Wir parken das Auto an der Neureuthstraße und gehen den Westerhofweg zur Neureuth hinhauf. Unterwegs erzählt Barbara Filipp wie sie zur Müllsammlerin wurde. Sie sei 2011 bei der „ersten Crew“ gewesen, die von der Tegernseer Tal Tourismus (TTT) zur Gästeführerin ausgebildet wurde. Zwar werde sie in der Mehrzahl für Kulturführungen vermittelt, doch wenn sie Wanderer führe, erzählt die 60-Jährige, dann meistens auf die Neureuth oder die Galaun am Riederstein.
Oft seien es englischsprachige Gäste. Damit ihre Urlauber auch saubere Wege vorfinden, „gehe ich diese schon vorher ab“. Alle paar Wochen sei sie auf die Suche nach Müll, sagt Filipp. Zuletzt habe ein britisches Ehepaar erstaunt reagiert, als es ein Papiertaschentuch am Wegesrand entdeckt hatte. Davon gibt es viele, wie man auf dem Weg hoch zur Neureuth sieht. Bereits nach einem kurzen Streckenabschnitt hat Barbara Filipp schon über 20 Papiertaschentücher in ihrem Plastikbeutel versenkt. Den Westerhofweg hatte sie zuletzt am 10. August inspiziert.
Nach der Schneeschmelze kommt viel zum Vorschein
Noch schlimmer sei es nach der Schneeschmelze, „da läuft viel auf“. Dann kommen die Papiertaschentücher zum Vorschein. Ihr geübter Blick findet sie auch unter einer Schicht von Fichtennadeln. Zwar hat Filipp auch schon Kleidungsstücke aufgelesen, doch dies sei eine Ausnahme. Eine direkte Müllentsorgung habe sie an den Wanderrouten noch nicht entdeckt. „Es ist kein wirkliches Müllproblem“, so Filipp, doch die zahlreichen Papiertaschentücher „sind eine optische Beeinträchtigung“. Zudem würden sie sich nicht sonderlich schnell zersetzen.
Aber auch achtlos weggeworfene Kronenkorken und Zigarettenkippen verletzen schon Filipps „ästhetisches Empfinden“. Ihre Wandergäste suchen eine „heile und intakte Natur und keinen Müll“. Die 60-Jährige versteht sich vorrangig auch nicht als Müllsammlerin, doch sie will ihren Gästen den bestmöglichen Eindruck vom Tal bieten.
Vom Müllproblem weiß auch Thomas Gigl ein Lied zu singen. Der Wirt der Neureuth bittet seine Gäste, „den mitgebrachten Müll, gemäß der alten Bergregel, auch wieder mit ins Tal nehmen”. Das Müllproblem sei so unerträglich geworden, dass er sich gezwungen sieht, seine Terrasse außerhalb der Öffnungszeiten zu sperren. Manche „Gäste“ würden sich so „aufführen“, dass sie als Wirtsleute „jeden Morgen gezwungen waren, Sektflaschen und Müll einzusammeln und Kerzenwachs von den Tischen zu kratzen.“ Davon abgesehen, muss Gigl den Müll selbst entsorgen und ins Tal fahren.
Der Eindruck von Gästeführerin Filipp ist, dass auf den Wegen zur Galaun weniger Müll weggeworfen werde. Dass sie mehr Papiertaschentücher Richtung Neureuth vorfindet, kann sich die Führerin mit der Nähe zum Bahnhof erklären. „Hier laufen einfach mehr Menschen nach oben“. Da es aber nur am Bahnhof und der Neureuth Toiletten gebe, „aber zwischendurch gar nichts“, würden die „Buschklos“ vor allem von Frauen aufgesucht, „die ihre Taschentücher aber dann nicht mitnehmen“.
Wenn schon etwas am Weg liege, seien die Leute eher bereit, sich auch dort ihres Abfalls zu entledigen, weiß Filipp aus Erfahrung als passionierte Müllsammlerin.
SOCIAL MEDIA SEITEN