Wer wird neuer Geschäftsführer der Naturkäserei Tegernseer Land? Die Nachfolgeregelung für das Kreuther Unternehmen gleicht inzwischen einem sagenumwobenen Geheimnis.
Nun hat der unbekannte Messias den Vertrag unterschrieben. Einen Namen gibt es trotzdem immer noch nicht. Die Naturkäserei macht es spannend. Und das hat einen Grund.
Per Newsletter hat am Donnerstag die Naturkäserei Tegernseer Land ihre Mitglieder auf den aktuellsten Stand gebracht. Der Vertrag mit dem neuen Geschäftsführer sei in trockenen Tüchern. Beide Parteien hätten unterschrieben. Laut Mitteilung haben der Aufsichtsrat und der Vorstand der Naturkäserei damit ihren Wunschkandidaten bekommen.
Man sei, so der Wortlaut, sicher, „eine Persönlichkeit gefunden zu haben, die unsere Käserei fachlich und wirtschaftlich weiter voranbringen wird“. Bereits vor über vier Wochen erklärte der scheidende Chef Hans Leo auf Nachfrage, dass der „Neue“ derzeit noch in Österreich arbeite.
Der neue Geschäftsführer hat das ganze Leben in der Molkereibranche gearbeitet. Er sieht in unserem Betrieb ein Potenzial, sonst würde er den Posten als Chef bei uns gar nicht antreten. Mit dem will er auch seine Karriere beenden.
Als vordringlichste Aufgabe für die Zukunft sieht Leo die Wirtschaftlichkeit des Betriebs. Die Naturkäserei stehe sehr gut da, „aber wir müssen unsere Auslastung steigern und die Kosten senken“. Die Aufgabe des neuen Geschäftsführers wird sein, Kosten, Produkte und Vertriebsstrukturen zu optimieren. Dazu brauche man einen Mann mit den nötigen Verbindungen.
Trotz der positiven Nachricht über die Vertragsunterzeichnung wollte die Genossenschaft den Namen des neuen Chefs noch nicht bekanntgeben. Dieser habe aufgrund seiner derzeitigen Aufgabe darum gebeten, weiterhin anonym zu bleiben. Spätestens Anfang Oktober dürfte das Rätselraten aber vorüber sein. Am 6. Oktober, so Leo, will der neue Geschäftsführer seine Arbeit in Kreuth beginnen.
Ursprünglicher Artikel vom 13. Juni
Wie bereits in den vorherigen Jahren musste der Vorstandsvorsitzende der Naturkäserei Tegernseer Land, Hans Leo, bei der gestrigen Jahreshauptversammlung wieder einen Verlust verkünden. Daher mahnte er deutliche Strukturverbesserungen an.
Die deutlichste Veränderung wird sein eigener Rückzug als Geschäftsführer sein. Hier soll ein externer Branchenkenner installiert werden. Doch um die Person wird ein großes Geheimnis gemacht.
Wie schon in den vergangenen Jahren musste der bisherige Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzende Hans Leo auch auf der diesjährigen Jahreshauptversammlung den anwesenden Genossen im Seeforum einen Verlust verkünden. Unterm Strich steht in der Bilanz ein Fehlbetrag von rund 134.000 Euro.
Größter Einzelposten sind wieder einmal die Personalkosten. Rund 42 Prozent betragen sie in dem diesjährigen Jahresabschluss. Zu viel, findet auch Leo. „Das Ziel muss es sein, dass die Personalkosten nur noch 38 Prozent ausmachen“, so der Geschäftsführer. Dafür mahnt er deutliche Strukturverbesserungen im Unternehmen an.
Wir brauchen eine wirkliche Verbesserung der Arbeitsschritte. Viele Strukturen gehören auf den Prüfstand. Die sind noch nicht so, wie sie sein sollen.
Insbesondere die Verbesserung der Absatz- und Vertriebsstrukturen sei ein wichtiger Punkt. Dennoch warb Leo auch um Verständnis und Wertschätzung der geleisteten Arbeit. Man sei keine Kompromisse bei der Qualität eingegangen. Denn das sei es, was ein nachhaltiges Unternehmen ausmache. „Wirtschaftliche Schwierigkeiten brauchen dann aber auch mehr Zeit, um gelöst zu werden“, findet Leo.
Führungspersonal ausgewechselt
Um diese zu lösen, soll nun aber auch eine Veränderung in der Führungsebene her. Zum einen tritt Markus Bogner als Aufsichtsratsvorsitzender zurück. „Ich denke, wir brauchen den Blick von außen. Wir sind selbst oft viel zu sehr in unsere Abläufe eingebunden“, so Leo. Und auch Bogner erhofft sich große Chancen durch diese Konstellationsveränderung.
Aber nicht nur Bogner, sondern auch Leo wird sich, wie angekündigt, zumindest vom Geschäftsführerposten zurückziehen. Es sei von Anfang an klar gewesen, dass man, sobald der Betrieb etabliert sei, einen Geschäftsführer mit „Molkerei-Hintergrund“ einstellen müsse. Er selbst werde daher nur noch als Vorstandsvorsitzender zur Verfügung stehen. „Ich hoffe, dass so keine unserer Ziele in Gefahr geraten“, sagt Leo.
Wer der neue Geschäftsführer allerdings sein soll, darum macht Leo ein Geheimnis. Man habe sich zwar schon auf eine Person festgelegt, befinde sich jedoch derzeit noch in Vertragsverhandlungen. Daher verrät Leo nur so viel: Die Person ist 63 Jahre alt und hat ihre Ausbildung bei Weihenstephan gemacht.
Geplant ist zunächst ein Zweijahresvertrag mit einer Option auf ein weiteres Jahr. Losgehen soll es für den neuen Chef dann ab dem 1. Oktober. Und die Erwartungen an den neuen Mann liegen hoch: Er soll das Unternehmen in ein wirtschaftlich ruhigeres Fahrwasser bringen, ohne aber die bisherige Philosophie über den Haufen zu werfen. Die Herausforderung wird also künftig sein, diese beiden Komponenten zu vereinbaren. Und an diesem Erfolg wird sich der neue starke Mann dann auch messen lassen müssen.
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