Der Rottacher Krater verschwindet

Vor einem Jahr sackte die Lindenstraße in Rottach ab. Was blieb, war ein Krater mit 20 Metern Durchmesser. Die Gemeinde machte die Straße provisorisch befahrbar. Nun beginnt die eigentliche Sanierung – doch die Haftungsfrage ist immer noch offen.

Die Sanierungsarbeiten in der Lindenstraße haben begonnen.

Der 11. Oktober 2016 wird in die Geschichtsbücher von Rottach eingehen. Vor einem Jahr tat sich gegen Abend plötzlich ein Krater von etwa 20 Metern Durchmesser und etwa zwei Metern Tiefe auf. Nach einer Erdwärmebohrung für einen angrenzenden Neubau sackte die Lindenstraße wie missglücktes Schaumgebäck zusammen. Die tiefste Bohrung, die es je in dem Ort gegeben hat, war auf einen mit Wasser gefüllten Hohlraum gestoßen. Möglicherweise noch ein Relikt aus einer Zeit vor über 10.000 Jahren.

Die Sonde im Erdreich hatte zum Ziel, eine energiesparende Flächen-Geothermieanlage für das Wohnhaus oben drüber zu schaffen. Die Bohrung war von Fachbehörden bis zu einer Tiefe von 80 Metern genehmigt. Doch so weit kam man gar nicht. Schon vorher sackte das Erdreich ein, mit teuren Folgen. Vereinzelt zeigten sich bei angrenzenden Häusern Risse im Mauerwerk, Leitungen waren beschädigt und der benachbarte dm-Markt musste kurzzeitig schließen.

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Sanierungsarbeiten haben begonnen

Die Gemeinde hatte damals die Straße provisorisch mit Kies wieder befahrbar gemacht. Man habe abwarten müssen, ob es noch zu weiteren Setzungen kommt, erklärte damals Amtstechniker Stefan Staudinger vom Rottacher Bauamt. Jetzt, ein Jahr später, rechnen Geologen und Gemeindemitarbeiter nicht mehr mit Rutschungen, sodass nun die Sanierungsarbeiten starten können.

Die Gemeinde habe laut Merkur dazu eine Firma beauftragt, die den gesamten Bereich noch vor dem Winter saniert. In rund drei Wochen soll die Sanierung abgeschlossen sein. Die Kosten schultert die Gemeinde bisher selbst. „Wir gehen immer noch in Vorleistung“, so Bürgermeister Christian Köck gegenüber der Zeitung. Zahlen müsse am Ende dennoch die Versicherung – welche, das sei noch nicht geklärt.

Wer übernimmt die Kosten?

Geschäftsleiter Gerhard Hofmann schätzt, dass für die Gemeinde Kosten in Höhe von 120.000 bis 150.000 Euro aufgelaufen sind. Der Umstand, dass eigentlich keiner direkt an dem Unglück Schuld sei, mache die Verhandlungen mit den Versicherungen so schwierig. „Alle haben sich an die Vorgaben gehalten.“

Dennoch zog die Gemeindeverwaltung die Konsequenz daraus: Erdwärmebohrungen in dieser Tiefe sind in Rottach nicht mehr erlaubt. „Es kann überall in unserer Gemeinde solche Hohlräume geben“, so Hofmann gegenüber dem Merkur. Die Eigentümer des Neubaus, für den die Bohrung durchgeführt wurde, haben sich mittlerweile ebenfalls von Erdwärme verabschiedet. Das Gebäude hat nun einen Gasanschluss.

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