Das subjektive Gefühl von Unsicherheit sei mit der Gesamtstatistik nicht vereinbar, findet Polizeichef Wilhelm Sigel. „Die großen Fälle überlagern alles.“
In ihrer jährlichen Konferenz stellte die Polizei heute ihre Bilanz des vergangenen Jahres den Tal-Bürgermeistern vor. Mit teilweise überraschenden Ergebnissen. So gab es beispielsweise in Rottach-Egern 13,6 Prozent weniger Straftaten als im Vorjahr.
Kripo ermittelt wegen Verdacht auf Tötungsdelikt
In allen anderen Gemeinden außer Bad Wiessee sind die Fälle der registrierten Straftaten dagegen gestiegen. Dennoch wurden in Rottach immer noch die meisten und auch aufsehenerregendsten Straftaten verübt.
So ereignete sich beispielsweise ein tödlicher Verkehrsunfall, dessen Opfer eine 52-jährige Rottacherin war. Wie die Polizei nun mitteilt, ermittelt die Kripo in diesem Fall mittlerweile sogar wegen Verdacht auf ein Tötungsdelikt. Es gebe verschiedene Hinweise darauf, dass die Frau erst durch die unterlassene Hilfeleistung gestorben ist.
Allerdings sorgten gerade Überfälle dafür, dass die Menschen sich immer weniger sicher fühlten. Darunter auch der Überfall auf einen Juwelier sowie der Übergriff auf ein älteres Ehepaar, das über Stunden in ihrem eigenen Haus gefesselt war, ehe Nachbarn zu Hilfe eilten.
„Das Tal war verwöhnt“
Polizeichef Wilhelm Sigel sagt, er fühle mit jedem einzelnen Opfer mit. Allerdings stimme die subjektive Wahrnehmung nicht mit den tatsächlichen Zahlen überein. „Die Leute haben das Gefühl, dass es nicht sicher ist. Aber das stimmt einfach nicht“, so Sigel.
Tatsächlich hat sich die Statistik von Einbrüchen und Diebstählen nur leicht erhöht. „Ich war sehr überrascht davon, dass es nicht mehr Einbrüche gegeben hat“, erklärt der kommende Tegernseer Bürgermeister Johannes Hagn. Zudem sei es ihm nicht bewusst gewesen, dass mehr in Geschäfte statt in Wohnungen eingebrochen werde.
So wurden in Rottach-Egern 13 statt wie im Vorjahr sechs Geschäfte ausgeraubt. Und auch in Tegernsee wurden vier Geschäftsinhaber Opfer von Überfällen, nachdem im Vorjahr kein einziger solcher Fälle bekannt geworden war. Dennoch sei dies für die Bürger kein Grund in Panik zu geraten, so die Polizei. Man sei hier im Tal einfach verwöhnt gewesen, meint Sigel.
Vorbild in Sachen Jugendkriminalität
Natürlich unternehmen die Beamten dennoch etwas gegen die Einbrüche. Hier sei man aber insbesondere auf „sofortige und aussagekräftige Mitteilungen der Bürger angewiesen“, heißt es in dem aktuellen Sicherheitsbericht. Der Grundsatz sollte daher sein: „Lieber eine Mitteilung zu viel, als eine zu wenig.“
Sigel findet es dennoch schade, dass diese großen Fälle den Gesamteindruck trüben. „Ich habe manchmal das Gefühl, dass diese Fälle alles überlagern.“ Dabei gibt es auch durchaus erfreuliche Entwicklungen. So ist beispielsweise seit knapp vier Jahren die Anzahl der Körperverletzungen talweit rückläufig. Hier haben die Beamten eine Aufklärungsquote von 92 Prozent.
In Sachen Jugendkriminalität ist das Tal sogar Vorbild. Nur 16 Prozent der begangenen Straftaten seien von Jugendlichen verübt worden. Damit liegt man deutlich unter dem bayernweiten Durchschnitt. „16 Prozent gibt es weit und breit nicht“, weiß Sigel.
Eine konkrete Erklärung dafür hat der Polizeichef allerdings nicht parat. Natürlich gehe die Jugendbeauftragte viel an Schulen und kläre die Jugendlichen auf. Allerdings sei das Ergebnis dieser Maßnahmen nur schwer messbar. „Ich bin nicht so anmaßend zu sagen, dass unsere Aktivitäten direkt etwas mit dieser erfreulichen Entwicklung zu tun haben“, so der Polizeichef.
Was allerdings bleibt, ist das Problem des mangelnden Personals. Schon seit Jahren kann Bad Wiessee seine Planstellen nicht adäquat besetzen. „Das ist etwas, was ich von diesem Tag mitgenommen habe“, so der zukünftige Tegernseer Bürgermeister Hagn im Anschluss an die Konferenz. Er werde sich in Zukunft bei der CSU dafür einsetzen, dass man der Polizei genug Leute zur Verfügung stellen müsse.
Den gesamten Bericht gibt es hier zum Nachlesen.
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