„Sieben auf einen Streich“ – Schon das tapfere Schneiderlein verewigte seine Heldentaten auf einem Gürtel und zog damit stolz in die Welt. Kunstvolle Gürtelschnallen dienten schon zu Zeiten der Römer als Schmuck und Statussymbol. Im Mittelalter schmückte sich der Adel mit edlen Gürteln. Heute gehört eine glänzende Gürtelschnalle aus Metall zum Trachtenoutfit wie das Charivari oder der Hut.
Jakob Atzl aus Tegernsee hat das Schnallenmachen von seinem Vater gelernt und dessen Technik weiterentwickelt und verfeinert. „Mein Vater hat in den 70er Jahren mit den Gürtelschnallen angefangen. Er war gelernter Uhrmacher und ein Tausendsassa mit vielen Talenten und Interessen. Der erste, der solche Gürtelschließen wohl hergestellt hat, war ein Jäger aus Kreuth, der Jagdmotive auf Messingbleche graviert hat“, erzählt Jakob Atzl, der eigentlich gelernter Augenoptikermeister ist.
Und in der Tat: Noch heute fertigt Andreas Köpferl, der Enkel jenes Jägers, handgemachte Gürtelschließen nach den alten Vorlagen seines Großvaters an. Mit der Zeit sind eigene Jagdmotive hinzugekommen, denn auch der Enkel ist leidenschaftlicher Jäger und Revierjagdmeister. Der Großvater, Carl Vögele, jagte für Herzog Ludwig-Wilhelm und Herzog Max in Bayern im Blauberggebiet (Tegernseer Tal). Seine Erlebnisse bei der Jagd hielt er künstlerisch in Gürtelkoppeln aus Messing und Silber fest. Diese gefielen seinem Jagdherren Herzog Max in Bayern so gut, dass er eigene Koppeln für das Königshaus mit Jagdgeschichten aus dem Revier in Wildbad Kreuth orderte.
Renaissance der Tracht
Von den Nationalsozialisten missbraucht, war die Tracht nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Mode gekommen. In den 70er Jahren scheint es eine Rückbesinnung auf das alte Traditionsgewand gegeben zu haben. Hierbei spielten die Olympischen Sommerspiele 1972 in München sicherlich eine Rolle. Die Leute wollten bald auch so kunstvolle Gürtelschnallen wie der Herzog. „Mein Vater und zeitgleich auch die Firma A. Bertele haben dann angefangen, solche Gürtelschnallen zu fertigen“, erinnert sich Jakob Atzl.
Während Carl Vögele damals und sein Enkel heute die Motive ins Metall gravieren, stellen Jakob Atzl und seine Frau Petra, die Goldschmiedin ist, die Schnallen aus zwei Teilen her: Die Grundplatte wird gegossen, das jeweilige Motive separat graviert und ausgesägt. Dadurch ist es möglich, Untergrund und Motiv aus zwei verschiedenen Metallen herzustellen. Auch lassen sich die Motive dadurch feiner herausarbeiten. Gerade bei Wappen, Zunftzeichen und Monogrammen entstehen auf diese Art filigrane und detailreiche Kunstwerke, die schließlich in ruhiger Handarbeit auf die gewünschte Koppel gelötet werden.
Viele kleine Arbeitsschritte sind nötig fürs Endprodukt
Bis so eine Gürtelschnalle fertig ist, braucht es zwischen 50 und 100 Arbeitsschritte. Immer wieder wird das Metall in die Hand genommen und bearbeitet: geschweißt, gefeilt, getrommelt, gelötet, poliert und zum Schluss lackiert. Jakob Atzl und seine Frau haben sich auf die Herstellung von Initialen spezialisiert, gerne in Kombination mit dem bayerischen Wappen, einem Familien- und Zunftwappen oder dem Tegernseer Seelaub. Dabei verwendet Aztl überwiegend Sterling Silber, Messing, Bronze und Neusilber. Und das besondere: Jede Gürtelschnalle ist ein Unikat.
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