Der Biber beißt sich weiter durch

Seit Jahren schon zeigen Biber den Gemeinden Kreuth und Rottach-Egern die Zähne. Die sensiblen Weißachauen werden unter Wasser gesetzt. Wiesen vernässen, Bäume sterben ab und werden zur Gefahr. Jetzt könnte es den Nagern an den Kragen gehen.

Er beißt sich durch, der Biber – sehr zum Unmut der Gemeinde Rottach-Egern.

„Ein schwieriges Unterfangen“, muss auch Johanna Ecker-Schotte (FWG) eingestehen, als der umtriebige Nager am Dienstagabend die Gemüter im Rottacher Gemeinderat erregt. Es ist in der Tat „ein schwieriges Thema“. Denn der Biber steht unter Naturschutz, zudem ist er ein faszinierendes Tier. Und fleißig ist er auch.

Er blieb nicht nur im Bleichgraben an der Weißach, sondern eroberte sich immer mehr Lebensraum. Inzwischen wird er zum Problembiber, da er nahe dem Eisernen Steg einen Damm errichtete und ein weitläufiges Gebiet unter Wasser setzte. Bei Martin Strohschneider (CSU) ist der Geduldsfaden gerissen, er fordert konsequentes Handeln, denn die Kulturlandschaft nördlich der Wallbergstraße sei schon verloren gegangen. „Viele Bäume, die nun im Wasser stehen, sterben mangels Sauerstoff ab“.

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Dies würde an der Weißachbrücke auch zur Gefahr für die Gemeinde werden, da sie dort die Verkehrssicherungspflicht habe, „wenn ein angenagter Baum auf die Straße fällt“, so Strohschneiders Bedenken. „Diese Situation dort ist außer Kontrolle“. Denn auch der Biberbeauftragte der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamts, Max Wolf, hätte nicht gewusst, wie viele Biber es gebe. Es seien etwa fünf Biber, wie Strohschneider von Anliegern erfahren habe. „Ich bin der Meinung, dass gehandelt werden muss“.

„Der Vermehrung Einhalt gebieten“

Strohschneiders Beobachtungen bestätigt auch Josef Lang (CSU), der den in Urlaub weilenden Bürgermeister Christian Köck vertritt. „Es sind tatsächlich schon Bäume an der Wallbergstraße durch den Biber geschädigt worden“.

Tierschutz hin, Tierschutz her, aber schließlich würde es sich bei der Heide eigentlich um ein trockenes Naturschutzgebiet handeln, in dem Enzian, Orchideen und Schusternagerl blühten. Dieser Bereich sei heute ein Sumpfgebiet. Man würde auch dem Tierschutz und dem Biber keinen Gefallen tun, wenn dieser dort so überhandnehme.

Abgenagte Bäume wie hier am Gmunder Seeufer im April zu sehen sind Biss-Spuren des kleinen Nagers. / Foto: Ludwig Kohler>

Von der Bevölkerung höre er, dass diese „Ausuferung nicht mehr normal“ sei und die Behörden wohl nicht wüssten, „was sie machen sollen“. Lang sieht hier Handlungsbedarf. „Das Thema Biber wird oft unterschätzt, denn sie werden sich weiter vermehren, wenn man nicht Einhalt gebietet“, beklagt Anton Maier (CSU).

Denn der Biber würde nicht nur Dämme aufstauen, sondern auch untergraben. Was ist, wenn bei einem der nächsten Hochwasser der Damm bricht, so Maiers Worst Case. „Dann droht eine Überflutung. Deshalb müssen wir uns auf die Hinterfüße stellen“, fordert er. Denn Gesetze seien auch da, dass man sie ändern könne.

Hilflose Behörden

Andreas Erlacher (FWG) regt an, das Landratsamt zu fragen, wie es sich die Population in Zukunft vorstelle. „Ich kann das so jedenfalls nicht laufen lassen“. Lang entgegnet damit, dass die Behörden hier offenbar hilflos seien. „Ja mei, des ist halt so“, höre er immer wieder. Wie viele Tiere auf wie viel Quadratmetern möglich sind, „dafür brauchen wir ein Konzept“, fordert Klaus Fresenius (FWG).

Mit dem Beschluss, der einstimmig gefasst wurde, soll die Untere Naturschutzbehörde Stellung beziehen und zeitnah ein Konzept vorlegen. Doch dies dürfte schwierig werden, denn der nachtaktive Nager lässt sich kaum blicken. Darum wisse auch niemand so genau, wie viele Exemplare hier eigentlich leben, berichtet Lang. Mit einer Umsiedelung des Bibers werde das Problem nur verlagert. Doch Lang kennt einen Ausweg: „Die Weiten Sibiriens wären für den Nager wohl ein Paradies“.

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