Das Fischerei Bistro in Bad Wiessee – Treffpunkt der Reichen und Schönen, so jedenfalls ist die Wahrnehmung einiger Beobachter. Das gefällt sicher auch dem Touristik-Marketing, lassen eben jene Blingbling-Instagram-Urlauber mehr Geld im Tal, als Wanderer im Partnerlook mit Hang zur Selbstversorgung. Blingbling-Instagram ist also ok, nur laut darf es nicht werden. An der idyllischen Seepromenade direkt am Tegernsee werden immer wieder Stimmen laut, buchstäblich – es ist unüberhörbar.
Dieser Meinung sind zumindest einige Anwohner, auch die Betreiber eines nahegelegenen Gästehauses. Auf die Frage, ob man dort viel von der Lärmbelastung abbekommt, können die Betreiber nur laut lachen. “Es ist eine Katastrophe. Nicht immer, aber manchmal”. Besonders der letzte Samstag soll “der Horror” gewesen sein.
Gäste müssen teilweise mit Ohrenstöpsel im Garten sitzen.
Außerdem müsse man im Umkreis des Bistros teilweise 75+ Dezibel an Lautstärke verkraften können. Zum Vergleich: Laut einem Bericht der SZ kann Lärm zwischen 60 und 80 Dezibel bereits zu gesundheitlichen Langzeitschäden führen. Und nicht jeder Gast schätzt den Eurotrash/Clubmusic-Geschmack der Promifischfreunde von nebenan.
Was macht der Bürgermeister?
Was unternimmt der Wiesseer Bürgermeister nun gegen diese enorme Belastung für seine Bürger? Laut Anwohnern weiß Bürgermeister Robert Kühn zwar von der Problematik, “sorgt jedoch nicht für Abhilfe”. “Wir müssen das dulden”, gibt eine Anwohnerin zu und erzählt:
Jetzt wo er (Anm. d. Red. Christoph von Preysing) im Gemeinderat ist, hat er noch mehr Macht.
Kühn selbst weist diesen Vorwurf jedoch entschieden zurück. Preysing habe “nicht mehr Rechte, sondern eher mehr Verantwortung”, argumentiert er. Außerdem habe sich Preysing immer umgehend um etwaige Probleme gekümmert. Weiter verweist Kühn auf die bereits ergriffenen Maßnahmen.
Diese bestehen aus Bäumen und einem Zaun. Dass die “Bäume” eher Bonsais ähneln und der Sichtschutz, den Christoph von Preysing selbst als “Palisaden” bezeichnet, nicht mehr als glorifizierte Äste sind, lässt Kühn aus – aber wenigstens ist’s hübsch anzusehen.
”Wahrnehmung von Lärm ist ja sehr subjektiv”
Außerdem, erzählt Kühn, sei er vor Kurzem persönlich vor Ort gewesen und habe das Gespräch mit den Anwohnern gesucht. Wann das genau geschehen sei, oder was dort besprochen wurde, das möchte der junge Bürgermeister jedoch nicht preisgeben. Das gehe die Presse nichts an. Er versichert jedoch, dass er den Anwohnern klar gemacht habe, sie können sich jederzeit an ihn wenden.
Kühn ist sich sicher, dass es immer wieder passieren wird, dass es einmal etwas lauter wird. Er selbst sei dieses Jahr erst einmal im Bistro gewesen. Da sei es nachmittags “etwas lauter” geworden, befand sich nach seinem Empfinden aber alles noch im Rahmen. Vertraglich sei es außerdem so geregelt, dass Preysing bis zu viermal im Jahr über die Stränge schlagen darf. Dabei genieße das Bistro keine Sonderrechte, betont Kühn.
Lärm, erklärt er, sei natürlich auch eine sehr subjektive Wahrnehmung. Es sei sehr schwer zu unterscheiden, ob die Lautstärke nicht zu einem der vier erlaubt lauteren Festln gehört. Deshalb würde Frau Marcher auch jedes Jahr wieder anrufen, rechtfertigt sich der Bürgermeister und stuft so die Probleme der Gastronomin hinunter.
”Gastronomie ohne Lautstärke gibt’s nicht”
Fischer, Gemeinderat und Blaublut in einer Person Christoph von Preysing sieht ein, dass es öfter etwas lauter wird. Insbesondere am vergangenen Samstag. Dabei handelte es sich um ein erlaubtes Event. “Nebenan ist ja auch ein Badestrand, Hunde und Autos. Da gibt es mehrere Faktoren, von denen Lärm ausgeht”, versucht der Fischer zu relativieren.
Aktuell hat das Bistro nur Nachmittags von Donnerstag bis Sonntag und bis Ende August zusätzlich Mittwochs geöffnet – um die Verluste reinzuholen. Laut Preysing sind die letzten Gäste bis 19.00 Uhr auch wieder verschwunden. Zum Schluss argumentiert Preysing noch, dass es eben “schwierig ist, die Leute unter Kontrolle zu halten” und “Gastro ohne Lärm gibt’s nicht”. Außerdem würde hauptsächlich Preysings guter Freund Thomas sich um das Bistro kümmern. Er selbst sei ja eigentlich nur ein Fischer…
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