Die Prestigefrage

Holzkirchen hat hervorragende Verkehrsanbindungen, ist aufstrebender Schulstandort, Sitz internationaler Unternehmen, der größte Zahler von Kreisumlage und dennoch „nur“ Markt. Warum sind kleinere Orte wie Miesbach und sogar Tegernsee Städte? Gibt es Vorteile? Und vor allem: Hat Holzkirchen etwas versäumt?

Warum ist Holzkirchen eigentlich keine Stadt?
Warum ist Holzkirchen eigentlich keine Stadt?

Bürgermeister Olaf von Löwis wird immer wieder einmal mit eher spaßig gemeinten Bemerkungen dazu im Gemeinderat konfrontiert. „Ich persönlich wüsste aber nicht, warum man den Status als Stadt anstreben sollte.“ Auch das bayerischen Innenministerium sieht keine substanziellen Vorteile. Stellvertretender Pressesprecher Stefan Frey: „Das Ganze ist eine reine Prestigefrage.“

„Nichts versäumt“

Der Bürgermeister ist sich momentan jedenfalls ganz sicher: „Wir haben auf keinen Fall etwas versäumt, eher Aufwand gespart.“ Nach Gemeinde-Recherchen gab es bereits 1980 eine Initiative, dass Holzkirchen den Titel Stadt verliehen bekommt. Damals kam man allerdings zu der Erkenntnis, dass der Ort den Anforderungen noch nicht genüge.

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Nach der Bayerischen Gemeindeordnung zählen Einwohner, Siedlungsform und wirtschaftliche Verhältnisse für die Eingruppierung. Mit seinen über 15.000 Einwohnern könnte Holzkirchen auf den ersten Blick locker als Kleinstadt durchgehen, so das Gabler Wirtschaftslexikon.

Schulstandort und Wirtschaftskraft

93 Agrarbetriebe stehen 1.900 gemeldeten Unternehmen gegenüber, vom Handwerker über den Mittelständler bis zum Global Player. Das dokumentiert die Wirtschaftskraft des Ortes. Ein neues Gewerbegebiet ist im Aufbau, ebenso ein „Grünes Zentrum“ mit mehreren land- und forstwirtschaftlichen Organisationen sowie der Landwirtschaftsschule.

Innerhalb des Landkreises ist Holzkirchen ein wichtiger Schulstandort. Es gibt drei Grundschulen, eine davon privat, Mittelschule, Realschule, Privatgymnasium und ab dem beginnenden Schuljahr Gymnasium und Fachoberschule.

Innenministerium vergibt Stadtrecht

Die Verkehrsanbindungen von Straße und Schiene sind gegeben. Auch die Infrastruktur in Sachen Einzelhandel und medizinischer Versorgung ist vorhanden. Holzkirchen verfügt über große Sportstätten, Eisstadion und Schwimmbad. Das Marktrecht existiert mindestens seit 1329. Auf dieses Jahr ist die erste erhaltene Marktordnung des Abtes Heinrich von Tegernsee datiert.

Was fehlt, ist das Stadtrecht. Das wurde in der Vergangenheit durch Herzöge oder Könige verliehen. Daher sind Miesbach und auch das kleine Tegernsee Städte. Heute könnte der Titel laut Artikel 3 der Bayerischen Gemeindeordnung vom Innenministerium vergeben werden, wenn die entsprechenden Kriterien erfüllt sind.

Doch dieses wird derzeit in Holzkirchen weder geprüft, noch angestrebt. Das einzige, was laut Bürgermeister Olaf von Löwis möglicherweise interessant sein könnte, wäre der Status einer kreisfreien Stadt. Aber auch das ist kein Thema: „Wir fühlen uns im Landkreis Miesbach sehr gut aufgehoben.“

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