Nichtsdestotrotz wurde 2012 erstmals seit zehn Jahren wieder ein Darlehen aufgenommen. Schuld sind Projekte wie der Neubau der Turnhalle und der Kinderkrippe. Nun geht es an die Rücklagen.
Neue Kinderkrippe, neue Turnhalle und darunter eine Tiefgarage. Die Gemeinde Rottach-Egern investiert in diesem und dem kommenden Jahr rund 5,6 Millionen Euro in die drei Neubauprojekte. Damit diese auch finanzierbar bleiben, ist man in Rottach auch auf weiter steigende Steuereinnahmen angewiesen.
Mehr Steuereinnahmen und trotzdem neue Schulden
„Das Rechnungsjahr 2012 ist dank der Gewerbesteuer und Einkommensteuer sehr zufriedenstellend gelaufen“, so Rottachs Kämmerer Gerhard Hofmann vergangenen Mittwoch im Gemeinderat. Sowohl die Gewerbesteuer in Höhe von 3.350.78 Euro (2011: 3.308.934 Euro) als auch die Einkommensteuerbeteiligung legten im Vergleich zum Vorjahr leicht zu. Hier konnten 3.124.222 Euro eingenommen werden (2011: 2.808.280). Solange die Steuerquellen so ergiebig sprudeln, könne man die Infrastruktur aufrechterhalten und das Investitionsprogramm fortsetzen, so Hofmann weiter.
Gleichwohl konnte die Gemeinde schon 2012 diese Investitionen nicht ohne die Aufnahme eines neuen Darlehens in Höhe von 1.3 Millionen Euro stemmen. Durch diese erste Kreditaufnahme in den letzten zehn Jahren stieg folglich auch die Verschuldung von Rottach-Egern auf nun 1.952.000 Euro an (Ende 2011: 733.000 Euro). Das entspricht einer Pro-Kopf -erschuldung in Höhe von 420 Euro (2011: 247 Euro).
Der Trend setzt sich fort
Und diese Entwicklung wird sich heuer fortsetzen. Auch 2013 sind Kreditaufnahmen in Höhe von 1.750.000 vorgesehen. Das wiederum wirkt sich auch auf die Pro-Kopf-Verschuldung in der Gemeinde aus. Sie soll bis Ende des Jahres bereits bei 647 Euro liegen.
Im laufenden Jahr will die Gemeinde die eingeplanten Mehrkosten daher mit dem erzielten Überschuss des Vorjahres und den steuerlichen Mehreinnahmen finanzieren. Auch wird man rund 288.000 Euro aus den Rücklagen entnehmen. Diese betrugen Ende 2012 inklusive des erwirtschafteten Überschusses rund 4.764.000 Euro.
Allerdings wird sich die Situation im Laufe des Jahres 2013 noch deutlich verschärfen. „Da die Rücklagen der Gemeinde bald aufgebraucht sein werden und der Kreditrahmen nicht ins Unermessliche ausgereizt werden kann, müssen wir uns konkret überlegen, wie wir die anstehenden Großinvestitionen finanzieren können“, so Rottachs Kämmerer Gerhard Hofmann bereits im März 2013.
Er forderte daher Grundstücksverkäufe, um den Haushalt mittelfristig zu entlasten. Ansonsten, warnte Hofmann, könne man die anstehenden Investitionen nicht meistern.
Investitionen von zehn Millionen bis 2016
Da auch in den kommenden Jahren durch Maßnahmen wie den Turnhallenbau, die Hochwasserschutzmaßnahmen an der Rottach oder den Neubau des Bauhofs Investitionen von knapp zehn Millionen Euro notwendig werden, dürften die Rücklagen der Gemeinde bis spätestens 2016 vollständig aufgebraucht sein.
Um eine finanzielle Schieflage zu vermeiden, wollen die Verantwortlichen durch die geplanten Grundstücksverkäufe rund zwei Millionen Euro einnehmen. Zusätzlich sollen weitere Darlehen in Anspruch genommen werden. Dies bewirkt unter anderem, dass die Pro-Kopf-Verschuldung stetig bis 2016 auf dann wahrscheinlich 920 Euro ansteigt und die Gemeinde einen Darlehensstand von 5,2 Millionen Euro haben wird.
Noch steht Rottach gut da
Momentan steht Rottach-Egern indes mit einer Pro-Kopf-Verschuldung von 420 Euro bayern- und talweit allerdings noch gut da. Während der Landesdurchschnitt im Moment bei 746 Euro liegt, steht in Bad Wiessee jeder Bürger mit umgerechnet 7.493 Euro in der Kreide. Auch die Gemeinde Gmund ist mit 855 Euro pro Bürger knapp über dem Landesdurchschnitt verschuldet (Kreuth: 622 Euro, Tegernsee: 393 Euro). Nichtsdestotrotz machte Kämmerer Gerhart Hofmann auch vergangene Woche unmissverständlich klar:
„Sollten die Steuereinnahmen einbrechen, werden Einschränkungen unumgänglich werden.“
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