Das nahende Ende einer baren Geschichte

Immer mehr Geldautomaten verschwinden. Wer Bargeld braucht, kann seine Scheine gleich im Supermarkt an der Kasse mitnehmen. Breitet sich der Verlustvirus auch im Tegernseer Tal aus?

In Tegernsee gibt es sie noch: Geldautomaten./Archivbild

Gerade noch wollte man sich Bargeld vom Automaten holen, da stellt man überrascht fest, dass genau an der Stelle, wo einen die Erinnerung hinführte, nichts als weißer Putz klafft. Wer in diesem Moment über Alzheimer nachdenkt, der sollte einen zweiten Blick auf die leere Wand riskieren.

Es gab ihn dort tatsächlich einmal, den Geldausgabeautomaten, kurz GAA. Die schwarzen Ränder, die durch den frischen Anstrich schimmern, lassen seine einstige Existenz erahnen. Jetzt ist er weg. Abgebaut hat man ihn. Aber warum? Wo doch die Deutschen so sehr am Bargeld hängen wie in kaum einem anderen Land.

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Shoppen gehen mit Geld-zurück-Garantie an der Kasse

Am 27. Mai 1968 nahm die Kreissparkasse Tübingen den ersten Geldautomaten in Deutschland in Betrieb. Während dieser nur 1000 Kunden zur Verfügung stand und umständlich zu bedienen war, sind die Automaten von heute für alle Kunden und ihre Anzahl hat sich versechzigfacht. Bundesweit gibt es knapp 60.000 Geräte.

Und sie sind nicht nur in Bankfilialen installiert. Sie stehen in Tankstellen, Einkaufszentren, Supermärkten, Bahnhöfen, Kreuzfahrtschiffen und Flughäfen. In seinem 1993 erschienenen Buch „Computer für Genossenschaften“ schrieb Jürgen Dube noch:

Man hatte sogar die eher abwegige Vorstellung, sie [Geldautomaten] in Supermärkten aufzustellen, damit der Kunde sich dort das Bargeld beschaffen konnte, das er dann an der Kasse wieder abliefern würde.

Der Geldautomat verliert also zunehmend an Bedeutung. Vor allem im ländlichen Raum wird er verstärkt abgebaut. Während der Online-Handel blüht, sind Verwaltungsaufwand und Kosten für die Banken einfach zu teuer geworden. Pro Jahr kostet das Betreiben und die Instandhaltung eines solchen Automaten im Schnitt zwischen 20.000 und 25.000 Euro. Die Versicherungskosten zum Schutz vor Diebstahl sind dabei noch nicht berücksichtigt.

Bundesweit betreibt die Sparkasse etwa 25.700 Automaten. Im Tegernseer Tal, inklusive Dürnbach, sind es zehn, wie der Pressesprecher der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee, Peter- Friedrich Sieben auf Nachfrage sagt. Diese stehen in fünf Geschäftsstellen, zwei SB-Stellen und im öffentlich zugänglichen Foyer der Wiesseer Spielbank. „Somit ist das Tegernseer Tal flächendeckend mit GAA in jeder Gemeinde seitens der Kreissparkasse gut versorgt“.

Bleiben die Geldautomaten im Tal?

Hinzu kämen ja noch die GAA anderer Geldinstitute und Firmen, „die GAA mit sehr hohen Abhebungsgebühren für jeden Nutzer aufstellen“, sagt Sieben. Aber auch die vielen Supermärkte, in denen Kunden bereits ab zehn Euro Einkaufswert kostenlos Bargeld bekommen, dürften nicht vergessen werden.

Für alle Sparkassenkunden sei das Geldabheben mit der EC-Karte ein kostenloser Service, betont Sieben. Es gebe derzeit weder Überlegungen noch bestehe Veranlassung, einen oder oder mehrere Geldautomaten im Tegernseer Tal abzubauen.

Zu den Kosten und der Nutzungsfrequenz können wir Ihnen natürlich keine öffentliche Auskunft geben. Das ist betriebsintern. Bezüglich der Nutzungsfrequenz hat das auch Sicherheitsgründe.

Generell sei zu sagen, so Sieben, dass „die Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee Geldautomaten in den Geschäftsstellen betreibt – und darüber hinaus, wo die Nachfrage nach Bargeldversorgung entsprechend vorhanden ist“. Deshalb sei beispielsweise im neuen Gewerbegebiet Holzkirchen ein neuer GAA aufgestellt worden. Im Bereich Schlierach-Leitzachtal sei die Aufstellung eines weiteren in Planung.

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