Sag mir was Du trinkst, und ich sage Dir, wer Du bist. Nein, so arg ist es nicht – dennoch scheinen sich so manches heimische Bier und manche Gestalt des öffentlichen Landkreislebens einfach gesucht und gefunden zu haben. Wir stellen Ihnen also in einer launigen Serie die Biere der Region und ihre „gschleckerten“ Paten vor.
Landrat Wolfgang Rzehak ist – es war von einem Mann von Rang und Format nicht anders zu erwarten – stante pede ein mündiger Bierpate. Beinahe ungefragt nimmt er viele unserer Fragen vorweg und spricht fundiert über das richtige Bier für jede Verzehr- und Gemütssituation, so dass wir ernsthaft über eine Mehrfachpatenschaft nachverhandeln wollen.
Das Tegernseer Hell schätze er zur Brotzeit, so der mächtigste Mann im Kreis, das Tegernseer Spezial auch ohne Brotzeit. Zu mediterranen Gerichten hingegen sei die Hopf Weiße mit ihrem „Bananen-Ester“ ein würdiger Weinersatz und vorzügliches Getränk. Und, wir ahnen es, auch ohne mediterrane Gerichte.
Er bietet uns außerdem flankierend die Partnerschaft für die sagenhafte „Muospacher Bockfotzn“ an – einen durchaus krawalligen Weißbierbock aus dem Hause Hopf, nach dessen Verzehr man glühend rote Ohrwaschln und einen Hang zum Politisieren bekommt. Das gilt es unbedingt zu vermeiden.
Wahlnachtsweizen
Nach mehrfachen Sondierungen, Attribuierungen und Bestellungen einigen wir uns auf Rzehaks Patenschaft für den Klassiker aus seinem natürlichen Habitat – die grüne Hopf Weiße:
Mit diesem Bier verbindet mich viel. Ich bin in Miesbach aufgewachsen – wann immer es was zu reden oder zu feiern gab, tat man das mit einem Hopf – oder gleich im ‚Hopf‘. Ein besonderer Moment für mich war natürlich die Feier meines Wahlsieges hier im Weißbräustüberl. Eine lange Nacht im grünen Freudentaumel – auch wenn meine Frau erstmal kasweiß war.
Der Kreislauf der First Lady ist wieder stabil – und auch sonst läuft es eigentlich recht rund nach nunmehr drei Jahren im Amt. Vielleicht bringt sie ihm Glück, die Magnum-Flasche Hopf, die ihm in der Wahlnacht als Talisman übereignet wurde.
Rzehaks Agenda beziehungsweise Attitüde bedeutete von vornherein einen Spagat: Elementar grüne Positionen, ohne die grüne Revolution auszurufen, aber gleichzeitig wertkonservativ und verwurzelt ohne schwarze DNS.
„Es ist noch gar nicht so lang her, als der bayerische Landrat qua natura ein CSUler war. Vielleicht aus Versehen mal einer von den Freien Wählern. Die Zeit der Alphatiere ist aber meines Erachtens vorbei – die moderne politische und mediale Kultur zwingt uns nun vielmehr zu gemeinsamen Vorstellungen, zu gemeinsamen Zielen, wie wir hier zusammenleben wollen. Das möchte ich vorleben und in kleinen, aber nachhaltigen Schritten mit Leben füllen. Nur so können wir parteipolitische Grabenkämpfe und Blockaden überwinden“, fasst Rzehak zusammen.
Erste Gräben, in jedem Fall erste ideologische Vorbehalte, scheinen nach dem zweiten Drittel der Amtszeit überwunden:
Für die Bürger war ich zuerst der Grüne. Dann war ich der grüne Landrat. Jetzt bin ich für die meisten einfach der Landrat.
Ein Landrat, solide und konstant mit einer deutlichen, bisweilen exotischen Nuance, die man gerne mit Miesbach assoziiert – herrlich, wie Bier und Pate hier wieder zusammengehen.
Ist bündnisgrüne Politik der Miesbacher Schule eine Blaupause zum Angriff auf die bürgerliche Mitte im größeren Kontext? Gar eine Rampe für Ämter in München oder Berlin? Rzehak verneint beides. Angriffe auf die Mitte vertrügen sich nicht mit seinem Verständnis von Sachpolitik und Bürgerrepräsentation. Die Ziele müssten gemeinsame, die Wege dorthin dürften grün sein. Er wolle ein Landrat für alle sein – und bleiben, damit sei dann auch die zweite Frage beantwortet.
„Wen Gott liebt, den lässt er hier Landrat … bleiben,“ denken wir und trinken einen letzten großen und sehr fruchtigen Schluck.
Alle bisherigen Bierpatenschaften der Stimme hier im Überblick:
Teil 1: Martin Calsow und das Holzkirchner Gold
Teil 2: Kathi Ziegler und das Graf Arco Hell
SOCIAL MEDIA SEITEN