Sonne satt hieß es im Dezember. Vieles hat der Wintermonat bedingt durch die milden Temperaturen auf den Kopf gestellt. Der Glühwein blieb ein Ladenhüter. Statt Lebkuchen wurde lieber Eis geschleckt. Der Raps auf den Feldern blühte. Und die nicht verschneiten Schneehänge erfreuten so manches Wandererherz. Hier ein Überblick über die Sieger und Verlierer des „Wonnemonats“ Dezember.
Keine Auswirkungen auf den Markt
Dass sich frühlingshafte Temperaturen und Weihnachtsmarkt nicht per se ausschließen, diese Erfahrung haben die Organisatoren des Tegernseer Adventszauber gemacht. Der Markt brummte und Parkplätze waren wie immer Mangelware. Dass die Gäste den obligatorisch an solchen Tagen geforderten Schnee nicht vermisst hätten, bestätigt Claudia Schuh, Pressesprecherin der Tegernseer Tal Tourismus GmbH. Sie sagt: „Unserer Einschätzung nach hat sich das milde Wetter aufgrund unserer guten Marketingmaßnahmen auf die Besucherzahlen der Adventsmärkte nicht negativ ausgewirkt. Die Märkte waren sehr gut besucht und auch die Pendelschiffe wurden wieder sehr gut angenommen.“
Claudia Schuh hat die Beobachtung gemacht, dass gerade die zweistelligen Temperaturen die Auswärtigen an den See gelockt haben. „Mit Sicherheit sind an den Wochenenden aufgrund des milden Wetters zusätzlich mehr Tagesausflügler an den Tegernsee gekommen und sind gewandert.“
Tegernseer Geschäftsleute sind ratlos
Nicht profitiert haben von diesem Klimatrend dagegen die Tegernseer Geschäftsleute. In der Rosenstraße blieben die Shops – trotz gezielter Marketingmaßnahmen parallel zum Weihnachtsmarkt – gähnend leer. Barabara Balk, Vorsitzende des Vereins Tegernseer Geschäftsleute, bringt es nüchtern auf den Punkt: „Die Belebung der Rosenstraße hat gar nicht funktioniert. Die Straße war zwar vollgeparkt, leider nur mit Besuchern, die schnurstracks zum Markt wollten.“
Weder Pferdekutsche, noch Briefkasten oder Glühweinstand hätten als Marketingstrategien funktioniert. Ob das mit dem Wetter zu tun hatte? Das glaubt die Optikermeisterin nicht. „Ich habe wirklich keine Ahnung, woran es gelegen hat“, sagt sie. Eine Analyse unter den Geschäftsleuten in nächster Zeit solle Klarheit verschaffen.
Ein ähnlicher Tenor ist von den Bekleidungsgeschäften zu vernehmen. Sie sind auf den warmen Textilien bislang sitzen geblieben. „Es ist nicht schlecht gelaufen, aber es war deutlich schlechter als im Vergleich zum Vorjahr“, bilanziert Bela Elbich, Filialleiter bei Bergzeit in Gmund. Kollege Ossi Romani vom Fachgeschäft aus Rottach-Egern kann diese Einschätzung nur teilen. Das sei ganz klar auf den fehlenden Schnee zurückzuführen. „Dicke Oberbekleidung war einfach nicht gefragt“, sagt er. Beide hoffen sie auf ein Comeback des Winters. Denn: „Die Saison ist noch nicht abgeschlossen. Man kann das Minus noch aufholen“, sagt Bela Elbich.
Eis geht immer
Mit einem dicken Plus konnte dagegen Inhaber Seppi vom Eiscafé Cristallo I in Rottach den Dezember abschließen. Er hat gut lachen. „Schönes Wetter macht viele Besucher“, lautet sein simples Erfolgsrezept. Auf seiner Terrasse herrschte im Dezember Hochkonjunktur. Einziger Unterschied: Statt Zitrone und Erdbeere waren eher Wintersorten gefragt. „Mit Panatone- und Zimteis haben wir uns auf die Jahreszeit eingestellt“, sagt er.
Aus der Not eine Tugend gemacht haben auch die Betreiber der Wallbergbahn. Die Rodelbahn hatte zwar nicht geöffnet. „Dafür haben wir viele Wandergäste nach oben transportiert“, berichtet Antonia Asenstorfer, Pressesprecherin bei den Brauneck- und Wallbergbahnen. Diese erlebten dort oben angekommen dann ein etwas anderes Winterpanorama – nämlich satt grüne Berghänge. Ein Anblick, der die Tagesausflügler aber nicht weiter gestört habe. Trotzdem warte man nun sehnsüchtig auf den erhofften Kälteschub Ende der Woche, damit auch die Rodelbahn endlich frei gegeben werden könne.
Golfer hatten Hochkonjunktur
Grün, so weit das Auge reicht. Davon hatten die Golf-Spieler 2015 reichlich. Ganze neun Monate war der Platz des Tegernseer Golf-Club Bad Wiessee geöffnet. „Noch am Silvestertag haben die Leute gespielt. Eine durchgehende Saison wie diese hat es in der Form bislang nie gegeben“, freut sich Clubmanager Hanns-Peter Horstmann. Seine Beobachtung: Das milde Wetter habe dazu geführt, dass mancher umgeswitcht habe. „Einige Mitglieder, die von weiter her kamen, riefen im Vorfeld an und fragten, was sie mitbringen sollten. Skier oder Golfkleidung?“
Doch nicht nur die Profis, auch die „Hobby-Golfer“ haben die verlängerte Saison in vollen Zügen genossen. Der Minigolfplatz Bad Wiessee war ebenfalls zeitweise geöffnet. „Insbesondere Familien mit Kindern haben bei uns in den Ferien gespielt.“ Der Inhaber der Anlage bringt es auf den Punkt: „Frische Luft tut einfach gut.“
Insofern hatte der Winter, der bislang keiner war, auch seine guten Seiten. Trotzdem dürfen sich alle, die wirklich auf den Schnee angewiesen sind, jetzt freuen. Denn ab morgen soll er kommen – der Schnee. Und dann kann es auch endlich für Skilifte und Winterausstatter losgehen mit der Wintersaison.
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