BOB-Führungsteam wird verstärkt

Zweite Aktualisierung vom 13. Mai / 18:51 Uhr
Nachdem rund um die Kündigung des früheren Betriebsleiters Heino Seeger bei der Bayerischen Oberlandbahn mittlerweile Ruhe eingekehrt ist, strukturiert sich die BOB personell weiter um.

So wird dem derzeitigen Geschäftsführer Axel Sonderman ab dem 15. Juli Kai Müller-Eberstein als zweite Führungsspitze zur Seite stehen. Mit dem Duo möchte die BOB die anstehenden Herausforderungen meistern. Und die sind immens.

“Zusätzliche Aufgaben weiter verteilen”

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Kai Müller-Eberstein / Quelle: agilis
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Der Konzern steht bald vor großen Aufgaben. Denn zum kommenden Fahrplanwechsel am 15. Dezember 2013 übernimmt der Mutterkonzern Veolia Verkehr unter der Marke „MERIDIAN“ den Regionalverkehr von München über Rosenheim nach Innsbruck und Salzburg. Das gilt auch für die Strecke München – Holzkirchen – Rosenheim.

Damit dies auch ohne Probleme über die Bühne gehen kann, und für die Passagiere mit so wenig Unannehmlichkeiten wie möglich verbunden ist, wurde nun der bisherige Geschäftsführer des Bayerischen Nahverkehrsbetreibers “agilis”, Kai Müller-Eberstein, verpflichtet. Dirk Bartels, Geschäftsbereichsleiter Bahn Nord, Ost & Süd der Veolia Verkehr GmbH erklärt die Personalie mit den folgenden Worten:

Mit dem Start unserer neuen MERIDIAN-Verbindungen stehen in Bayern gerade zahlreiche Aufgaben an. Um eine reibungslose Betriebsaufnahme zum Fahrplanwechsel zu gewährleisten, haben wir uns für eine Verstärkung des dortigen Führungsteams entschieden.

Kai Müller-Eberstein verfügt über umfangreiche Erfahrungen im Verkehrsgeschäft und kenne daher den Nahverkehrsmarkt in Bayern seit Jahren. „Ich freue mich, dass wir einen solch erfahrenen Fachmann für unser Team in Bayern gewinnen konnten“, so Bartels weiter.

Viel zu tun

Wie BOB-Pressesprecherin Gabriela Wischeropp auf Nachfrage erklärt, sei BOB-Geschäftsführer Axel Sondermann die ganz Zeit in die Verhandlungen involviert gewesen. Wie sich die beiden “Chefs” ihre Arbeit in Zukunft aufteilen werden, soll aber erst in den kommenden Monaten bekannt gegeben werden. Laut Wischeropp wird allerdings wohl kein Mangel an Beschäftigung für den Neuankömmling herrschen: “Es gibt sehr viel zu tun.”

Vor allem in Bezug auf die Qualität bei der BOB-Beförderung besteht dabei Nachholbedarf – zumindest wenn man dem aktuellen Qualitätsranking der Bayerischen Eisenbahngesellschaft Glauben schenken darf. In diesem Jahr hatte die BOB erneut relativ schlecht abgeschnitten. Die Tester kritisierten vor allem die Bereiche Sauberkeit, Pünktlichkeit und Kundenzufriedenheit.

Aktualisierung vom 12. Februar / 15:57 Uhr
Dass der Wechsel an der Führungsspitze der Bayerischen Oberlandbahn zwischen Heino Seeger und Axel Sondermann (im Bild) Anfang Dezember nicht völlig reibungslos verlaufen würde, war relativ schnell klar. So schalteten sich direkt nach Bekanntwerden der Nachricht unter anderem Tal-Politiker ein und forderten die Rückkehr des geschassten Geschäftsführers.

Nun wird klar, wie turbulent die Umstände des Wechsels tatsächlich waren. Auch die Möglichkeit einer Stilllegung des BOB-Betriebes stand im Raum. Denn Seeger übte neben seiner Tätigkeit als BOB-Chef auch die Funktion des Obersten Betriebsleiters aus. Eine Aufgabe, die für den Betrieb eines Zugunternehmens zwingend vorgeschrieben ist. Ohne Betriebsleiter auch kein Zugbetrieb, so schreibt es das Eisenbahn-Bundesamt vor.

Kein Betriebsleiter, kein Betrieb

Heino Seeger
Doch die Veolia als Mutterkonzern der BOB ernannte nach dem plötzlichen “Weggang” Seegers keinen neuen Betriebsleiter. Der neue Geschäftsführer Axel Sondermann konnte das Amt aufgrund seiner Ausbildung als Betriebswirt nicht übernehmen. Die notwendige Qualifikation fehlte.

Wie der Merkur berichtet, habe Sondermann den alten Chef dann gebeten übergangsweise als Betriebsleiter der BOB zur Verfügung zu stehen. „Dazu hat er sich bereit erklärt“, so Sondermann zur Zeitung.

Die eigens geschaffene Position des Stellvertretenden Betriebsleiters als Bezeichnung für Seegers Tätigkeit ist dem 58-Jährigen allerdings neu. Als Motivation für sein Weitermachen bezeichnet er den Wunsch nach einem ungestörten Betrieb der BOB.

Ob es nach einer möglicherweise erfolgreichen Suche nach einem neuen Obersten Betriebsleiter eine neue Aufgabe für Seeger bei der Bayerischen Oberlandbahn geben kann, ist demnach immer noch unklar. So erklärte Sondermann vor knapp zwei Wochen gegenüber der Tegernseer Stimme auf die Umstände des Führungswechsels angesprochen:

Ich verstehe die Betroffenheit über diese Entwicklung. Gleichzeitig begrüße ich das Angebot der Veolia Gruppe mit Herrn Seeger weiterarbeiten zu wollen. Auch ich persönlich würde das gerne tun. Derzeit laufen hier Gespräche, zu denen ich aber noch nichts sagen kann. Es ist eine Zusammenarbeit mit dem Unternehmen in der Rolle eines Beraters angedacht.

Ursprünglicher Artikel vom 1. Februar mit der Überschrift “Das Tal wird von unseren Investitionen profitieren”
Der Wechsel in der Geschäftsleitung der Bayerischen Oberlandbahn im Dezember 2012 sorgte für viel Aufsehen. Nachdem sich der Rummel etwas gelegt hat, haben wir uns mit BOB-Chef Dr. Axel Sondermann unterhalten. Natürlich haben wir den neuen starken Mann an der Spitze der BOB auch zu seinem Vorgänger Heino Seeger und den Umständen des Abschieds befragt.

Weitere Themen sind die geplante Ausweitung des 30-Minuten-Taktes in Richtung Tal und der Spagat zwischen Wirtschaftlichkeit und Servicequalität. Am Schluss äußert sich Sondermann noch zur Vision einer Ringbahn für den Tegernsee.

Seit Dezember 2012 ist Dr. Axel Sondermann der neue Chef bei der BOB und damit Herr über die Züge, die in den letzten Jahren für das Tal immer wichtiger geworden sind. Touristisch aber auch als Pendelalternative zum Auto hat sich die BOB mittlerweile etabliert.

Die Positionierung als schnelle und verfügbare Alternative zum Auto soll Sondermann – 1967 geboren, studierter BWLer und vor seinem Wechsel zu Veolia Verkehr (Mutterkonzern der Bayerischen Oberlandbahn) Managing Partner bei der Deutschen Bank – weiter festigen und die Fahrgastzahlen stärker ausbauen.

Tegernseer Stimme: Herr Sondermann, wie haben sie die ersten Wochen in ihrem neuen Amt verbracht?
Axel Sondermann: Ich habe mich zunächst vor Ort sehr viel bewegt und die verschiedenen Abteilungen und Häuser unseres Unternehmens besucht, mich vorgestellt und die Mitarbeiter kennen gelernt. Auch habe ich das Gespräch mit den Lokführern und den Kundenbetreuern gesucht. Dazu hatte ich die Möglichkeit mich mit einigen Lokalpolitikern zu sprechen.

Ich möchte an der lokalen Verbundenheit des Unternehmens nichts ändern

Tegernseer Stimme: A propos Politik, lassen sie uns kurz über Ihren Vorgänger Heino Seeger sprechen. Während Herr Seeger sozusagen vom Lokführer zum BOB-Chef aufgestiegen ist, hatten sie bereits zuvor anderweitig in Führungspositionen gearbeitet. Sehen sie die fehlende Erfahrung an der Basis als Vorteil oder als Nachteil?
Axel Sondermann: Ich war natürlich auch nicht immer Chef und habe sehr früh mit einer Banklehre begonnen und konnte so Basiserfahrung sammeln. Aber klar ist, ich bin nicht der Eisenbahner von der Pieke auf, bringe aber dennoch durch meine bisherigen Erfahrungen ein hohes technisches und kaufmännisches Verständnis in diesem Bereich mit. Ansonsten kann ich mich natürlich auch auf sehr komptente Leute im Hintergrund verlassen, wie das auch bei meinem Vorgänger der Fall war.

Tegernseer Stimme: Wie beurteilen Sie die Bemühungen von Seiten der Politik Herrn Seeger wieder ins Unternehmen zurück zu holen?
Axel Sondermann: Ich kann verstehen, dass die Menschen hier an Heino Seeger hängen, ich kenne ihn ja auch selbst schon viele Jahre. Herr Seeger hat sicherlich große Verdienste um den Aufbau der BOB.

Heino Seeger hat große Verdienste um die Bayerische Oberlandbahn

Tegernseer Stimme: Was sagen sie zu den Umständen des Führungswechsels?
Axel Sondermann: Ich verstehe die Betroffenheit über diese Entwicklung. Gleichzeitig begrüße ich das Angebot der Veolia Gruppe mit Herrn Seeger weiterarbeiten zu wollen. Auch ich persönlich würde das gerne tun. Derzeit laufen hier Gespräche, zu denen ich aber noch nichts sagen kann. Es ist eine Zusammenarbeit mit dem Unternehmen in der Rolle eines Beraters angedacht.

Tegernseer Stimme: Lassen Sie uns nun wieder auf das Unternehmen blicken. Wie schätzen Sie die gegenwärtige Situation der BOB ein?
Axel Sondermann: Die BOB hat eine großartige Entwicklung hin zu einem stabilen und zuverlässigen Unternehmen gemacht. Die Fahrgastzahlen haben sich verdreifacht. Das Angebot wird gut angenommen. Wir sind auf einem guten Weg. Durch die Verlängerung des Auftrages ist der Weg frei, die BOB wird sich noch weiter entwickeln.

Tegernseer Stimme: Was läuft derzeit besonders gut und wo sehen Sie noch Optimierungsbedarf?
Axel Sondermann: Gut ist, dass die Menschen im Unternehmen so eng zusammen stehen, es besteht ein kurzer Draht zwischen allen Beteiligten ob im Büro oder Draußen. Auch die Nähe zur Politik ist wichtig. Wir produzieren eine hohe Leistung mit hoher Verfügbarkeit.

Tegernseer Stimme: Gerade im Winter ist die Verfügbarkeit aber leider nicht immer gegeben.
Axel Sondermann: Wir haben natürlich ab und an mit schlechten Witterungbedingungen zu kämpfen. Allerdings konnten wir aus den Erfahrungen im Winter schon viel lernen und uns besser auf schwierige Situationen einstellen. Wir lassen in solchen Situationen die Züge mittlerweile technisch aufgerüstet über Nacht stehen, damit sie nicht auskühlen. Außerdem schauen wir das unser Zugpersonal den Dienst dann früher antritt und die Räumprozesse mit der Deutschen Bahn frühzeitig organisiert werden.

Tegernseer Stimme: Wie stark steuern sie persönlich solche Prozesse?
Axel Sondermann: Gerade in den ersten Tagen meiner Amtszeit war ich da voll mit dabei, da war es für mich auch sehr wichtig zu verstehen wie hier die Abläufe so funktionieren. In der täglichen Abwicklung muss ich mich natürlich auf die Mannschaft verlassen. Ich will aber stets gut informiert sein.

“Ich lese täglich Briefe von Fahrgästen, um ein Gefühl zu bekommen wie unserer Arbeit angenommen wird”

Tegernseer Stimme: Was sind die Hauptkritikpunkte der Kunden?
Axel Sondermann: Das Thema Fahrgastinformation wird hier immer wieder angesprochen. Die Kunden akzeptieren Verspätungen oder Behinderungen nur, wenn sie gut darüber informiert werden. Daran arbeiten wir. So gibt es in den Zügen zum Beispiel Monitore mit Echtzeitanzeige und Anschlussverbindungen. Wir müssen uns aber in Zukunft noch besser mit der Deutschen Bahn absprechen, damit die Durchsagen an den Bahnsteigen noch verlässlicher werden. Das liegt im Hoheitsbereich der DB.

Tegernseer Stimme: Welche Entscheidungen stehen in näherer Zukunft an und was wollen Sie konkret verändern?
Axel Sondermann: Wir entwickeln gerade zwei neue Angebote, das verdichtete Oberlandangebot und der Aufbau des E-Netzes Rosenheim. Dieses E-Netz wird aus der Marke BOB unter der Marke “Meridian” entstehen.

Tegernseer Stimme: Was ist der Meridian?
Axel Sondermann: Damit ist die Verbindung München-Holzkirchen-Rosenheim und zum anderen die Direktverbindung München-Salzburg sowie die Verbindung Müchen-Rosenheim-Kufstein gemeint. Dies bringt enorme Herausforderungen mit sich. Über 100 Abeitsplätze entstehen, neue Fahrzeuge werden benötigt. Das Ganze hat ein Investitionsvolumen von rund 200 Millionen Euro.

Tegernseer Stimme: Inwiefern werden die Anbindungen an den Tegernsee davon profitieren?
Axel Sondermann: Holzkirchen wird hier der Knotenpunkt sein. Gerade durch den Ausbau des Oberlandnetzes wird das Tegernseer Tal stark profitieren. Die Verbindung nach Tegernsee wird deutlich verbessert. Es wird pro Woche 20% mehr Fahrten von München nach Tegernsee geben und 10 bis 15% Mehrfahrten in die Gegenrichtung.

Tegernseer Stimme: Wie wollen Sie das logistisch umsetzen?
Axel Sondermann: Dies werden wir durch eine Taktverdichtung und den Einsatz zusätzlicher Züge erreichen. Es werden mehr Züge im 30 Minuten Takt fahren als bisher. Zwischen München und dem Oberland soll es unter der Woche zwischen 9.30 Uhr und 15.30 Uhr in Zukunft vier zusätzliche Zugfahrten geben. Zudem weiten wir die Kapazität aus und werden mehr Fahrzeuge zum Einsatz bringen, dafür werden wir Fahzeuge des Fahrzeugtyps “Talent” hinzu holen.

Wir haben einen großen Anreiz gut zu arbeiten und weitere Fahrgäste zu gewinnen

Tegernseer Stimme: Wie wollen Sie in Zukunft den Spagat zwischen Wirtschaftlichkeit und besserer Kundenorientierung noch besser hinbekommen?
Axel Sondermann: In Bayern bedeutet mehr Kundenzuspruch glücklicherweise auch gleichzeitig mehr Erlöse, das ist in anderen Bundesländern, wo die Bahn nach gefahrenen Kilometer und eben nicht nach ihrem Fahrgastaufkommen bezahlt wird, eben nicht so. Wir haben also einen großen Anreiz durch gutes Marketing möglichst viele Fahrgäste für uns zu gewinnen. Natürlich ist auch bei uns die wirtschaftliche Leistung entscheidend, nichts desto trotz haben wir natürlich großes Interesse daran, dass unser Kunden mit unserer Leistung zufrieden sind.

Tegernseer Stimme: Werden die Preise durch die kommende Taktverdichtung steigen?
Axel Sondermann: Nein, das wird sich nicht in der Preispolitik niederschlagen. Nichts desto trotz gab es zum Fahrplanwechsel wieder eine Tariferhöhung, da müssen wir uns auch an unserem Tarifverbund orientieren.

Tegernseer Stimme: Wie sehen Sie den Zustand der Bahnhöfe im Oberland?
Axel Sondermann: Ich habe sie bislang noch nicht alle gesehen. Nichts desto trotz höre ich, dass einige Bahnhöfe, wie der in Bad Tölz gerade was die Sauberkeit betrifft, in keinem guten Zustand sind. Das ist natürlich schlecht, die Bahnhöfe sind letztlich als Eintrittstor in die Gemeinden und auch in unser Unternehmen zu sehen. Da müssen wir verstärkt die Gespräche mit den Grundstückseigentümern und der DB Station&Service suchen, damit sich hier etwas zum Positiven tut.

Tegernseer Stimme: Welchen Einfluss haben sie hier konkret?
Axel Sondermann: Ich hatte darüber schon einige Gespräche mit den Landräten und Bürgermeistern. Und ich denke schon, dass wir hier Gehör finden werden. Wir wollen in Zukunft noch mehr Gäste zum Beispiel nach Tegernsee bringen. Das ist ein großer Wirtschaftsfaktor, dies betone ich auch gegenüber der Politik immer wieder.

Ein Verkauf der Bayerischen Oberlandbahn ist derzeit kein Thema

Tegernseer Stimme: Ihr Vorgänger brachte immer mal wieder die Idee einer Ringbahn fürs Tegernseer Tal auf den Tisch. Gibt es hier von ihrer Seite aus konkrete Pläne dies zu verwirklichen oder zumindest die Vision zu konkretisieren?
Axel Sondermann: Der Bau einer solchen Ringbahn im Tegernseer Tal liegt nicht in der Hand der BOB. Sollte man sie bauen wollen, wird die BOB sicherlich in der Planungsphase zur Seite stehen und auch ein großes Interesse daran haben diese dann letztlich zu betreiben. Diese Idee zu konkretisieren ist jedoch Aufgabe der Kommunen, des Landkreises und des Freistaates.

Tegernseer Stimme: Eine letzte Frage zum Abschluss: Wie realistisch sehen Sie einen Verkauf der BOB?
Axel Sondermann: Ein Verkauf ist derzeit kein Thema.

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