Sein Name lässt Großes vermuten, und in gewissem Maße vollbringt er das auch – zum Leidwesen so manchen Autofahrers. Denn anders als seine analogen Vorgänger ist der „Traffistar S 330“ rund um die Uhr im Einsatz, an sieben Tagen die Woche.
Er ist eine Art Superblitzer, fest installiert in der Schilderbrücke auf der A8 am Irschenberg in Fahrtrichtung München seit August 2014, von wo er alle drei Fahrspuren im Blick hat. Sein Tagespensum liegt bei rund 200 Bildern von gestochen scharfer Qualität. Darüber hinaus ist „Traffistar“ das einzige digitale Messgerät auf der gesamten Salzburger Strecke.
Selbstständig und zuverlässig
Äußerlich gibt er sich wie ein Chamäleon. Nur wenn Autofahrer die von der “Wechselverkehrszeichenanlage” vorgegebene Geschwindigkeit überschreiten – maximal sind an der Stelle 100 km/h erlaubt – , schlägt er zu und macht teure Fotos, erzählt Thomas Wagner von der technischen Verkehrsüberwachung der Autobahnpolizei Holzkirchen.
Seine Dienststelle betreibt und wartet das Messgerät, sollte es mal zu Störungen kommen. Viel Arbeit mit dem Blitzer hat er aber nicht, weil der „Traffistar“ insgesamt doch sehr selbstständig agiert. „Alles läuft elektronisch ab. Die Bilder sind von guter Qualität und landen dann zur Auswertung auf dem Rechner der Verkehrspolizeiinspektion Rosenheim.“
Dort sitzt Wagners Kollege Winfried Thalmaier. Er ist für die Auswertung zuständig. Denn auch, wenn Nassfilm und Filmspuhle der Vergangenheit angehören, so ganz ohne menschliche Hilfe geht es dann doch nicht. „Wir sichten das Material, sortieren es und leiten die beweisgesicherten Bilder an die zentrale Bußgeldstelle in Straubing weiter.“
Messanlage brennt noch vor Ort eine DVD
Beweisgesichert ist übrigens ein Stichwort. Thalmaier hat die Erfahrung gemacht, dass viele Autofahrer nicht nur zu schnell unterwegs, sondern auch noch uneinsichtig sind. „Beschwerden gibt es viele“, weiß er. „In einigen Fällen wird sogar auf die Dienste eines Rechtsanwalts zurückgegriffen.“
Damit eindeutige Raserbilder rechtlich nicht anfechtbar sind, ist Datensicherheit ein sensibler Bereich. Um juristische Schlupflöcher zu verhindern, hat sich die Polizei für folgende Variante entschieden: „Die Messanlage brennt noch vor Ort eine DVD mit den Rohdaten. Ungefähr alle drei Tage wird sie abgeholt und zur Polizeiinspektion transportiert. Dort werden die Daten heruntergeladen und weiterverarbeitet“, so Winfried Thalmaier.
Und was er und seine Kollegen dann zu sehen bekommen, hat es häufig in sich. Davon weiß auch Thomas Wagner ein Lied zu singen. „Spitzenreiter war einmal ein Autofahrer, der mit 225 km/h geblitzt wurde.“ Er konnte allerdings nicht zur Rechenschaft gezogen werden. „Sein Wagen hatte ein ausländisches Kennzeichen. Leider gab es mit diesem Land kein Übereinkommen, so dass wir den Bußgeldbescheid nicht weiterverfolgen konnten“, bedauert Thomas Wagner die Angelegenheit.
Gefährlich wegen Rechtskurve und starkem Gefälle
Das ist der Schwachpunkt im System. Ausländische Autofahrer, die die A8 als Rennpiste benutzen, müssen selten Konsequenzen fürchten. Sicherer macht ihr grenzwertiges Verhalten die Autobahn dadurch nicht. „Insgesamt beobachte ich, dass immer noch vielfach zu schnell gefahren wird. Die Moral sinkt“, sagt Wagner. Besonders gefährlich ist der Abschnitt hinter der Blitzanlage: „Dort gibt es eine scharfe Rechtskurve sowie eine Gefällstrecke. Sie ist der Grund, warum wir dort seit 1996 messen.“
Trotzdem hat der Polizist in dem Zusammenhang mit der Anlage auch gute Nachrichten zu vermelden: „Die Anzahl der schweren Unfälle hat eindeutig abgenommen. Sie hält sich jetzt in einem zumutbaren Bereich“, sagt er. Als Erfolg seiner Arbeit wertet es Thomas Wagner „wenn die Unfallquote an der Stelle zurückgeht.“ Nicht aber, wie häufig Traffistar zuschlage. „Wir wollen niemanden abzocken.“
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