preysing ziemlich in Rage brachte.
In einem Leserbrief wiederholt die Gemeinderätin dann ihre Frage:
Warum wird keine Kostenübernahmeregelung mit ten Brinke getroffen? Denn es ist nicht sicher, dass dieses Projekt auch wirklich gebaut wird, und die Kosten für Planung bzw. Bebauungsplan müsste dann alleine die Gemeinde tragen, da jetzt schon die Aufstellung eines vorhabenbezogenenen Bebauungsplans beschlossen wurde.
Korruptionsvorwürfe gegen den Investor – doch was heißt das für Gmund?
Dass der Aspekt der Absicherung bei der Kostenübernahme nicht komplett aus der Luft gegriffen ist, zeigt ein Blick 500 Kilometer weiter westlich. Dort steht der Investor und Bauunternehmer ten Brinke zur Zeit in Köln unter Verdacht, beim Bau des dortigen Polizeipräsidiums in einen handfesten Korruptionsskandal verwickelt zu sein.
Im Februar diesen Jahres schreibt die Onlineausgabe der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ dazu: „Das desaströse Zeugnis der Prüfer: Ein manipulations- und korruptionsfreier Wettbewerb wurde nicht gewährleistet. Begünstigter war der Bauunternehmer ten Brinke. Korruptionsanzeige wurde erstattet.“
Die Vorsätze sind bei dem Projekt in Gmund zwar etwas anders. Trotzdem ist ein gewisses Risiko vorhanden. Und das auch, obwohl Georg von Preysing inzwischen die Hardliner-Variante wählt, sich klar auf die Seite der „einzigen echten“ Investoren stellt und keine echte Alternative auf dem eingeschlagenen Weg zum Erhalt des Maximilian sieht.
Dabei verweist der Bürgermeister auf die Gefahr, dass „die notorischen Widerständler“ in den Reihen der Bevölkerung das Konzept, welches einen Großteil der Wünsche aus dem Bürgerforum beinhaltet, kaputtmachen. Gerade wie beim Gut Kaltenbrunn sei derzeit die Gefahr sehr groß, dass man den Investor vergraule.
Und so wurde von Preysing recht deutlich, als er bei der Juli-Sitzung des Gemeinderats an Helga Wagner gerichtet die folgenden Worte wählte: „Wir werden die Situation beobachten. Aber es kann einfach nicht sein, dass eine Gemeinderätin alles dafür tut, um den Investor zu vertreiben.“
Swingerclub oder Burger King – “Vorschläge” für die Nutzung gibt es zuhauf
Wagner selbst sieht das naturgemäß anders, für sie ist es die Pflicht eines Gemeinderats, die angesprochenen Punkte zu hinterfragen. Zur Not auch alleine im Kampf gegen alle.
Sie sieht sich nicht als Querulantin und macht das in ihrem Brief auch deutlich: „Ich wollte keine Grabenkämpfe anzetteln, sondern lediglich einige offene Fragen klären. Ich halte dies, gerade in meiner Funktion als Vertreterin der Bürger, für meine Pflicht. Denn diese möchten sicherlich auch ausreichend informiert sein.“
Der Bruder Barnabas alias Nico Schifferer hatte diesen März in seiner Fastenpredigt im Bräustüberl übrigens seine ganz eigenen Vorschläge und Tipps für den Gmunder Bürgermeister parat.
Er fand es ausgesprochen ungerecht, dass ausgerechnet dem studierten Bauingenieur Georg von Preysing drei Ruinen vor die Tür gestellt wurden – Kaltenbrunn, Maximilian und der Ludwig-Erhard-Platz. „Die erste darf er nicht umbauen, die zweite kann er nicht abreißen, und die dritte darf er nicht in die Luft jagen.“ Einen Vorschlag für das Maximilian hatte Schifferer trotzdem parat: „Einen Swingerclub soll man draus machen. Dann klappt’s auch mit dem Publikumsverkehr.“
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