Der Teufel steckt im Detail

Haben Sie schon mal von einer Facebook-Party gehört? Nein? Dabei kommen Hunderte von Leuten, die dem Gastgeber selber meist gar nicht bekannt sind, zu ihm nach Hause und wollen dort eine Party feiern. Schuld daran sind meist falsche Einstellungen bei den über Facebook versendeten Einladungen. Genau dies ist auch in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag in Kreuth passiert.

Eigentlich sollte es bloß eine nette kleine Party mit Freunden werden, schließlich waren die Eltern verreist, und man hatte das ganze Haus für sich. Doch dank einer kleinen Unachtsamkeit kam alles ganz anders.

Auf der Facebook-Party in Kreuth. Zu der Zeit waren es noch wenige Gäste.

Beim Erstellen der Veranstaltung auf Facebook vergaß der 18-Jährige, bei den Einstellungen zur Privatsphäre auf „Freunde“ zu klicken, machte damit die Veranstaltung für alle sichtbar und zu einem nunmehr öffentlichen Event. Jetzt konnte jeder, der wollte, darauf zugreifen und noch mehr Freunde darauf aufmerksam machen.

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Ein Schneeballsystem

Innerhalb von wenigen Stunden gab es bereits über 2.000 Zusagen. Sogar aus Baden-Württemberg kündigte sich ein DJ an, der für die Musik sorgen wollte.

Sobald dem Veranstalter seine missliche Lage klar wurde, blies er die ganze Aktion aus „rechtlichen Gründen“ ab. Er hoffe, es werden nicht mehr als 150 Personen, ließ er noch verlauten, bevor er die Veranstaltung löschte.

Doch natürlich war es jetzt nicht mehr aufzuhalten. Viele hatten sich bereits vorher die Adresse rausgeschrieben und machten sich nun auf den Weg. Uns wurde später mitgeteilt, es sollen sich um Mitternacht herum 160 Personen auf dem Grundstück aufgehalten haben. Wir waren etwas früher am Abend ebenfalls anwesend, können jedoch nur von bis zu 50 Personen berichten.

Der junge Facebook-Nutzer versuchte, das Beste aus der misslichen Situation zu machen, und mischte sich unter die unerwünschten Gäste. An einer aus Biergarnituren zusammengezimmerten Bar gab es sogar Getränke.

Freunde helfen mit

Durch den ganzen Lärm aufgeschreckt, informierten Verwandte die Eltern des Jungen. Diese brachen ihren Urlaub sofort ab und begaben sich aus Südtirol zurück in die Heimat nach Kreuth. Dort angekommen, zeigten sie sich wenig begeistert von dem Chaos, das vor ihrer Tür herrschte.

Mithilfe von Freunden aus dem Ort wurde dem Treiben dann auch ein schnelles und abruptes Ende bereitet. Die Polizei musste – trotz anderer Meldungen – nicht ausrücken.

Dass es noch viel schlimmer hätte kommen können, zeigt ein Beispiel aus Oberbayern. Nur zwei Tage später kam es in Ebersberg zu einem Einsatz von 50 Polizisten, die gezwungen waren, eine Facebook-Party aufzulösen, weil es zu mehreren Sachbeschädigungen an Straßenschildern gekommen war. In solchen Fällen sind die Veranstalter voll haftbar und müssen gegebenenfalls sogar die Kosten des Polizeieinsatzes tragen.

So gesehen, ist der 18-Jährige aus dem Tal noch mit einem blauen Auge davongekommen.

Fotos: Marinus Jennerwein

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