Seeger einigt sich mit BOB auf Abfindung

Zweite Aktualisierung vom 04. April / 14:58 Uhr
Nachdem im Dezember vergangenen Jahres BOB-Chef Heino Seeger von der Spitze der BOB abgelöst wurde, war ziemlich schnell klar: Das war eine Entlassung und kein freiwilliger Rückzug. Als Konsequenz verklagte Seeger daraufhin seinen ehemaligen Arbeitgeber wegen Kündigungsschutz.

Mit Erfolg. Beide Parteien schlossen am gestrigen Mittwoch einen Vergleich, der Seeger den Abschied wohl versüßen wird.

Abfindung

Denn der frühere Geschäftsführer bekommt von seinem ehemaligen Arbeitgeber eine Abfindung im niedrigen sechsstelligen Bereich sowie ein „wohlwollendes, qualifiziertes“ Arbeitszeugnis ausgestellt. „Als Ausgleich für den Verlust des Arbeitsplatzes“, wie es in dem Vergleich heißt.

Seit 45 Jahren arbeitete Seeger bei der Bahn. Als Schlosser hatte er damals das Handwerk von klein auf gelernt. Doch jetzt muss er endgültig loslassen. Eine Tatsache, die Seeger nicht leicht fällt. „Die Gesamtsituation macht mich immer noch betroffen“, so Seeger gegenüber dem Merkur. Dennoch wünscht er „seiner“ BOB auch weiterhin viel Glück.

Anzeige

Neuer Betriebsleiter

Mit dem Vergleich wurde nun auch offiziell ein Schlussstrich unter die Angelegenheit gezogen. Denn auch seinen Posten als Betriebsleiter, den Seeger nach seiner Kündigung noch interimsmäßig übernommen hatte, da dem neuen BOB-Chef Axel Sondermann die Qualifikation dafür fehlte, ist der langjährige Eisenbahner nun los.

Für Seeger übernimmt Gunnar Bernstein das Amt. Die Interimslösung war im Dezember nötig geworden, da das Gesetz zwingend einen Betriebsleiter vorsieht. Und Seeger wollte trotz der Umstände nicht, dass die BOB ihren Betrieb hätte einstellen müssen.

Aktualisierung vom 6. Dezember / 10:49 Uhr
Obwohl die offiziellen Gründe für Heino Seegers Rückzug aus der Führungsspitze der Bob gesundheitlicher und familiärer Natur waren, ist sich Tegernsee Bürgermeister Peter Janssen sicher: das war ein Rauswurf.

Dementsprechend übte er nun harsche Kritik an der Entscheidung des Konzerns. „Ich empfinde das als äußerst unfair.“

Janssen zeigt sich ob der offenbar vorgeschobenen Rückzugsgründe von Familie und Gesundheit skeptisch: „Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass man Seeger entlassen hat, sobald der Gewinn der Ausschreibung feststand.“

Zwei Briefe an die Konzernspitze

Zudem drückte er aber auch sein Bedauern für Seeger aus. Die Beliebtheit der BOB sei zu einem Großteil sein Verdienst gewesen. Deswegen sei es äußerst unfair ihn einfach so vor die Tür zu setzten.

Der Bürgermeister machte in dem Zusammenhang vor allem deutlich, dass diese Beliebtheit der BOB keine Garantierklärung sei. Darauf will er in den nächsten Tagen in einem Brief an die Veolia Verkehrs GmbH eingehen und ihnen auf diesem Wege auch seine Warnung zukommen zu lassen.

Ich finde es ist wichtig den Konzern darauf hinzuweisen, dass hier ein Zusammenhang bestehen könnte.

Überdies wird sich auch Landrat Jakob Kreidl im Auftrag des Kreistags schriftlich an den BOB Mutterkonzern wenden um sein Entsetzen und seinen Unmut über die Entscheidung kundzutun. Darin will er sich zudem dafür einsetzten, dass die Konzernspitze ihre Entscheidung noch einmal überdenkt und die Entlassung zurücknimmt.

Bereits am gestrigen Mittwoch stellte Vize-Landrat Arnfried Färber (FWG) in dem Zusammenhang klar:„Es waren weder gesundheitlich noch familiäre Gründe die zur Ablösung Seegers geführt haben. Es ist schlichtweg ein Skandal.“

Ursprünglicher Artikel vom 3. Dezember mit der Überschrift: “Der richtige Zeitpunkt zum Aufhören”

Der Geschäftsführer der Bayerischen Oberlandbahn (BOB), Heino Seeger (58), möchte sich neu orientieren und übergibt die Leitung des Unternehmens ab sofort an Axel Sondermann. Der 45-jährige Sondermann ist seit 2007 bei Veolia Verkehr, dem Mutterunternehmen der BOB in verschiedenen Führungspositionen tätig.

Seeger wird sich laut eigener Aussage sowohl aus familiären als vor allem auch aus gesundheitlichen Gründen aus dem Tagesgeschäft zurückziehen und sich neuen Aufgaben zuwenden. Dabei will er der BOB weiterhin als Berater zur Verfügung stehen.

BOB Chef Seeger geht von Bord

In einer Erklärung bedankte sich Seeger bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihr Engagement und die langjährige Unterstützung.

Für viele mag diese Entscheidung sehr plötzlich kommen. Sie ist mir auch nicht leicht gefallen.
Für mich ist jetzt jedoch der richtige Zeitpunkt zum Aufhören.

Mit dem Gewinn der Ausschreibung der Oberlandstrecken sei ein wichtiger Meilenstein für die mobile Zukunft in der Region gelegt, ebenso mit der Übernahme der Strecken München – Salzburg/Kufstein und München – Rosenheim ab Dezember 2013. „Dies war mir immer eine Herzensangelegenheit“, so Seeger weiter.

Der 58-jährige Bahnmanager dankte auch den Fahrgästen und den “regionalen Entscheidungsträgern”, die in schwierigen Zeiten immer hinter „ihrer Eisenbahn im Oberland“ gestanden und sich für die BOB eingesetzt hätten.

Eine Ringbahn als Lösung?

Bekannt geworden war Seeger auch durch seine anpackende Art und neue, teilweise unkonventionelle Ansätze. So hatte er im Februar 2012 die lang gehegte Idee einer Ringbahn rund um den Tegernsee präsentiert. Seegers Überlegung zielte damals darauf ab, eine Straßenbahn von Tegernsee über Gmund und Wiessee weiter nach Kreuth fahren zu lassen.

“Preiswert, naturverträglich, praktisch,” so bezeichnete der damalige BOB-Chef das etwas andere Mobilitäts-Konzept. Man müsse eben “anfangen auch mal etwas anderes zu denken,” so Seeger auf dem Podium. “Wir brauchen eine Lösung, wie wir im Tal wieder mobil werden können.”

SOCIAL MEDIA SEITEN

Anzeige
Allgemein

Diskutieren Sie mit uns
Melden Sie sich an und teilen Sie
Ihre Meinung.
Wählen Sie dazu unten den Button
„Kommentare anzeigen“ aus

banner