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Manche Wege führen ins Bürgermeisteramt, andere wiederum ins Nichts. So wie der Rad- und Gehweg zwischen Finsterwald und Gmund. Wie Zahnlücken bohren sich zwei Wiesenstücke durch den 700-Meter-langen Asphaltstreifen. Halt! Wir haben uns geirrt. Auch hier führt der Weg ins Rathaus. Doch dazu kommen wir gleich.
Zunächst einmal: Ganz Deutschland hat über den Radweg und über die Top-Verhandler im Gmunder Rathaus gelacht. Der Weg fängt munter an, hört nach ein paar Metern aber einfach auf, um nach 30 Metern wieder zu beginnen und wieder aufzuhören, um dann seinen Weg nach weiteren 100 Metern erneut fortzusetzen, quasi ein verkehrstechnisches Stottern.
Die Lücke klafft
Klingt wie ein Witz. Ist aber in Gmund Realität. Bekanntlich gibt es zu jedem Problem ein Gesicht. In diesem Fall ist es das Gesicht des Gmunder Bürgermeisters Georg von Preysing (CSU). Seine Mundwinkel müssen vermutlich schlagartig nach unten gesackt sein, als er in diesem Frühjahr feststellte, dass er sich bei diesem Projekt verkalkuliert hatte.
Zwei Landwirte wollten partout nicht mitspielen und ihre Grundstücke zur Verfügung stellen. Von Preysing – wohl von seiner Überredungskunst überzeugt – baute trotzdem. Für etwa 242.000 Euro, die der Steuerzahler über die Regierung von Oberbayern mit 80.000 Euro bezuschusst. Jetzt haben Kobolde den Stopp-and-Go-Radweg mit seinem Namen geehrt. Wenn auch das Schild mit der Aufschrift “Georg-von-Preysing-Gedächtnisweg” nicht die Lücken im Radweg schließt, so vielleicht künftige Erinnerungslücken.
Verhandlungen gescheitert
Wie gesagt, zu jedem Problem gibt es ein Gesicht. Manchmal auch mehrere. Mitunter können auch lange darunter sein, so wie die der Radfahrer und Fußgänger, die den neu gebauten, eigentlich sicheren Weg nutzten und plötzlich wieder auf der viel befahrenen Verbindungsstraße standen.
Diesen Zustand wollte von Preysing zwar schnell ändern, scheiterte jedoch an der Sturheit der Oberlandler. Seine Vorschläge für ein Tauschgeschäft schlugen die Landwirte bislang aus. Darunter die Finsterwalder Familie Holzer. Sie besitzt das 100-Meter-Stück und weigert sich vehement, ihr Grundstück herzugeben.
Die Familie setzt ihr Nein als Druckmittel gegen die geplante Umgehungsstraße von Moosrain nach Finsterwald ein,
die seit Veröffentlichung des neuen Bundesverkehrswegeplans wieder im Raum steht. Sie soll direkt an ihrem Hof vorbeiführen. Es gibt schönere Aussichten.
Wenn das öffentliche Interesse an diesem Rad- und Gehweg allerdings wächst, könnte es tatsächlich eine Enteignung rechtfertigen. Das wäre wiederum ein langwieriger Weg. Noch will die Gemeinde diesen nicht beschreiten und hofft auf das Einlenken der Landwirte. Und vielleicht hat sie Glück. Dann finden die ständigen Verhandlungs-Unterbrechungen ein Ende, und der Radweg – auch ohne Kobold-Schild – seine Vervollständigung.
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