Der kreative Standortvorteil

Gut 70.000 Menschen arbeiten alleine in Oberbayern in der Kreativwirtschaft. Europaweit liegt die Region damit auf Rang 10. In Deutschland ist die Arbeit mit kreativen Dienstleistungen der zweitgrößte Wirtschaftszweig direkt nach der Automobilindustrie.

Auch wenn sie in der Öffentlichkeit ein Schattendasein fristen: Kreativ-Unternehmen gibt es auch am Tegernsee. Ihre Kunden sind teilweise weltweit verteilt. Das Tal die inspirierende Basis.

Der Tegernsee lockt nicht nur Touristen, sondern bietet auch Raum für Kreativität.

“Der Tegernsee hat keinen klassischen Standortvorteil. Aber er ist ein schöner Platz zu leben”, so beschreibt Joost Schloemer, Inhaber der Rottacher Werbeagentur Q7 den Tegernsee als Wahlheimat für sein Unternehmen. “Hier hat man einfach eine ganz andere Atmosphäre als in einer Großstadt“, sagt auch Sonja Reinert, Geschäftsführerin der mindPool GmbH, eine Social-Media-Agentur aus Tegernsee.

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Das Internet ist das unabhängige Tor zur Welt

„Der Tegernsee gehört für mich zu den schönsten Flecken der Erde. Die Natur hier ist atemberaubend und inspiriert mich Tag für Tag aufs Neue”, fasst es Jörg Kirschke, Inhaber und Designer der Tegernseer Manufaktur für sich zusammen.

Die Landschaft als Standortvorteil – das Internet als Tor zur Welt. Schloemer erklärt, warum das “Landleben” für jemanden wie ihn keine Nachteile haben muss:

Ich bin vor vielen Jahren aus privaten Gründen hergezogen. Es ist natürlich verlockend hier arbeiten zu dürfen. Die Abwicklung erfolgt hauptsächlich über das Internet, meine Kunden sind weltweit verteilt. Imageseitig ist der Tegernsee natürlich auch eine schöne Adresse.

In der letzten Standortumfrage der SMG wurde jedoch gerade die Suche nach qualifizierten Mitarbeitern von den Unternehmen im Tal mehrheitlich als tendenziell schwierig angegeben.

Joost Schloemer hat im Bereich der Kreativwirtschaft dagegen andere Erfahrungen gemacht. Anfragen und Personalangebote aus dem Raum Tegernsee hat er zumindest genug, wie er selbst sagt. Die Arbeit im kreativen Umfeld scheint gerade für junge Menschen oft der bevorzugte Einstieg ins Berufsleben.

Neue Wege gehen: Das Superhirn vom Tegernsee

Anstatt auf viele Mitarbeiter im eigenen Haus setzen die Macher der Tegernseer Agentur mindPool auf alternative Wege. Neben Unternehmensberatungen und der Betreuung von Unternehmen bei Social Media, setzt Gründer Markus Berthold auch auf Online-Netzwerke zur Ideenfindung. Unter dem Titel Brainfloor betreibt die Agentur ein Ideennetzwerk, an dem mehrere Tausend Kreative aus aller Welt beteiligt sind.

“Wir haben 5.000 Leute gesammelt, denen wir eine Frage stellen. Zum Beispiel, wie kann ich es schaffen, dass mehr Leute an den Tegernsee kommen? Von den Ideen, die uns die Leute liefern, suchen wir uns die beste aus,” erklärt Berthold das Konzept. Gesteuert werden solche Ideenwettbewerbe vom Tegernsee aus und im Auftrag einzelner Kunden. Open Innovation nennt man das auf Neudeutsch.

Sonja Reinert und Markus Berthold im Gespräch
Sonja Reinert und Markus Berthold sind die Köpfe hinter mindPool

Zu den bisherigen Auftraggebern, die über den Umweg Tegernsee weltweit nach Ideen suchten, gehörten beispielsweise das Bräustüberl, auf der Suche nach Ideen für neue Fanartikel oder für die Facebook-Seite. Aber auch traditionelle Institutionen, wie die Handwerkskammer München/Oberbayern, lassen so beispielsweise nach Ideen suchen, wie mehr junge Menschen von einer Ausbildung im Handwerk begeistert werden können.

SMG sieht Kreativwirtschaft bisher vernachlässigt

Dass es bei der Kreativwirtschaft längst nicht mehr nur um einige Einzelkämpfer geht, die an einem schönen Ort arbeiten wollen, hat Alexander Schmid, Geschäftsführer der Standort Marketing Gesellschaft Miesbach, vor einiger Zeit bereits erkannt. Die SMG sieht darin mittlerweile vor allem eine wirtschaftliche Alternative oder sogar ein zweites Standbein zum Tourismus im Tegernseer Tal. Bisher wird die Branche seiner Ansicht nach im Tal allerdings noch allzu sehr vernachlässigt:

Die Bedeutung der Kreativwirtschaft wird noch unterschätzt. Gerade im ländlichen Raum ergeben sich ganz neue Chancen, einen Standortfaktor zu fördern, um junge und gut gebildete Menschen zu halten oder neu anzulocken.

Noch im Herbst will die SMG auf den Tagen der “Kultur- und Kreativwirtschaft im Landkreis Miesbach“ verschiedene Ideen ganz konkret weiterentwickeln. Einer der Ansätze könnte beispielsweise ein Co-Working-Space im Tegernseer Tal sein, ein öffentlicher Raum, an dem sich Kreative und Freiberufler zum gemeinsamen Arbeiten treffen können, um Kontakte und Kooperationen untereinander voranzutreiben.

trendguide Funcleaner collage
Kreativität trifft Tourismus: Der Funcleaner als Werbung für den Tegernsee.

Wie schnell sich Kreativwirtschaft und Tourismus dann doch auch wieder vermischen können, zeigt eine Idee, die den Tegernsee aufs Smartphone bringt: Der Funcleaner. Ein kleines Stückchen Stoff, mit dem sich auf clevere Art das Handy-Display reinigen lässt. Erdacht und entwickelt natürlich auch am Tegernsee.

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