Der Sommer am Ende…

Es ist der müde Sommer. Schatten werden länger, Tage kürzer. Aber so kurz vor Schulbeginn sind die Tage noch einmal magisch. Eine Schwärmerei unseres Glückskolumnisten Martin Calsow.

Noch ein paar Tage in Freiheit in Sommerwärme…

Der Sommer war nur ein kurzer Scherz. SO bewerten wir Älteren das. Zuviel Regen, Krisen, Touris und Autos. Aber Kinder? Sehen die das auch so? Heute sah ich drei, die sich, in der SpätSommerSonnenWärme sitzend, vor sich hinlangweilten. Der Sommer bedeutet endlose Zeit und Schulferne. Diese zwei Jungs und das Mädchen saßen an der Mangfall und taten – nichts. Sie sabbelten Unsinn, gackerten und hielten ihre Füße in das kalte Wasser.

Sommerferien sind Abenteuerzeit

Die Räder lagen im Gras, ab und an warf einer einen Stock auf die andere Seite. Sie waren wohl in dem Alter, in dem sie nun auf die weiterführenden Schulen gehen. Vielleicht hatten sie die ersten drei Jahre in einer der Grundschulen im Tal nebeneinander gesessen. Dann kamen das Virus und die Maßnahmen. Die Pandemie zwang sie rein in die Wohnungen, raus aus den Schulplätzen, Klassenzimmer – daheim, wo Eltern beim home schooling an die Grenzen kamen. Aber dann kam der Sommer, und sie konnten hinaus.

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Sie werden das letzte Jahr niemals vergessen, weil die Älteren von ihnen so viel verlangt hatten: Disziplin, Improvisation, Solidarität. Alles Tugenden, die Erwachsene selbst viel zu wenig leben.

Jetzt also die letzten vier Tage Freiheit in Sommerwärme – kein Test, keine Maske, keine Impfung. Nur rumdölmern. Sommerferien sind Abenteuerzeit, Wegfahrzeit. Nachts wurde man geweckt, schlaftrunken auf den Rücksitz gepackt, irgendwann morgens sah man an den anderen Verkehrsschildern, dass man in einem anderen Land fuhr, war aufgeregt, aber hörte die Eltern und schlief wieder ein.

Heuer fiel das für viele Kinder aus. Mal fehlte das Geld, mal hielten Beschränkungen und Ansteckungsangst Familien ab, das Land zu verlassen. Also Urlaub daheim. Für Kinder auch wurscht: Endloses Streifen durch Wälder (wenn Heli-Eltern es zulassen), über Bäche springen, endlich vom Turm in Rottach springen, Nase kräftig zuhalten. Das Grün des Wassers sehen, schwimmen, bis die Lippen blau werden. Auf dem warmen Steg liegen und mit zusammengekniffenen Augen in die Sonne blicken. Am Hubertus oder der Popperwiese Pommes oder ein Eis holen. Einfache Sachen, die wir nie vergessen werden. Ernst wird es eh bald wieder.

Noch ein bisschen länger Nichts-tun…

Und nun am Ende? Bei Müller werden Hefte, Stifte und Krimskrams gekauft, vielleicht auch ein neuer Tornister? Bald sehen sie andere, neue Mitschüler. Wieder früh aufstehen, wieder Maske aufsetzen, drei Mal testen in der Woche – das neue Normal. Aber auch das findet hoffentlich bald ein Ende. Kinder der Pandemie, so werden sie schon jetzt bezeichnet, wie frühere Jahrgänge aus besonderen Zeiten und können ihr Leben lang davon berichten. Damals, der Sommer am Ende der Pandemie vielleicht. Ein Trost.

Jetzt, wo die Drei an der Mangfall sitzen, wünscht man ihnen noch Stunden des Herumflackens, des Nichts- Tuns, Nichts-Denkens – und für die nächsten Wochen keine Ansteckung. Sie sind die Zukunft. Machen wir es ihnen leichter: Halten wir sie von unseren Ängsten und Ideologien fern. Das ist ihr Recht.

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