“Das Verhalten von Herrn Lechner ist schlicht eine Provokation”, findet Michael Herrmann, Geschäftsleiter der Gemeinde Bad Wiessee. Und meint damit gleich mehrere Umstände, über die die TS zuletzt berichtete (s.u.). Denn einerseits hat Walter Lechner an seinem Trachtengeschäft ein “überdimensioniertes Kruzifix” aufgestellt, das man in Wiessee nicht haben möchte:
Es gab massive Beschwerden von Bürgern wegen des Holzkreuzes – das ist sicher kein Ort der Andacht oder etwas Ähnliches, sondern bloße Werbung. Herr Lechner sollte bei seiner Aktion bedenken, dass er Gläubige in Bad Wiessee in ihren Gefühlen verletzt.
Doch damit nicht genug: Auch zur geplanten Eröffnung des “ersten Radlstüberls” durch Lechner samt Weißwurstfrühschoppen findet Herrmann deutliche Worte. Auch hier handle es sich um eine klare Provokation Richtung Gemeinde. “Wenn er dort nach der Eröffnung weiterhin Waren ausgibt, wird die Gemeinde zusammen mit dem Landratsamt weitere Schritte prüfen.”
“Stüberl” macht misstrauisch
Vor allem Brandschutz- und Lebensmittelverordnungen müssten dann angewandt werden, schließlich habe Lechner ursprünglich nur einen Fahrradladen angemeldet. Und die Bezeichnung “Stüberl” macht Herrmann misstrauisch: “Der Weg den Lechner einschlägt, den kann er gehen. Aber am Ende des Tages sitzt die Gemeindeverwaltung am längeren Hebel.”
An den Betreiber hat er daher eine deutliche Botschaft: “Wir lassen uns von niemanden erpressen, auch nicht von Herrn Lechner.” Der versuche, verschiedene Streitpunkte miteinander zu verknüpfen, etwa seine Forderung nach einer weiteren Zufahrt zu seinem Laden.
Doch es bestehe bereits eine Verbindung zur Hirschbergstraße, so Herrmann, außerdem habe man den Wunsch wegen des fließenden Verkehrs und aus sicherheitsrechtlichen Gründen abgelehnt. Zwar suche man weiterhin das Gespräch mit Lechner, doch weitere Schritte behalte sich die Gemeinde vor.
Ursprünglicher Artikel vom 13. April 2016 mit der Überschrift: „Der Herrgott bleibt, wo er ist“
Erst war es eine lebensgroße Holzkuh, die Kunden in den Wiesseer Laden von Walter Lechner locken sollte. Nun ziert ein Kruzifix die Münchner Straße. Doch der Gemeinde ist die Werbung ein Dorn im Auge. Das Kreuz muss weg. Für Lechner kein Grund nachzugeben.
Der Trachtenladen „Drive-In“ in Bad Wiessee sorgte bereits in der Vergangenheit für Schlagzeilen. Denn mit der großen Holzkuh als auffällige Werbung am Straßenrand erregte Inhaber Walter Lechner bereits im Sommer 2015 die Gemüter der Gemeinderäte.
Ein Jahr später steht an der gleichen Stelle ein eigens geschnitztes Kruzifix, das auf Lechners Geschäft aufmerksam machen soll. Nun geht der Streit zwischen ihm und der Gemeinde in eine neue Runde. Mit einem Schreiben fordern die Wiesseer den Ladeninhaber auf, das Kreuz zu beseitigen.
Gemeinde bewilligt keine weitere Zufahrt
Dabei gehen die Auseinandersetzung zwischen den beiden Seiten auf bauliche Unstimmigkeiten zurück. Eigentlich sollte auf dem Grundstück Hirschbergstraße 4 ein Blockheizkraftwerk entstehen. Der Eigentümer Walter Lechner hatte sich dann aber doch kurzerhand umentschieden und einen Trachtenladen eröffnet. Doch für diesen Zweck war der Bau gar nicht freigegeben.
Noch während Lechner auf die Genehmigung wartete, begannen die ersten Umbaumaßnahmen. Die Zufahrt mit Hofeinfahrt von der Bundesstraße hatte die Gemeinde daraufhin abgelehnt. “Ich möchte eine Zufahrt mit abgesenkter Bordsteinkante, damit die Kunden von der Münchner Straße aus direkt hier einfahren können. Allen umliegenden Betrieben hat die Gemeinde eine Zufahrt genehmigt, warum mir nicht?”, so Lechner auf Nachfrage.
Kommt Disneyland wieder?
Die Gemeinde begründet dies damit, dass der Laden bereits über eine ausreichend große Zufahrt von der Hirschbergstraße aus zu erreichen sei. “Deshalb sind wir derzeit nicht bereit, die Erlaubnis einer weiteren Zufahrt über die Bundesstraße über den gemeindlichen Gehweg zu erteilen”, erklärt Bürgermeister Peter Höß. In einem Schreiben fordert die Gemeinde den Inhaber weiterhin auf, das Kruzifix zu beseitigen. Darin heißt es:
… seit geraumer Zeit steht ein Kruzifix an der Stelle, die seinerzeit die Werbekuh eingenommen hat und Autofahrern als auch Passanten massiv ins Gesicht springt.
Doch Lechner sieht sein Handwerk als vorzeigbar und will das Holzkreuz als Werbung für seine Holzschnitzereien stehen lassen. “Die fertige ich selbst an, aber nur auf Bestellung”, erklärt er. Wenn die Gemeinde nicht einlenkt, plant Lechner sogar, das Disneyland wieder zu eröffnen.
Der Herrgott bleibt, wo er ist. Und wenn es sein muss, stelle ich auch meine Hebebühne wieder zur Schau.
Vor eventuellen Reaktionen seitens der Gemeinde scheut Walter Lechner nicht zurück. Im Gegenteil. Er freut sich auf die Eröffnungsfeier seines Stüberls am kommenden Samstag. “Das ist das erste Radlstüberl in Bad Wiessee. Ich lade natürlich auch alle Gemeinderäte herzlich zum Weißwurstfrühschoppen ein. Vielleicht ergibt sich ja ein Schlichtgespräch”, so Lechner mit einem Augenzwinkern.
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