„Das was gemacht wird, ist großer Mist“

Die Freien Wähler Kreuth luden gestern Abend zu einer Infoveranstaltung nach Scharling ein. Das bestimmende Thema war einmal mehr die geplante Tourismusfusion von TTT und ATS.

Zwar hatte sich der Kreuther Gemeinderat vergangene Woche mit knapper Mehrheit dafür ausgesprochen. Die Freien Wähler, allen voran Makrus Wrba, übten gestern jedoch deutliche Kritik an der Art und Weise der geplanten Zusammenführung und fanden klare Worte, sowohl in Richtung Bürgermeister Josef Bierschneider als auch an Jakob Kreidl.

Die Freien Wähler aus Kreuth trafen sich gestern in Scharling, um über die geplante Fusion zu diskutieren.
Die Freien Wähler aus Kreuth trafen sich gestern in Scharling, um über die geplante Fusion zu diskutieren.

„Ich bin grundsätzlich für die Zusammenführung von ATS und TTT. Die Art der Umsetzung ist aber fragwürdig“, so Gemeinderat und Rechtsanwalt Markus Wrba gestern im Gasthaus Hirschberg. Er erläuterte den rund 20 anwesenden Bürgern nochmals die Fusionspläne und deren Bedeutung für die Gemeinde Kreuth.

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Sollten diese Pläne verwirklicht werden, wäre Kreuth neben Schliersee die einzige Kommune im Landkreis, die künftig mehr an die Tourismusorganisation abdrücken muss.

Nach dem neuen Verteilungsschlüssel zahlt Kreuth jährlich 448.000 Euro in die gemeinsame Tourismusorganisation des Landkreises ein. Das bedeutet einen Mehraufwand von 53.000 Euro im Jahr. „Bei einem Gesamthaushalt von nur sechs Millionen Euro trifft uns das schon hart“, stellte Wrba klar.

Ungerechte Kostenverteilung?

Neben einer Basisumlage in Höhe von 25.000 Euro richtet sich die finanzielle Beteiligung der Kommunen an der Tourismusorganisation nach der Zahl der Übernachtungen. Je mehr jährliche Übernachtungen, desto höher auch der zu zahlende Beitrag. Bislang wurden hier jedoch Werte aus den 50er-Jahren herangezogen. Im Zuge der Fusion wurde der Schlüssel nun neu berechnet.

Nichtsdestotrotz waren sich alle Anwesenden einig, dass die über 60 Jahre alten Zahlen nicht mehr zeitgemäß seien und eine Neuberechnung daher Sinn mache. Denn auch in Kreuth sehen die Übernachtungszahlen heute ganz anders aus als noch in den 50er-Jahren. Kreuth habe in den vergangenen Jahren sicherlich zu wenig gezahlt, doch jetzt komme man von einem Extrem zum anderen, so Gemeinderat Wolfgang Rebensburg.

Er stellte daher die grundsätzliche Berechnung infrage und regte an, auch die Wirtschaftskraft der Gemeinden zu berücksichtigen.

„Gmund hat viel weniger Übernachtungen wie Kreuth, dafür aber eine wesentlich höhere Wirtschaftskraft. Ich finde, es wäre gerechter gewesen, wenn man auch diesen Parameter mit in die Berechnung mit einbezogen hätte.“

Und auch Markus Wrba konnte diesen Ansatz nur unterstreichen und nahm gleichzeitig den Kreuther Bürgermeister in die Pflicht. „Hier hätte man im Vorfeld besser verhandeln müssen. Das knappe Votum im Gemeinderat ist auch ein Signal an Bürgermeister Josef Bierschneider.“

Falscher Zeitpunkt

Der Kreuther Gemeinderat hatte sich vergangene Woche nach hitziger Debatte mit 11:6 im Grundsatz für die Fusion ausgesprochen. Vor allem die höhere finanzielle Belastung für Kreuth, aber auch der Zeitplan und die Art der Umsetzung standen dabei in der Kritik.

Gemeinderat Markus Wrba äußerte wie auch einige weitere Kreuther Freie Wähler erneut deutliche Kritik an den Fusionsplänen von TTT und ATS
Gemeinderat Markus Wrba äußerte, wie auch andere Kreuther Freie Wähler, erneut Kritik an den Fusionsplänen / Bild: Archiv

„Die Fusion kommt einfach zu einem falschen Zeitpunkt. Bei so unterschiedlichen Strukturen, wie wir sie im Landkreis vorfinden, ist es besonders wichtig, erst ein schlüssiges Konzept zu präsentieren und dann darüber abstimmen zu lassen“, legte Wrba gestern Abend nach. „Das, was jetzt gemacht wird, ist Mist“, so der Gemeinderat weiter.

In Wrbas Augen ist der Landkreis noch nicht bereit für eine solche Fusion. Daher brachten die Freien Wähler einen Aufschub oder eine stufenweise Zusammenführung der touristischen Strukturen ins Gespräch. Für eine ähnliche Lösung hatte sich am Dienstag auch der Schlierseer Gemeinderat ausgesprochen. Dort forderte man auch nochmals Verhandlungen mit den Verantwortlichen von TTT und ATS.

Neue Situation

„Mit dem Beschluss in Schliersee ist schon eine neue Situation entstanden. Einige Punkte in dem Konzept müssen noch mal zur Sprache gebracht werden“, machte auch Wolfgang Rebensburg deutlich. Auch die Verantwortlichen von TTT und ATS haben gestern in einer Pressemitteilung neue Gesprächsbereitschaft signalisiert. Der bisherige Fahrplan, schon im Herbst den 17 Gemeinden im Landkreis die Detailbeschlüsse vorzulegen, könnte damit ins Wanken geraten.

Denn erst wenn alle Kommunen der Fusion im Grundsatz und im Detail zugestimmt haben, kann der Zusammenschluss verwirklicht werden. Sollte die Fusion schiefgehen oder sich nachteilig für den Landkreis und das Tegernseer Tal auswirken, gibt es für Markus Wrba vor allem einen Verantwortlichen.

„Landrat Jakob Kreidl hat sich diese Fusion auf die Fahne geschrieben. Geht das nach hinten los, muss er auch die Verantwortung übernehmen.“

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