Vor mehr als zwei Jahren wurde der Wiesseer Polizei auf dem Tegernsee eine neue Bootshütte genehmigt. Direkt neben dem Yacht Club an der Breitenbachmündung und nur ein wenige hundert Meter von der Dienststelle entfernt. Wie kürzlich berichtet, hatte das Staatliche Bauamt Rosenheim jetzt einen Änderungsantrag zur ursprünglichen Planung für das schwimmende Bootshaus eingereicht – mit zwei neuen Bauvarianten.
Auf einer Gesamtlänge von zehn Metern soll die neue Bootshütte sowohl ein Büro als auch eine Küche sowie einen Anlegeplatz für das Einsatzboot bekommen. Weil der Tegernsee dem Hoheitsgebiet der Stadt Tegernsee zugeordnet ist, ist Bad Wiessee in dieser Angelegenheit auch auf die Zustimmung der Gemeinde dort angewiesen. Tegernsees Bürgermeister Johannes Hagn erinnerten die Entwürfe jedoch jüngst an einen U-Boot-Bunker. „Das will ich auf keinen Fall auf dem See“, erklärte Hagn in der letzten Stadtratssitzung.
Segler melden erneut Bedenken an
Und auch die acht bis zehn Privatanleger, die momentan noch mit ihren Booten auf einem „der letzten Refugien für Segler“ stehen, wie sie sagen, sind über die Planung entsetzt. Meinhard Moser, Sprecher der vor einem Jahr gegründeten Interessengemeinschaft „Die Griabigen“, erklärt gegenüber der TS, man fürchte nun, von diesem idyllischen Plätzchen vertrieben zu werden.
Angler und Segler haben am Tegernsee kaum noch Möglichkeiten, einen geeigneten Platz zu finden. Und der Segelclub nimmt keine Segelboote auf.
Zwar habe man von der Gemeinde Bad Wiessee die Zusage erhalten, auch künftig mit den Booten an diesem Platz bleiben zu dürfen, aber die Eigentumsverhältnisse und Wegenutzungsrechte könnten ihnen da einen Strich durch die Rechnung machen.
Zum Hintergrund
Denn die Segler haben einen Jahres-Pachtvertrag mit Ferdinand Grieblinger abgeschlossen, dem Besitzer des nebenan liegenden Strandbades. Weil aber der fünf Meter breite Seeuferstreifen mit im Besitz des Bayerischen Herzogs ist, der dieses Stück wiederum an den Yachtclub verpachtet hatte, schloss Grieblinger einen weiteren Pachtvertrag für die Nutzung dieses Uferstreifens mit dem Yachtclub.
Im vergangenen Jahr wurde dieser Vertrag nun vom Yachtclub gekündigt, weil man der Polizei das Wegenutzungsrecht der fünf Meter breiten Fläche für den Bau des neuen Polizeibootshauses zugesichert hatte. Ohne diese Zusage hätte die Polizei an dieser Stelle nicht bauen können. Was ärgerlich gewesen wäre, denn der restliche Zugangsweg – bis auf diesen Uferbereich eben – befindet sich bereits auf Staatsgrund.
Die Privatanleger fürchten nun, dass man ihnen im nächsten Schritt die Jahresverträge kündigen wird. In diesem Fall wüssten sie nicht, wo sie ihre Segelboote unterstellen sollen. Ausweichen könne man eventuell zum Yachtclub, müsste aber dafür Mitglied im Verein werden. Wie Peter Kathan, Vorsitzender des Yachtclubs, auf telefonische Nachfrage mitteilt, bestehe “der gesamte Sachverhalt ja nicht erst seit gestern”, sondern sei den Anlegern seit 2008 bewusst.
In diesem Jahr sei nämlich das Vertragsverhältnis mit Herrn Grieblinger ausgelaufen. Er habe es aber immer wieder um ein Jahr verlängert. Zum 31. Dezember 2016 habe er den Vertrag nun endgültig gekündigt, weil sich eben auch die Nutzungverhältnisse geändert hätten.
“Die Bootsanleger haben noch immer die Option, ihre Boote im Yachtclub unterzustellen. Voraussetzung dafür ist natürlich, Mitglied im Yachtclub zu sein.”
Eine solche Mitgliedschaft würde 290 Euro im Jahr kosten, der Anliegeplatz zusätzlich 140 Euro, gibt Kathan an. Freie Plätze hätte er auf jeden Fall noch. Aber das “sei ja bekannt”. Jetzt drängt die Zeit für die Privatanleger. Vor zwei Wochen wurde bereits der Zufahrtsweg vom Wasserwirtschaftsamt begutachtet. Schon Mitte Juli soll die Abwasserleitung für die Polizeiboothütte verlegt und der gesamte Zufahrtsweg ausgebaggert werden. Die Privatanleger hätten dann mit ihren Booten nur Zugang zum Tegernsee, wenn sie durch das Tor des Yachtclubs ausweichen. “Auch das sei mit Herrn Grieblinger geklärt”, sagt Kathan.
Warum man eine 600.000 Euro teure Polizeibootshütte überhaupt brauche, wenn das dazugehörige Boot nur „einmal die Woche für zehn Minuten“ genutzt werde, und das Haus in seiner Wucht den Tegernsee optisch „verschandele“, ist für die Privatanleger nicht nachvollziehbar.
Den Einsatz von Tegernsees Bürgermeister Johannes Hagn wissen sie zu schätzen. Denn für sie ist die Frage noch immer nicht ausreichend beantwortet, warum ein Polizeiboot für den Tegernsee überhaupt sinnvoll und notwendig sei, und warum man dafür die Natur zerstöre. An einem Fleckchen, der für die “Griabigen” zu den schönsten am See gehört.
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