Einsatz in der Höhe

45 Mal mussten die Einsatzkräfte der Bergwacht am Tegernsee allein im August und September ausrücken. Risikoreiche Bergungsaktionen und einige Kletterunfälle inklusive. Dabei üben Bergwachtler mittlerweile sogar in Höhlen. Ein Novum im Tal.

Die Rottacher Bergwacht bei einem Einsatz. / Archivbild von April 2016
Die Rottacher Bergwacht bei einem Einsatz / Archivbild von April 2016

Drei Kletterunfälle, eine verirrte Wanderin und zahlreiche Bergungsaktionen, so lautet die Bilanz für den diesjährigen Sommer der für das Tegernseer Tal zuständigen Bergwacht-Bereitschaft Rottach-Egern. Allein von Anfang August bis Mitte September mussten die Einsatzkräfte 45 Mal ausrücken. Im Schnitt ist das ein Einsatz täglich. Insgesamt waren es von Januar bis jetzt rund 165 Einsätze.

Allein zweimal waren die Rettungskräfte am Plankenstein im Einsatz. In einer spektakulären Aktion wurde Anfang August ein Mann gerettet, der an der Ostwand des Plankensteins den Halt verlor und 20 Meter in die Tiefe stürzte. Der Schwerverletzte musste von den Rettern, die sich zu ihm abgeseilt hatten, vom Kletterseil abgeschnitten und per Hubschrauber aus der Wand geborgen werden.

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Bergung mit hohem Risiko

Wie Bereitschaftsleiter Felix Oswald (43) damals erklärte, sei diese sogenannte Kapp-Bergung die „Königsdisziplin der Rettungen“, weil sie mit einem hohen Risiko verbunden sei. Man würde die Rettung zwar regelmäßig üben, aber eine solche Aktion komme eher selten vor. Eine andere Seilschaft geriet am Leonhardstein in Bergnot und wurde durch die Bergwacht per Hubschrauber aus der Felswand geborgen.

Ein schwieriger Einsatz im Bereich der Blauberge versetzte die Retter im September in höchste Anspannung. Eine Wanderin hatte sich verirrt und konnte nicht genau sagen, wo sie sich befand. Der Suchhubschrauber verlor Sprit und bekam zwischendurch vom Tankanhänger der Bergwacht Bad Tölz Flugbenzin. In der Zwischenzeit zogen Nebel und Wolken auf. Trotz einsetzender Dunkelheit wurde die Wanderin schließlich aus dem steilen Gelände gerettet.

Verhalten in den Bergen im Wandel

Kletter-, Wander- und Mountainbike-Unfälle sowie Schädel-Hirn-Traumen – jedes Jahr gebe es einen anderen Grund, warum Menschen im unwegsamen Gelände in Bergnot geraten, erklärt Oswald aktuell gegenüber dem Merkur. Ein bestimmter Trend lasse sich hier nicht erkennen. Auch neue Trendsportarten wie etwa das E-Bike-Fahren könne man nicht für erhöhte Einsätze verantwortlich machen.

Allerdings habe sich das Verhalten der Menschen in den Bergen geändert. Mehr und mehr würde man sich auf moderne Technik verlassen und beispielsweise von der vorgeschriebenen Route abweichen, wenn das Navigationssystem das vorgibt. Unabhängig davon, ob der Weg für den Einzelnen geeignet ist oder nicht.

Andererseits sei die moderne Technik wieder hilfreich, wenn es darum geht, Menschen in Not zu orten, sagt Oswald. Den genauen Standort zweier Münchnerinnen, die im Februar völlig erschöpft am Riederstein fest saßen, hätte die Bergwacht über das Smartphone ausfindig machen können.

Üben, üben, üben

65 Aktive sind derzeit bei der insgesamt 105 Mitglieder starken Rottacher Bergwacht. Und immer wieder wird der Ernstfall geprobt. Absolutes Neuland war eine Übung Anfang Oktober in einer Höhle in den Tegernseer Bergen.

Die Retter mussten sich in einen 150 Meter langen Bergschacht hinein pressen. Teilweise mussten sie durch robben, bis sie den Verletzten erreicht hatten und ins Freie transportieren konnten. „Alle haben sehr diszipliniert und erfolgreich gearbeitet“, lobt Oswald seine Rettungsmannschaft, für die es die erste Übung zur Rettung aus einer Höhle im Tegernseer Tal war.

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