Das Tal verliert einen Fachmann

Im Herbst verlässt TTT-Chef Georg Overs das Tegernseer Tal in Richtung Österreich. Er wird künftig die Geschicke der größten Tourismusregion Kärntens lenken. Die Nachricht von Overs’ Abschied kommt überraschend und ist für das Tal gleichzeitig ein herber Schlag. Mit Georg Overs verliert die Region einen ausgewiesenen Fachmann.

TTT-Chef Georg Overs geht. Das Tal verliert einen Fachmann
TTT-Chef Georg Overs geht.

Ein Kommentar von Christopher Horn
Seit 2006 ist Georg Overs Geschäftsführer der Tegernseer Tal Tourismus GmbH. In den vergangenen zwölf Monaten sah er sich immer schriller werdender Kritik ausgesetzt. Er musste Vermietern und Politik erklären, warum die Gästezahlen im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2013 rückläufig waren. Zudem sorgte ein neues EU-Gesetz für Wirbel. Die Folge: Der Einfluss privater Gesellschafter, also der Hoteliers und Vermieter auf die TTT, wird deutlich geringer als bisher. Auch diese unpopuläre Änderung musste der TTT-Chef jüngst verkünden.

Seinen Beteuerungen, man wolle alle Vermieter weiterhin an den Entscheidungen beteiligen, schenkte kaum einer Glauben. Als vor knapp zwei Wochen bekannt wurde, dass Overs seinen Posten als Geschäftsführer im Herbst abgeben wird, dürfte der eine oder andere Vermieter und Gemeinderat aufgeatmet haben.

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Fachmann mit Verdiensten

Dabei stellt sich die Situation, unabhängig von persönlichen Befindlichkeiten selbsternannter Tegernsee-Versteher, etwas anders dar. Mit Georg Overs verliert das Tal einen in der Branche angesehenen Fachmann. Neben seinem Geschäftsführer-Posten bei der TTT ist Overs auch in mehreren wichtigen bayerischen Tourismusgremien vertreten. Zudem hält er Vorträge an der Münchner Hochschule für angewandte Wissenschaften.

Sein neues Amt, der Posten als Geschäftsführer der Tourismus Region Villach, war heiß begehrt. Overs setzte sich gegen 60 Mitbewerber durch. Eine „Niete aus Deutschlands schlechtest geführter Tourismusregion“ – so die Meinung der Kritiker – werden sich die Österreicher nicht ins Boot geholt haben. Denn Overs’ Job dürfte nicht einfach werden: Er muss die größte Tourismusregion Kärntens mit 2,6 Mio. Übernachtungen pro Jahr fit für die Zukunft machen.

Dabei kann der 47-Jährige auf viele Erfolge aus seiner neunjährigen Arbeit am Tegernsee zurückgreifen. Er hat die TegernseeCard eingeführt und die Tourist-Infos – sicherlich nicht ohne Reibungsverluste – zusammengeführt. In Bad Wiessee und Gmund sind dabei zwei neue TIs an deutlich attraktiveren Standorten entstanden. Unter dem Motto „Adventszauber“ ist es in den letzten Jahren gelungen, die Christkindlmärkte zu Publikumsmagneten zu machen. Außerdem haben Overs und sein Team die Genießerlandregion ausgerufen, das Winterseefest ins Leben gerufen und für eine einheitliche Beschilderung der Wanderwege gesorgt.

Der Anstieg im Tal ist da

Doch neben dieser Auswahl an Aktionen sprechen vor allem die Zahlen für Georg Overs. So ist es gelungen, die Zahl der Übernachtungen im Tegernseer Tal von 1,25 Millionen im Jahr 2008 auf konstant über 1,49 Millionen in den Jahren 2013 und 2014 zu steigern. Dabei haben die Touristiker in den vergangenen Jahren mit dem anhaltenden Rückgang an Gästebetten zu kämpfen.

Zudem sorgten die Anstrengungen rund um die mittlerweile gescheiterte Fusion von TTT und ATS zu einer gemeinsamen Tourismusorganisation im Landkreis dafür, dass sich die TTT zwangsläufig mehr mit politischer Lobbyarbeit und umfangreichen Abstimmungsprozessen als mit den Gästen und Vermietern beschäftigen musste. Erst als die Fusion endgültig vom Tisch war, konnten sich Overs & Co. wieder uneingeschränkt ihrer eigentlichen Hauptaufgabe, der Vermarktung der „Premiumregion Tegernsee“ zuwenden.

Fließender Übergang als Muss

Vor wenigen Tagen konnte Georg Overs nun verkünden, dass die Gästezahlen im Januar und Februar 2015 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 20 Prozent gestiegen sind. Natürlich haben der schneereiche Winter und der Skicross Weltcup am Oedberg ihren Teil zu dieser Entwicklung beigetragen. Trotzdem dürfen die TTT und ihr Geschäftsführer diese Zahl auch als Indiz für ihre gute Arbeit werten.

Im kommenden Jahr wird sich der Nachfolger von Georg Overs auch an diesen Zahlen messen lassen müssen. Wer neuer TTT-Chef wird, steht noch nicht fest. Den Wechsel an der Spitze müssen die TTT und die Talgemeinden als Gesellschafter nun so fließend wie nur möglich gestalten. Ansonsten drohen erneut Monate, in denen sich die Organisation mehr mit sich selbst als mit ihren eigentlichen Aufgaben beschäftigt.

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