Der Trick mit der „Bürger-Info“

Bundesweit wird bereits vor der offenbar kriminellen Eintreibung von Anzeigenkunden durch die türkische Firma ABV Media gewarnt. Die Kreuther Druckerei Stindl berichtet nun von „betrügerischen Anzeigenofferten“ und will Anzeige wegen Betrugs erstatten. Im Mittelpunkt stehen Kunden, die in einem der Tal-Gemeindeboten werben.

Ein Teil des Schreibens, mit dem die ABV auf Kundenfang geht.
Ein Teil des Schreibens, mit dem die ABV auf Kundenfang geht.

Der Trick ist so einfach wie raffiniert. Die Masche der ABV Media in der Türkei liegt darin, sich zunächst bei einem Gewerbetreibenden telefonisch zu melden. In diesem Telefonat wird dem Gewerbetreibenden vorgetäuscht, dass bereits eine Anzeige in der Broschüre „Bürger-Info“ geschaltet sei und dass nunmehr die Neuauflage anstehe.

Um die Richtigkeit der Anzeige zu bestätigen bzw. zu überprüfen, müsse man nur noch ein Korrekturfax ausfüllen, unterschreiben und zurücksenden. Wenige Tage nach dem Telefonat erhält der Betroffene auch ein Fax mit der Anzeige. Wer dieses Korrekturfax aber unterschrieben zurücksendet, steckt in der Falle, so die Erfahrungen einer Berliner Rechtsanwaltsgesellschaft.

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Denn nach Ansicht der VGA Media hat man damit einen kostenpflichtigen Vertrag abgeschlossen. Ein Anzeigenauftrag bei der VGA Media ist mit horrenden Kosten verbunden. Zwar soll ein Anzeigenfeld nur 389 Euro kosten. Die Kosten können aber beträchtlich höher ausfallen, da sich der Anzeigenpreis mit der Anzahl der Anzeigenfelder vervielfältigt. Hinzu kommen die Satz- und Farbpauschale sowie Versandkosten. Zudem zahlt man nicht nur für eine Auflage, sondern gleich für drei innerhalb eines Jahres. Es können daher schnell Kosten in Höhe von bis zu 3.000 Euro entstehen.

Missbrauch der Gemeindeboten

Bestätigt wird dieses „Geschäftsmodell“ des türkischen Unternehmens durch Johann Brandl. Sein Kreuther Stindl-Verlag, der unter anderem die Gemeindeboten aller Tal-Kommunen herausgibt, (Gemeindeboten Gmund und Kreuth, Bürgerbote Rottach-Egern, Bad Wiessee im Blick und Tegernseer Nachrichten) hat bereits vor zwei Jahren und nun aktuell ähnliche Erfahrungen gemacht.

Mir sind bereits mehrere Fälle bekannt, in denen leichtsinnigerweise Aufträge mit der ABV Media unterschrieben wurden. Die haben nun richtige Probleme, weil dann ein Inkasso-Unternehmen aus Köln kommt und eine richtige Show abzieht.

Aktuell versucht wurde dies bei einem bekannten Mode-Label aus dem Tal, das am 23. Juni ein Fax mit der Aufforderung erhielt, umgehend die „verbindliche Textvorlage“ zu unterschreiben. Da die kopierte Anzeige aus einem Gemeindeboten des Tals stammt, machte das Rottacher Unternehmen Brandl auf diese Praktiken aufmerksam.

Ein Teil der Bestätigung, die sich auf bestehehende Werbung im Gemeindeboten bezieht.
Der untere Teil der Bestätigung, die sich auf bestehehende Werbung im Gemeindeboten bezieht.

Brandls Stindl-Verlag und Druckerei warnt nun vor der ABV Media: „Geschäftsleute im Tegernseer Tal erhalten derzeit wieder Anzeigenofferten für das angebliche Werbeobjekt „Bürger-Info“. Als Auftragnehmer tritt hierfür die Firma ABV MEDIA auf. Sie missbraucht hierfür veröffentlichte Anzeigenschaltungen aus den diversen Gemeindeboten der Tegernseer Talgemeinden, die sie als Vorlagen benutzen, “um die betreffenden Geschäftsleute zur Auftragserteilung zu animieren“.

Anwälte und Verbraucherschützer warnen

Brandl rät den Geschäftsleuten dringend, aufmerksam zu sein und solche Offerten nicht zu beantworten, sondern umgehend zu entsorgen. „Wer da nicht aufpasst und sich einen Anzeigenauftrag mit Bildern aus unseren Heften schicken lässt“, so Brandl, „der ist in den Fängen dieses betrügerischen Systems.

Die versprochene Anzeige in dem Werbe-Heft „Bürger-Info“ gibt es nicht, dafür wird aber dann das Geld eingetrieben. Damit dies nicht noch mehr Gutgläubigen passiert, warnen Verbraucherschützer vor der ABV Media: „Unterschreiben Sie keinesfalls das Formular für eine Auftragsbestätigung“. Brandl zeigt sich entschlossen: „Den Anzeigenwerbern in der Türkei muss das Handwerk gelegt werden. Am heutigen Donnerstag erstatte ich bei der Wiesseer Polizei Anzeige wegen Betrugs“.

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