Der Teilzeit-Grüne

Ein paar TS-Redakteure haben die Themen des vergangenen Jahres noch einmal Revue passieren lassen und ihre ganz persönlichen Helden aus 2016 in ein paar Zeilen zusammengefasst. Heute: Wolfgang Rzehak – Teilzeit-Grüner und Vollzeit-Landrat.

Wolfgang Rzehak an seinem Arbeitsplatz nach einer Arm-OP / Archivbild

Menschen, die am Ende einer Erkältung sind, beruhigen ihr besorgtes Umfeld gern mit dem Satz: „Ist nicht mehr ansteckend. Kein Problem.“ Meist hält man trotzdem die Luft an, wenn derjenige niest. So ist das bei einigen Oberländlern auch mit Wolfgang Rzehak. In Wackersdorf, da waren ihm zu viele Chaoten. Links, soviel ist sicher, ist Beppo garantiert nicht. Kurz: Es besteht keine grüne Ansteckungsgefahr im Oberland durch den Landrat.

Und so tourt der nette Herr Rzehak seit zweieinhalb Jahren durch sein Reich, trinkt hier und dort ein oder zwei Weißbier, ist lieb zu allen und räumt still und heimlich den Dreck seines Vorgängers weg. Erstaunlich. Und gut für den Landkreis. Denn es ist zwar immer hübsch, teure Schulen zu bauen, aber es muss halt auch das Geld da sein, sagen sich jene ohne Parteibrille, die mit den Dingen des Landkreises vertraut sind.

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Kulturwechsel im Landkreis?

Zudem, das ist in diesen Zeiten das Allerwichtigste, ist Rzehak kein Gschaftlhuber, keiner der „netzwerkt“ und im Hintergrund eine neue Spezlwirtschaft aufbaut. Wie soll das gut gehen, fragt der da der gewöhnliche CSU-Funktionär. Ein Regieren ohne lauten Populismus und „eine Hand wäscht die andere“-Denke? Die erste Bewährungsprobe, die Flüchtlingskrise der letzten Monate, hat er – auch mit Untersützung vieler schwarzer Bürgermeister im Kreis – anständig gemeistert.

Aber liegt darin der ganze Trick? Er arbeitet mit allen Gutwilligen zusammen. Vom zauseligen Flüchtlingshelfer bis zum stammtischdröhnenden Dorfschulzen. Und in aller Stille professionalisiert er sich. Holt sich Rat. Nutzt die sozialen Medien, während anderswo in Amtsstuben die Mails für den Chef noch ausgedruckt werden müssen. Ab und an gibt es für Öko-Diaspora im Oberland grüne Aussagen in Globuli-Dosen.

Vor allem aber: Rzehak umgibt sich nicht mit Bücklingen und Jasagern. Das ist wohl der größte Kulturwechsel. Er hatte keine Chance, also nutzt er sie – bislang. Also, Wider Erwarten ist mein Mann des Jahres der sanfte Beppo aus Gmund, zumindest partiell grüner Landrat in Miesbach.

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