Die Aufführungen der Theatergruppe Valley müssen heuer ohne Veronika Leo über die Bühne gehen. Ein bisschen wehmütig hat sich die 30-Jährige Kreutherin entschlossen, dieses Jahr auf Proben und Aufführungen zu verzichten. Im Januar erwartet Sie ihr zweites Kind.
„Natürlich wär’ ich gern mit dabei g’wesn, aber des wär’ jetz’ einfach zu anstrengend“, erzählt Veronika – genannt Vroni – bei unserem Treffen im Café der Naturkäserei.
Die Käserei ist eng mit der Familie Leo verbunden. Vronis Mann Silvester ist der Cousin des Vorstandsvorsitzenden Hans Leo. Nur einen Steinwurf entfernt liegt ihr Zuhause. Derzeit ist es mehr eine Baustelle. Im väterlichen Bauernhof bauen sie gerade aus, damit genug Platz ist für bald vierköpfige Familie.
Vroni und Vesti sind Familienmenschen
Baustelle und Baby – das sind die Gründe, warum auch Silvester – genannt Vesti – gerade eine Theaterpause einlegt. „Arbeiten, bauen und dazu noch das Theater, des geht ned“, bedauert er. Sein Beruf als Kunstschlosser macht ihm Freude. Vom Theater leben möchte der Schauspieler nicht müssen. Eine Karriere als Fernseh- oder Kinoschauspieler schließt er aus.
Und das auch nach seinen Rollen in Markus H. Rosenmüllers Filmen „Schwere Jungs“ und „Räuber Kneissl“. Lustig wäre es schon gewesen. „Aber es soll weiterhin Spaß machen“, betont er.
Vroni hat andere Ambitionen. Sie brennt für die Bühne, hatte einst Theaterwissenschaft studiert und wäre in Valley eigentlich für die Hauptrolle eingeplant gewesen. Mit 17 wurde sie bei Ruth Drexels Volkstheater vorstellig. Für „Der Bauer als Millionär“. In Hochzeiten war sie Mitglied in vier Ensembles – an der Münchner Universität, der Jungen Bühne Miesbach, der Theatergruppe Valley und Theatrissimo, ihrer eigenen Gruppe.
Schwangerschaft als Kriterium
Vor allem das Theatrissimo hängt Vroni am Herzen. Geprobt wird zweimal pro Woche. Das will erst einmal untergebracht werden, in einer kleinen Familie, in der beide arbeiten. Weil die meisten im Ensemble berufstätige Middle-Ager sind, finden die beiden Proben wochentags am Abend statt.
Zeit, Lust und Talent – das sind die Hauptkriterien, nach denen die Regisseurin Veronika Leo ihre Schauspieler für die Gruppe Theatrissimo auswählt. „Wer ist gerade schwanger?“ Auch danach richten sich die Auswahl von Stücken und Schauspielern bei Theatrissimo.
Zu später Stunde in der Bar des Kreuther Waldfestes gegründet, hat sich die Gruppe unter Vorstand Anian Roth inzwischen zu einem eingetragenen Verein mit 50 Mitgliedern gemausert. Die rund zehn Schauspieler besetzen eine unterhaltsame Nische.
Theaterverein Theatrissimo
Im Zwei-Jahres-Rhythmus zaubern sie bekanntes oder auch mal längst vergessen Geglaubtes hervor. Klassiker wie „Die Zauberflöte“ oder „Der Raub der Sabinerinnen“ oder Modernes wie „Zum Henker mit den Henks“. Da kann es schon mal vorkommen, dass das sonst eher konservative Kreuther Publikum nach der Vorstellung in überraschende Begeisterung ausbricht.
„Wir wollen kein klassisches Bauerntheater machen.“ Darüber sind sich Vesti und Vroni einig. Sie probieren Altes und Neues. Und wollen sich ihr Publikum „erziehen“. Als Bühne dient das Vereinsheim des Trachtenvereins der „Hirschbergler“.
Bei schönem Wetter wird draußen gespielt. Bei schlechtem Wetter weicht man auf den Saal aus. Gespielt wird für den Applaus der Zuschauer. Das ist offenbar immer noch der schönste Lohn.
Damit das alles funktioniert, helfen alle zusammen rund um Theatrissimo. Unter den Vereinsmitgliedern sind gute Handwerker. Beleuchter. Schankkellner. Stylisten. Für das Bühnenbild fallen nur die Holzkosten an. Kostüme stammen aus dem Fundus der einzelnen Schauspieler. Bäckermeisterin Evi Tremmel spendiert die Semmeln für die Aufführung.
Zusammenhelfen – ja. Aber man muss sich auch aneinander reiben beim Theater. Es gibt Zeiten, da brennt die Luft bei den Proben. Gerade, wenn’s auf die Vorstellung zugeht, treffen oft verschiedene Umsetzungsideen aufeinander. Vronis Sturkopf will sich meistens durchsetzen. Aber „Vesti kann gut erden“, beschwichtigt sie.
Sie kennt ihn in- und auswändig. Fast zwölf Jahre sind die beiden zusammen. Ihre gemeinsamen Projekte haben sie zusammengeschweisst. Als Paar und als Theaterleute. Und so ist es die gemeinsame Leidenschaft, die die beiden trotz Verpflichtungen auch zukünftig wieder auf die Bühne bringen wird. Beiden macht das Spielen einfach Spaß.
Und Spass und Leidenschaft sind immer noch der größte Antrieb.
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