„Der Schock sitzt tief“

Gestern Mittag ereignete sich eine Schießerei in einer Schule in Südfrankreich. Drei Menschen wurden verletzt. Kurze Zeit später wurde in der FOS Holzkirchen der Amok-Alarm ausgelöst. Über 200 Polizisten waren im Einsatz. „Mein erster Gedanke war: Warum ausgerechnet Holzkirchen?“

In der FOS Holzkirchen wurde gestern ein Amok-Alarm ausgelöst. / Foto: Thomas Gaulke

„Ich bin auch heute noch geschockt – sowas wie gestern, das trifft einen. Das sitzt jetzt tief“, erzählt Bürgermeister Olaf von Löwis einen Tag nach den Ereignissen in Holzkirchen. Gestern Mittag wurde in der Fachoberschule der Amok-Alarm ausgelöst. Fast zeitgleich ging der Feueralarm im benachbarten Gymnasium.

Über 200 Polizisten, bewaffnete Spezialeinsatzkräfte, zwei Hubschrauber, Feuerwehr und Rettungsdienste waren im Einsatz. Beide Schulen konnten evakuiert und die FOS durchsucht werden. Wie sich herausstellte, handelte es sich in beiden Fällen um einen Fehlalarm. Niemand wurde verletzt. Die Polizei geht derzeit von einem technischen Defekt aus.

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Polizei und Techniker untersuchen Ursache

„Da die beiden Schulen baulich zusammenhängen, ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ein Defekt an der Brand- beziehungsweise der Lautsprecheranlage die Ursache für die Alarme gewesen“, erklärt Stefan Sonntag, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern-Süd. Weitere technische Untersuchungen an der betroffenen Hardware laufen derzeit noch. Ob gestern alles nach Plan lief, könne er derweil noch nicht genau sagen. „Wir werden uns nächste Woche mit dem Einsatzleiter zusammensetzen und alles Revue passieren lassen.“ Dennoch könne er schon jetzt ein positives Fazit ziehen:

Man hat allein an der Anzahl an Einsatzkräften gesehen, dass wir in so einer Situation alles tun, was möglich ist. Wir setzen alle Hebel in Bewegung. Und diese Gewissheit ist wichtig, sollte es wirklich zu einem Ernstfall kommen.

Noch immer sind aber Gerüchte von einem Mann in Umlauf, der mit Handschellen abgeführt worden sein soll. „Es stimmt, dass jemand von den Kollegen abgeführt wurde“, bestätigt Sonntag. Er wisse nicht, ob es sich dabei vielleicht um einen besorgten Angehörigen gehandelt hat. „Allerdings ist dieser Mann durch die Absperrung gelaufen. Wenn jemand Unbekanntes in die Gefahrenzone läuft, müssen wir als Polizei reagieren. Wir bitten da um Verständnis.“ Einen Amokläufer habe es aber mit absoluter Sicherheit nicht gegeben.

Tief beeindruckt von Polizeiarbeit

Auch Olaf von Löwis war den ganzen Nachmittag vor Ort: „Es war eine angespannte und durchaus ängstliche Situation.“ Selbst nachdem die Information eines Fehlalarms durchsickerte. „Ich habe mit den Schülern und Eltern gesprochen, um Fragen zu klären und sie zu beruhigen.“ Auch die Lehrer haben seiner Ansicht nach die Kinder, die alle draußen auf einem Feld standen, super betreut. Es haben sich alle an die Regeln und Vorgaben für solch eine Situation gehalten:

Sowas ist in Holzkirchen glaube ich schon sehr, sehr lange nicht mehr passiert – wenn überhaupt jemals. Es herrschte Anspannung und Angst. Auf der anderen Seite verlief es auch sehr ruhig und professionell – dank der hervorragenden Arbeit der Polizei. Ich bin immer noch tief beeindruckt.

Der Notfallplan der Polizei und der Schulen habe gut funktioniert – trotz der Dramaturgie. „Meiner Ansicht nach wurden keine Fehler gemacht und das vermittelt auch ein gewisses Sicherheitsgefühl für die Zukunft“, so von Löwis.

Bürgermeister Olaf von Löwis lobt den Einsatz der Polizei. / Foto: Thomas Gaulke

Dennoch habe er im ersten Moment, als er die Nachricht erhalten hatte, „Gänsehaut gehabt“. Vor allem im Hinblick auf die tragischen Ereignisse gestern Mittag in Südfrankreich. Dort kam es zu einer Schießerei in einer Schule, drei Menschen wurden verletzt. Und nur kurze Zeit später ging der Alarm in Holzkirchen:

Mein erster Gedanke war: Verdammt, jetzt ist es auch hier passiert. Warum ausgerechnet in Holzkirchen?

Gott sei Dank habe es sich dann ja als harmlos herausgestellt, „aber man kann jetzt noch besser nachfühlen, wenn so etwas schlimmes woanders passiert.“ In beiden Schulen findet heute wie sonst auch Unterricht statt, „allerdings werden die Lehrer die Ereignisse gemeinsam mit den Kindern aufarbeiten“, so der Bürgermeister. „Mit was wir uns jetzt beschäftigen werden und sollten ist, wie man so etwas gesellschaftlich vorbeugen kann, damit es erst gar nicht zu solch einem Ereignis kommt – das ist die entscheidende Frage.“

Auch Landrat Wolfgang Rzehak war gestern vor Ort. Für eine Stellungnahme zum Großeinsatz in Holzkirchen war er heute allerdings nicht erreichbar. Die beiden Schulleiter wollen sich derzeit auch noch nicht zu den Ereignissen äußern: „Wir möchten erst abwarten, was die Ermittlungen ergeben und wir ein Treffen mit der Polizei hatten. Aber wir können sagen, dass wir sehr erleichtert sind, dass zum Glück niemandem etwas passiert ist.“

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