„Die Urlauber wollen einen Bezug zur Landwirtschaft“, sagt Stefan Berghammer aus Rottach-Egern. Er ist einer von 20 bäuerlichen Familienbetrieben im Tegernseer Tal samt Waakirchen, die sich mit gleichgesinnten Anbietergemeinschaften zusammengeschlossen haben. Bisher gab es den Landurlaub nur in der „Alpenregion Tegernsee-Schliersee“. Nun firmieren die bislang 256 Anbieter im Oberland – darunter Bauernhöfe aus dem Pfaffenwinkel, dem Werdenfelser Land und Bad Tölz als „Bayerisches Alpenland“.
Die einzelnen Anbietergemeinschaften wie Tegernsee galten bisher als „Einzelkämpfer“. Sie mussten die teure Werbung selber stemmen, zudem fehlte es an Professionalität bei der Werbung, sagt man selbstkritisch. Dies soll sich mit der Fusion nun bessern. Man arbeite an einem gemeinsamen Marketing, das durch weitere Kooperationen und Vernetzungen zur „höheren Wertschöpfung für die Mitglieder“ führe, so die Idee hinter der Zusammenarbeit.
Internet steigert Nachfrage
Berghammer jedenfalls ist von dem Zusammenschluss auch mit Blick auf die Kosten überzeugt. „Mit unserem Verbund haben wir den Vorteil, keine Provisionen von etwa 15 Prozent an die jeweiligen Online-Buchungsportale bezahlen zu müssen. Ich zahle einen jährlichen Grundbeitrag von 149 Euro und kann einige Bausteine wie Werbung oder Online-Buchungen für weitere 190 Euro pro Jahr dazu nehmen.“
Man könne sich wie er sehr professionell ausrichten oder sich auf seine jeweilige Betriebsgröße beschränken. Berghammer hat sich allerdings für seine sieben Ferienwohnungen online breiter aufgestellt. „Ich werde auch über andere Portale gebucht und nicht nur über Urlaub auf dem Bauernhof“.
Doch vor allem dort würde die Nachfrage steigen, „denn die Urlauber buchen gerne auch persönlich“. Saubere Zimmer, eine übersichtliche Internetseite sowie ein Rahmenprogramm außerhalb der Stallzeiten sind bei den Gästen gefragt, heißt es im Verband. Dem kann Berghammer nur beipflichten: Der Urlaub auf dem Bauernhof sei eine Chance für bäuerliche Familienbetriebe, ihre Individualität einzubringen.
Zweites Standbein nötig
Gerade im Tegernseer Tal könne man auch den Bezug zur Natur näher bringen. „Früher nannte man so etwas Sommerfrische“, definiert Berghammer den Landurlaub. Seinen Bio-Hof betreibt er im Nebenerwerb. „Das passt gut zusammen“, erklärt Berghammer, denn ohne zweites Standbein könne er bei seiner kleinbäuerlichen Struktur mit 14 Milchkühen und 16 Kälbern nicht leben. Deswegen setzt er auch auf die Fusion der vier Bauernhofverbände, die somit auch Kosten spare. Berghammer:
Unser Ziel als bäuerliche Betriebe ist, den Gast in der Alpen-Region-Bayern zu halten.
Urlaub auf dem Bauernhof bieten in Bayern inzwischen rund 5.000 landwirtschaftliche Betriebe an, so die Werbung für den Bauernhofurlaub in Oberbayern, „wo man dem Himmel ein Stückerl näher ist“.
Die Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT) unterstütze die bäuerlichen Vermieter, wenn auch nur nebenbei. „Es war immer ein gutes Verhältnis“, sagt Berghammer. Sie könnten in den TI`s ihre Flyer auslegen. Schließlich hätten sie auch Unterstützung vom Landwirtschaftsministerium, das den Urlaub auf dem Bauernhof mit Werbespots begleitend fördere.
Doch ohne Eigeninitiative geht es offenbar nicht. Berghammer und seine Mitstreiter aus dem Tal werden am Montag im Rottacher Seeforum mit einem eigenen Stand vertreten sein. Dann, wenn zum „Tag des Tourismus“ geladen wird, und der Münchner Gastronom Michael Käfer über „Regionalprodukte und den Tourismus“ sprechen wird. Ob bei ihm auch der Urlaub auf dem Bauernhof thematisiert wird? Berghammer dürfte gespannt lauschen.
SOCIAL MEDIA SEITEN