Das neue Edelweiß als Begegnungsstätte

Noch im vergangenen Jahr wollte SeniVita Social Estate auf dem einstigen Gelände des Hotels Edelweiß ein Seniorenwohnprojekt realisieren. Doch das Vorhaben scheiterte. Nun versucht es der neue Eigentümer mit Betreutem Wohnen und einer Wohnbebauung. Gespannt verfolgte der Gemeinderat dessen Präsentation.

Der begrünte und von allen Bewohnern des Grundstücks gemeinsam genutzte Innenhof mit Spazierweg und Teich. /Quelle: OSWA Projektentwicklung GmbH J. Strähle, L. K. Strähle, D. Saitl, V. Kocáb, ZAN studio

Nachdem es der Firma SeniVita nie gelang, ein sinnvolles Projekt zu entwickeln, sei das 4.100 Meter große Areal Anfang des Jahres an die “OSWA GmbH” verkauft worden, sagte einleitend Bauamtsleiter Helmut Köckeis. Die Projektentwickler aus Singen in Baden-Württemberg hätten „zügig“ ein Vorhaben für Betreutes Wohnen auf die Beine gestellt, das den Großteil des Grundstücks ausfüllen werde. Geplant sind weiter noch zwei Häuser für Miet- und Eigentumswohnungen, um das Projekt wirtschaftlicher zu machen.

Bereits am 16. Mai wurde das Projekt dem Gemeinderat in einer nicht-öffentlichen Sitzung vorgestellt. Grundsätzlich sei man mit den Planungen einverstanden gewesen, man habe allerdings noch auf Änderungen bei den Grenzabständen zu den Nachbargebäuden beharrt, so Köckeis. Vor allem die Wohngebäude sollten mit Abstandsflächen von acht Metern noch „nachjustiert“ werden. Auch die betroffenen Nachbarn seien in einer Art „Bürgerbeteiligung“ im Bauamt vorstellig geworden. Gestern Abend füllten sie zahlreich die Zuhörerreihen im Ratssaal.

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Städtebaulicher Vertrag für Betreutes Wohnen

Der Bebauungsplan sieht das Grundstück als Sondergebiet für Betreutes Wohnen und Pflege vor. Nun werde es laut Köckeis von der baulichen Nutzung in ein allgemeines Wohngebiet umgewandelt. Denn das Sondergebiet sei nach der Baunutzungsverordnung „nicht zulässig“. Doch zur Sicherung, dass das große Gebäude „für Betreutes Wohnen genutzt wird, ist ein städtebaulicher Vertrag notwendig“. Erst dann könne auch der Bebauungsplan geändert werden.

Ohne das Edelweiß zu kopieren, wolle man dennoch den „Geist des Gebäudes“ bewahren, sagte Laura Katharina Strähle bei der Vorstellung ihrer Planungen. Für sie als Architektin sei die „relativ ungünstige Form“ des Grundstücks das Problem. Denn in der Mitte weise es nur eine Breite von 27 Metern auf. Dennoch sollten bei drei Geschoßen nach der Ortsgestaltungssatzung jeweils acht Meter Grenzabstand eingehalten werden. Für rechteckige Gebäude werde das „sehr eng“. Daher wären auch die vorherigen Projekte an der „Finanzierbarkeit gescheitert“.

Bisher habe es von ihr schon zwei Entwürfe mit einem riesigen Gebäude und „alles unter einem Dach“ gegeben. Doch von diesem Konzept sei man nicht überzeugt gewesen. Daher nun dieser 3. Entwurf mit drei kleineren Gebäuden, die auch „Durchblicke für die Nachbarn“ ermöglichen würden. Die Südseite des Grundstücks bleibe ohne Verkehr, die Erschließung mit der Tiefgarage erfolge von der Münchner Straße im Norden. Man wolle auch den Synergieeffekt mit dem Wallbergspitz gegenüber nutzen.

Seniorenzentren in Wiessees Zentrum

Gemeinsame Begegnungsstätte könne beispielsweise das Café mit Sonnenterrasse im Erdgeschoß des Betreuten Wohnens sein. Auch der grüne Innenhof mit Teich könne gemeinschaftlich genutzt werden. Das dreigeschoßige Gebäude mit 46 Metern Länge habe eine Grundfläche von fast 260 Quadratmetern.

Die Perspektive von der Münchner Strasse aus mit Blick auf das neue Gebäude des Betreuten Wohnens mit Café und Terrasse. /Quelle: OSWA Projektentwicklung GmbH J. Strähle, L. K. Strähle, D. Saitl, V. Kocáb, ZAN studio

Insgesamt würden damit für das Betreute Wohnen 760 Quadratmeter Wohnfläche geschaffen. Die beiden anderen Wohngebäude mit jeweils 240 Quadratmetern seien identisch und nur „gespiegelt“. Dies sei gut für die Kosten-Nutzenrechnung. Man habe an den entscheidenden Stellen auch den Grenzabstand von acht Metern eingehalten.

Gestaltet werden soll das Hauptgebäude mit viel Holz, darunter Holzschindeln an den Fassaden, Rundbögen und umlaufenden Balkonen. Die Verbindung von „alt und neu“ sei die Idee. Nachdem das Areal seit 2009 brachliege, könne es nun ein „toller Ort“ der Kommunikation für Bad Wiessee werden, warb Strähle. Bürgermeister Peter Höß (Wiessee Block) lobte ihr Konzept, da „viele Anregungen umgesetzt wurden“.

„Wallbergspitz“ – Eröffnung am 1. November

Den Synergieeffekt mit der Tagespflege im entstehenden „Wallbergspitz“ gegenüber erläuterte Monika Klöcker, Verwaltungsleiterin der Diakonie Tegernseer Tal. Denn im Neubau der Firma SAB GmbH entstehen nicht nur 14 Eigentumswohnungen, sondern im Erdgeschoß auch 24 Plätze zur Tagespflege. Mit dem Projekt der Firma OSWA sei nun ein potenzieller Kooperationspartner gefunden worden, der das Leben pflegebedürftiger Menschen „wunderbar umgesetzt“ habe.

Ihre Einrichtung im „Wallbergspitz“ soll vorrangig für Einheimische sein und weniger ein „Anziehungspunkt für neue Leute im Tegernseer Tal“, stellte Klöcker klar. Eine Marktrecherche habe ergeben, dass bereits 200 Einheiten benötigt würden. Daher sei sie erfreut, dass der Eröffnungstermin für die Tagespflege im „Wallbergspitz“ bereits für den 1. November vom Bauträger zugesichert worden sei. Die Möglichkeit für Betreutes Wohnen gegenüber nannte Klöcker eine „glückliche Fügung“. Diese Einrichtungen beidseits der Münchner Straße sollen eine Einweisung in ein Altenheim „so lange wie möglich hinauszögern“.

Mehr Lob als Tadel

Während die meisten Gemeinderäte das Vorhaben der “OSWA Projektgesellschaft” lobten, „das Gebäude ist stimmig“ (Bernd Kuntze-Fechner, SPD), „der Entwurf ist eine klare Verbesserung (Florian Sareiter, CSU), „das Konzept mit der Nachbesserung ist gut“ (Brigit Trinkl, Wiesseer Block), „wir können nichts besseres bekommen“ (Robert Huber, SPD), sprach Rolf Neresheimer (ranBW) von enem “ungeschickten Schnitt”. Deutlicher wurde Georg Erlacher (CSU), der bei den Grenzabständen „gleiches Recht für alle“ forderte. Als betroffener Nachbar beklagte Kurt Sareiter (CSU) die „massive Bebauung“ mit den geringen Abständen zur angrenzenden Bebauung.

„Insgesamt“, versuchte Köckeis die Kritiker zu besänftigen, „sind wesentlich mehr Grenzabstände geschaffen worden“. Auch wenn es an der ein oder anderen kleinen Stelle etwas enger zuginge. Von den fünf Metern Abständen, wie bereits im alten Bebauungsplan ausgewiesen, könne man nicht abrücken, „weil sonst die Entwicklung eines vernünftigen Projekts auf dem Grundstück nicht möglich ist“. Da die Interessen der Gemeinde mit dem städtebaulichen Vertrag gewahrt werden sollen, warb Höß: „Jetzt könnten wir es endlich schaffen und den Sack zumachen“. So kam es auch. Mit 9:2 Stimmen kann die detaillierte Planung durch „OSWA“ nun vorangetrieben werden.

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