Georg Rabl ist zwar nicht der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler in Gmund. Als Zweiter Bürgermeister ist er trotzdem gut geeignet, für die Gmunder FWG zu sprechen.
Und nachdem Christine Zierer, die eigentliche Sprecherin, für die Fragen zur Talpolitik keine Zeit gefunden hat, kommen hier stellvertretend Rabls Antworten.
Tegernseer Stimme: Guten Tag, Herr Rabl, steigen wir gleich in die nahezu immer aktuellen Themen rund um den Tegernsee ein. Dabei spielt nicht zuletzt die Verkehrsbelastung eine sehr wichtige Rolle. Was ist Ihre Meinung dazu?
Georg Rabl: In einer Ausflugsregion, wie es das Tegernseer Tal ist, wird es immer viel Verkehr geben. Damit müssen wir uns einfach alle abfinden. Dennoch kann man die Straßen im Tal durch eine bessere Lenkung der Verkehrsströme und eine gekoppelte Schaltung von Ampeln, wie sie der Vordenker Toni Grafwallner vorschlägt, sicherlich noch deutlich entlasten.
Tegernseer Stimme: Und was halten Sie von den immer wieder ins Spiel gebrachten Lösungen, Kreisverkehre in Gmund an der Kreuzstraße und in Seeglas zu errichten?
Georg Rabl: Wenn, dann bringt nur ein Kreisverkehr in Seeglas etwas. An der Kreuzstraße würde man dadurch die Stauproblematik an dieser Stelle nur an die nächste Ampel nach Dürnbach, aber auch an den Gmunder Berg verlagern. Und alles, was an Pkw im Tal steht, verpestet letztlich die Luft.
Keine Eventarena im Tal
Tegernseer Stimme: Worauf sollte man Ihrer Meinung nach in Sachen Tourismus besonderen Wert legen?
Georg Rabl: Wir sollten uns wieder auf unsere Hauptklientel besinnen. Das waren und sollen auch wieder Familien mit Kindern und Jungsenioren sein, die die Landschaft genießen und Sport treiben wollen. Das Tegernseer Tal darf nicht zu einer Tal- oder Eventarena verkommen.
Tegernseer Stimme: Und wie wollen Sie diese Klientel erreichen?
Georg Rabl: Speziell in Gmund sollte wieder ein dafür geeignetes Drei-Sterne-plus-Hotel entstehen.
Tegernseer Stimme: Wo sehen Sie im Tegernseer Tal noch weiteren touristischen Nachholbedarf?
Georg Rabl: Wir müssen Mittel und Wege finden, ein touristisches Ganzjahresangebot anbieten zu können. Im Sommer und auch noch im Herbst sind die Betten eigentlich gut ausgelastet und die Übernachtungszahlen auf einem mittlerweile hohen Niveau.
Im Winter gibt es hier aber noch sehr viel Potenzial nach oben. Und nur von Kongressgästen alleine, die auch kaum etwas zur Belebung umliegender Geschäfte betragen, können wir auch nicht leben.
Vermieter müssen sich anpassen
Tegernseer Stimme: Was halten Sie in diesem Zusammenhang von einem Zusammenschluss der ATS/TTT?
Georg Rabl: Beide Tourismusorganisationen sind konzeptionell verstärkt auf professionelle Vermieter und weniger auf kleine Gästehäuser ausgelegt. Diese kleinen Beherbergungsbetriebe kommen mir hier bei der Vermarktung teilweise etwas zu kurz.
Wenngleich sich die kleinen Häuser auch nicht mehr nur auf ihr angestammtes Publikum verlassen dürfen, sondern mit den Weiterentwicklungen der heutigen Zeit gehen müssen. Dazu gehört es auch, sich den sozialen Netzwerken oder allgemein dem Internet zu öffnen – auch wenn es dem einen oder anderen Gästehausbetreiber und -besitzer anfangs sicher nicht ganz leicht fällt.
Windkraft wird es nicht werden …
Tegerseer Stimme: Wie realistisch ist Ihrer Meinung nach das Ziel, bis 2035 im Landkreis energieautark zu werden? Und was kann das Tegernseer Tal dazu beitragen?
Georg Rabl: Ich stehe voll hinter der Energiewende und bin überzeugt, dass wir bis 2035 die Energieautarkie hinbekommen.
Zwar sehe ich hier im Tal keine Windräder und beispielsweise keinen weiteren Platz für Biogasanlagen wie die in Finsterwald. Dafür ist unser Gebiet, alleine, was das Vorhandensein und die lokale Anlieferung von benötigten Materialien für den Betrieb einer weiteren Biogasanlage angeht, zu kleinräumig.
Windkraftanlagen sind laut dem aktuellen Windatlas bei uns erst ab einer Höhe von 200 Metern geeignet. Diese Anlagen würden nicht nur nicht hierher passen, sondern auch dem Tegernseer Tal als Tourismusgebiet widersprechen. Auch Hackschnitzelanlagen sind nicht des Weisheits letzter Schluss. Denn es ist davon auszugehen, dass auch der Holzpreis immer weiter steigen wird.
Tegernseer Stimme: Und welche Energieform ist Ihrer Meinung sinnvoll und auch im Tal umsetzbar?
Für sinnvoll erachte ich zukünftig dezentrale Blockheizkraftwerke. Und in den nächsten Jahren erwarte ich auch noch eine deutliche Weiterentwicklung in der Technik, was die intelligente Speicherung von Strom anbelangt.
Politische Fusion unwahrscheinlich
Tegernseer Stimme: Die Zusammenarbeit der Gemeinen klappt nach Ansicht vieler Ihrer Kollegen schon ganz gut. Was halten Sie in diesem Zusammenhang von einem Zusammenschluss der Bauhöfe, wie er von Rottachs Bürgermeister Franz Hafner ins Spiel gebracht wurde?
Georg Rabl: Das halte ich grundsätzlich und auch personell für schwierig. Nicht alles, was größer wird, wird auch gleichzeitig besser.
Nehmen Sie beispielsweise den Maschinenring der Bauern. Wenn Mähzeit ist, wollen alle gleichzeitig aufs Feld. Da bringt es nichts, dass man gemeinsam eine Mähmaschine angeschafft hat. Das gleiche Problem gibt es bei den Bauhöfen, wenn es im Winter schneit und alle Bürger gleichzeitig vor ihrer Haustüre den Weg geräumt haben möchten.
Klar gäbe es dadurch organisatorisch einige Synergieeffekte. Auch macht es teilweise Sinn, wie bei der Anschaffung bestimmter Maschinen – so zum Beispiel Straßenkehrmaschinen –, die selten und auch nicht gleichzeitig gebraucht werden. Auf der anderen Seite gibt es aber einige praktische Probleme bei der Umsetzung.
Tegernseer Stimme: Und was halten Sie von einem politischen Zusammenschluss der Tal-Gemeinden?
Georg Rabl: Den sehe ich genauso wenig wie den Zusammenschluss der Bauhöfe. Jeder Gemeinde und dessen gewählten Vertretern sind die örtlichen Gegebenheiten wichtig, und sie wissen auch deutlich besser über die Gegebenheiten vor Ort Bescheid.
Jede Gemeinde im Tal ist ein Stück weit eine eigene kleine Region. Dabei sehe ich durch einen Zusammenschluss auch keinen großen finanziellen Einspareffekt. Denn die Arbeit bleibt die gleiche. Ob jetzt mit einem oder fünf Bürgermeistern. Dann braucht man wiederum mehr Mitarbeiter in der Verwaltung, vielleicht einen zweiten oder mehr geschäftsführenden Beamte, die die Anliegen der Bürger aufnehmen und umsetzen.
Und was man keinesfalls vergessen darf, ist, dass der einzelne Ort, mit nur noch einem Gemeinderat, völlig unterrepräsentiert sein könnte. Dann wäre der für mich wichtigste Punkt, der örtliche Bezug von Kommunalpolitik, nicht mehr gegeben. Und das wäre sicherlich auch nicht im Interesse der Bürger.
“Für uns ist die Webseite vor allem ein Hilfsmittel”
Tegernseer Stimme: Sie haben als Gmunder Freie Wähler eine eigene Internetseite. Ist die Pflege sehr aufwendig? Und lohnt es sich für Sie?
Georg Rabl: Auf meine und Toni Grafwallners Initiative hin haben wir die Internetseite ursprünglich ins Leben gerufen. Zu Wahlzeiten nutzen wird die Internetseite als zusätzliche Plattform. Das wird dann auch ganz gut angenommen.
Ansonsten wollen wir auf unserer Webseite vor allem Grundgedanken und Dinge, die uns besonders wichtig sind, herausstellen. Die aktuellen Informationen über das politische Geschehen werden ja täglich über die Medien berichtet, und die Bürger werden so auf dem Laufenden gehalten.
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