Der Heimat-Kümmerer

Benno Bauer bleibt weitere sechs Jahre Kreisheimatpfleger. Das Ziel des 67-Jährigen: Die heimatliche Baukultur mit modernen Techniken in Einklang bringen. Wir sprachen mit dem gebürtigen Fischbachauer über das Maximilian in Gmund, aber auch über die Bauwut am Tegernsee.

Im Amt bestätigt: Kreisheimatpfleger Benno Bauer.

Tegernseer Stimme: Es gibt den Kreisbaumeister und das Landesamt für Denkmalpflege. Wo sehen Sie sich als Kreisheimatpfleger, als Mittler zwischen beiden?

Bauer: Weder noch. Wir arbeiten als Team. Ich bin kein Mittler. Wir besprechen die Problemfälle und machen dann ein gemeinsames Statement. Es gibt auch kein Vetorecht. Da wir zu dritt sind, gibt es immer eine klare Entscheidung, auch wenn einer dagegen ist.

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Steht der Kreisheimatpfleger in diesem Trio angesichts der Bauwut im Tegernseer Tal auf verlorenem Posten?

Bauer: Da habe ich als Kreisheimatpfleger keinen Einfluss. Ich bin aber nicht immer begeistert, was da an Neubauten entsteht, die 95 Prozent der Baumasse ausmachen. Die unterscheiden sich kaum noch. Es gibt nur noch wenige Neubauten, die etwas Besonderes haben. Alles wird nur noch gleichförmig gestaltet.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Bauer: Das will ich als Architekt nicht, da ich mich sonst über einen Kollegen in der Öffentlichkeit abfällig äußern würde.

Wo sehen Sie Ihre Aufgabe, nachdem es schwierig ist, Altes zu erhalten?

Bauer: Meine wesentliche Aufgabe ist die fachliche Beratung. Des öfteren werden Planungen vorgelegt, die im Sinne der Denkmalpflege weniger glücklich sind. Hier sprechen wir nicht nur Empfehlungen aus, sondern auch Forderungen nach Umplanungen im Sinne einer guten Gestaltung. Doch ich sehe die Konflikte, wenn die finanziellen Mittel der Eigentümer nicht ausreichen. Dann sind sie mit so einem Denkmal gestraft. Trotz steuerlicher Abschreibungen und Zuschüsse wird der Aufwand bei weitem nicht gedeckt, zumal auch die Mittel für
den Denkmalschutz immer weniger werden. In den 80er Jahren stand wesentlich mehr Geld zur Verfügung als jetzt.

Weil es weniger zu schützen gibt?

Bauer: Nein. Miesbach ist der Landkreis, der die meisten eingetragenen Denkmäler in Bayern hat.

Ein “positives Beispiel” für Denkmalpflege: Das Maximilian in Gmund.

Gibt es ein positives Beispiel für Denkmalpflege?

Bauer: Aktuell ist das Maximilian in Gmund. Dort wird für das denkmalgerechte Bauen sehr viel von der Brauerei investiert. Erfreulich ist auch, dass wir permanent hinzugezogen werden und die Zusammenarbeit mit den Architekten ganz hervorragend ist. Bei dem neuen Gebäude des Brauhauses in Tegernsee war es genauso. Auch Gut Kaltenbrunn hat eine glückliche Wendung genommen.

Aber nur wegen der Entscheidung des Gerichts?

Bauer: Das kann natürlich sein. Aber nun ist es geglückt. Allerdings jetzt in der Vorweihnachtszeit sieht es mit der Beleuchtung eher aus wie das Taj Mahal in Indien. Aber das ist nur temporär. Das war mehr ironisch gemeint.

Sind im Tal weitere Sanierungen geglückt?

Bauer: Ja, beispielsweise bei der sogenannten „Serben-Villa“ in Tegernsee mit ihren Fresken und Stuckarbeiten, die unter Rigipswänden seit den 60er Jahren versteckt waren. Die hat vorher niemand gesehen. Das sind verborgene Schätze, die im Zuge der Bauarbeiten entdeckt wurden. (Anm. der Red.: Erstmals erwähnt wurde die Villa 1838, später wurde daraus das Grandhotel Bayerischer Hof, dann zog die Polizei ein. Jetzt beherbergt der „Palazzo im italienischen Stil“ 13 Wohnungen).

Ist die Bauwut am Tegernsee aus ihrer Sicht besorgniserregend?

Bauer: Sie ist genauso besorgniserregend wie in anderen Gemeinden auch. Derzeit wird eben alles in Betongold investiert. Ein Haus mit viel Holz auf 17. Jahrhundert zu trimmen, ist grundsätzlich verkehrt. Eigentlich ist dies Kitsch. Beim Voitlhof in Rottach-Egern ist es mir ein bisschen zu viel, was da gemacht wurde. Weniger wäre mehr gewesen. Zu den Um- und Anbauten der ehemaligen Gaststätte Glasl möchte ich mich nicht negativ äußern. Ich finde, das passt nun auch mit der Tenne und dem Erhalt der Binder so.

Haben Sie sich ein Regierungsprogramm für die nächsten sechs Jahre Amtszeit vorgenommen?

Bauer: Wir haben einige Projekte. Ein Beispiel dafür ist ein alter Hof in Wies zwischen Miesbach und Gmund. Das ist ein ganz phantastischer Hof, doch er müsste dringend saniert werden. Aber auch hier haben die Leute einfach nicht die Mittel dafür. Deshalb hoffen wir sehr auf die Unterstützung diverser Stiftungen. Doch es ist langwierig, bis so etwas läuft.

Herr Bauer, vielen Dank für das Gespräch.

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