300 Millionen Euro, vielleicht sogar noch mehr: Das ist die Summe, die in den nächsten Jahren im Tegernseer Tal investiert werden soll. Viel Geld, das Veränderungen mit sich bringen wird.
Vor fast drei Jahren hatten wir einen Kommentar veröffentlicht mit dem Titel “Das größte Problem für den Tegernsee ist der Tegernsee“. Es ging darin um mangelnde Investitionsbereitschaft und ein mangelndes Gesamtkonzept im Tal. Und darum, dass wir uns hier oft auf den Erfolgen der Vergangenheit ausgeruht haben:
Die Gemeinden können keine Hotels bauen. Aus dem Grund ist auch ein positives Investitionsklima wichtig. Entscheidend ist die Überzeugung, dass es aufwärts geht. Und manchmal auch der Wille, etwas bewegen zu wollen und sich nicht auf dem Erreichten auszuruhen.
Inzwischen hat sich viel getan am Tegernsee. Eine bald unüberschaubare Anzahl großer Bauprojekte dürften in den kommenden Jahren am oder im direkten Umfeld des Tals realisiert werden: Die Wiesseer Therme mit angeschlossenem Hotel, der Brennerpark, das Almdorf, ein Low-Budget-Großhotel in Tegernsee, das geplante Hotel auf dem alten Spielbank-Areal in Wiessee, und nicht zu vergessen der Lanserhof.
Dabei gehen die vielen “kleinen Baustellen”, wie die Seeperle in Rottach oder ein 180-Betten-Sporthotel in Wiessee, fast unter. Und die Wiederauferstehung von Gut Kaltenbrunn wird zur erfreulichen Randnotiz im aktuellen Investoren-Puzzle.
Kaltenbrunn ist dabei vielleicht so was wie der Gradmesser: nicht der entscheidende, aber zumindest offensichtliche Teil in einem Zukunftsbild des Tals, dessen finales Aussehen noch niemand so genau kennt. Der Gutshof am Eingang des Tals war bereits zur unansehnlichen “Behausung” verkommen, ähnlich wie die Stimmung vor einigen Jahren.
Neues Geld bringt auch Veränderungen mit sich
Doch von Untergangsszenarien ist gerade nicht mehr viel zu spüren – zumindest aufseiten der potenziellen Investoren. Plötzlich passiert darum auch, was viele fast für unmöglich hielten: Kaltenbrunn dürfte zu neuem Leben erwachen, genau wie der Rest das Tals. Und gibt gleichzeitig einen Ausblick darauf, wie neues Geld immer auch gewisse Veränderungen mit sich bringt.
Hunderte Millionen sollen in den nächsten Jahren rund um den See investiert werden. Manche werden ganz direkt einen Teil davon abbekommen, als Handwerker, Gastronomen, Dienstleister oder Einzelhändler. Andere werden leer ausgehen, weil sie nichts mit dem Tourismus am Hut haben. Einwohner, die eine Zukunftsperspektive mit neuen großen Hotels und steigenden Übernachtungszahlen die Haare zu Berge stehen lässt. Der Ausverkauf der Heimat ist da nur das plakativste Stichwort.
Eine große Chance
Egal, welchen Standpunkt der einzelne Talbewohner dazu einnimmt – klar ist, dass sich für jeden Einzelnen mittelfristig einiges ändern wird. Große Hotels und die damit verbundene touristische Infrastruktur bringen neue, andere und auch mehr Gäste ins Tal. Investoren bauen schließlich nicht nur, sondern haben gleichzeitig hohe Marketingbudgets – die teuren Hotels müssen auch voll werden.
Dabei sollte die Angst vor einem Wandel, die auf der anderen Seite mitschwingt, nicht lähmen. Die anstehenden Veränderungen bieten vor allem die Chance mitzugestalten, so lange das finale Bild, das sich aus dem aktuellen Millionenpuzzle ergeben wird, noch nicht feststeht.
In den kommenden Jahren werden weitere Teile aufgedeckt und bestehende zusammengeführt. Stück für Stück wird sich ein Gesamtbild abzeichnen: von einem Tegernseer Tal der Zukunft. Dieses Puzzle des Wandels ist bereits in vollem Gange. Und das ist auch gut so: nur wo sich etwas bewegt, kann man auch etwas steuern. Sei es vonseiten der Politik oder vonseiten einer aktiven Gemeinschaft.
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