Der letzte Sprung von Finsterwald

Eine Schanze, die echte Talente gesehen hat. In Gmund haben einige ihre Karriere gestartet. Heute ist sie verwaist und verfallen – eine Sportära am Tegernsee geht endgültig zu Ende.

Die Tage der Schanze sind gezählt

Vor gut 60 Jahren. Gmund. Edi Heilingbrunner sieht auf den Tegernsee herunter. Er steht oben auf der Stögmeier Skisprungschanze in Finsterwald. Er spring gut, das weiß er auch. Und mit dem darauffolgenden Sprung landet er direkt in der Vierschanzentournee. Gmund blickt auf eine lange Skisprunggeschichte zurück. Nicht nur Edi Heilingbrunner lernte hier zu fliegen, auch das Nachwuchstalent Moritz Baer machte seine ersten Schritte in der Gemeinde am Tegernsee.

Die beinahe antike Schanze wurde 1948 gebaut, 1992 musste sie modernisiert werden. Sie war etwas aus der Zeit gefallen. Einige Jahre später, mit den 2000er Jahren, kam das Interesse wieder zurück. Ein Schülercup wurde ausgerichtet, die Schanze auf Leber und Nieren geprüft. 126 Schüler nahmen all ihren Mut zusammen und wagten den Sprung.

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Projekt “Mattenschanze”

2004 wurde die Schanze generalüberholt. 2015/16 versuchte man es schließlich einen Ausbau. Die Vision damals? Gmund als Trainnigszentrum für Nachwuchsspringer zu etablieren und ein Wintersportzentrum sowie eine “Event-Area Finsterwald” erschaffen. Geplant war eine Trainingsschanze für Nachwuchsspringer, eine kleine Schanze (HS: 20–49 m/K-Punkt: 20–45 Meter) und eine mittlere Schanze (HS: 50–84 m/K-Punkt: 46–74 Meter). Auch Ganzjahresbetrieb sollte ermöglicht werden.

Sogar einige Sponsoren hatte man schon an Bord. Unter anderem hatten sich win.air und fluege.de bereit erklärt, dem Verein unter die Arme zu greifen. Das daraus nichts wurde, zeigen heute die Bilder der Schanze. Morsch, voller Laub und ungenutzt steht sie einsam im Wald und verfällt.

Seit 2004 wird die Schanze nicht mehr genutzt

Schweren Herzens müssen sich die Sportfreunde Gmund-Dürnbach nun von der Skisprungschanze in Finsterwald trennen. Das Unfallrisiko sei einfach zu hoch. Doch warum, konnte man der Schanze damals nicht zu neuem Leben verhelfen? Das lag zum einen an den komplizierten Eigentumsverhältnissen. Das Gelände teilen sich nämlich gleich drei Eigentümer.

Außerdem führte die Umgehungsstraße im Verkehrswegeplan 2030 mitten durch den geplanten Sprungauslauf. Die Wartung und Folgekosten stellten zusätzlich noch ein unkalkulierbares Risiko für den Verein dar. Doch Bürokratie alleine bringt ein Herzensprojekt nicht zu Fall. Einer der Sponsoren ging verloren. Der Gründer war ums Leben gekommen und die Firma schlitterte in die Insolvenz.

Wie geht’s jetzt weiter?

Und jetzt? Mathias Pfeil, der erste Vorstand des Vereins Sportfreunde Gmund-Dürnbach, weiß, wie es nun weitergeht. Nach einem Gesprächstermin bei Gmunds Bürgermeister Alfons Besel, erklärte er schweren Herzens:

Die Schanze wird bis Ende März beziehungsweise Anfang April gemeinsam mit der Gemeinde abgerissen.

Das trifft den Sportfreund schwer. “Die Schanze ist bei uns schon seit über zehn Jahren ein Thema”, erklärt Pfeil. “In ihrer Hochzeit fanden dort auch oft Wettbewerbe statt.” Doch beim Sport stehe Sicherheit an erster Stelle. “Man muss aufpassen, dass da nichts passiert”, weiß Pfeil. Für etwaige Unfälle auf der Schanze würde nämlich der Verein haften. Es wird also Zeit sich zu verabschieden.


 

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