Seit vergangenem Donnerstag stehen die Teilnehmer fest. Von einem Film zeigte sich die Jury sogar ganz besonders begeistert und vergab erstmals die Bestnote.
Der Raum in den Tegernseer E-Werken ist abgedunkelt, doch der Horizont ist weit. Seit mehr als einer Woche schaut sich die Vorauswahlkommission des Festivals Filme auch aus den entferntesten Ländern an. Nationen wie Brasilien, Tansania, Neuseeland, Indien und der Iran sind diesmal auch in Tegernsee vertreten.
Die vierköpfige Jury um Hanna Vogel musste 183 Filme sichten und bewerten. Am Donnerstag war der letzte Tag. Nun sind alle Filme mit Noten von Eins bis Sieben versehen, die Spreu ist vom Weizen getrennt.
Everest-Schwerpunkt
Gut 80 Filme kommen im Oktober in die sechs Vorführsäle, etliche davon in den Wettbewerb um den besten Film in den Berg-Kategorien Erlebnisraum, Naturraum und Lebensraum. Am spannendsten, auch für die Juroren, ist natürlich die Sparte Alpinismus, Bergsport und Abenteuer. „Wir haben einen Film, der einem wirklich unter die Haut geht“, schildert Michael Pause, der künstlerische Leiter des Festivals, einen Beitrag. „Die Schlägerei am Mount Everest im vergangenen Jahr, wir machen daraus einen kleinen Everest-Schwerpunkt in diesem Jahr“, so Pause.
Augenzeugen berichten von Steinwürfen, Fußtritten, einer Massenschlägerei in Camp zwei auf 7.000 Metern Höhe sowie Morddrohungen: Bei einer handfesten Auseinandersetzung am Mount Everest wurden drei Bergsteiger verletzt.
Bei diesem Everest-Spezial wird sicher auch ein anderes Drama am höchsten Berg der Welt zu sehen sein: das bisher schwerste Unglück am Everest, das sich vor Kurzem am Karfreitag ereignete. Eine Lawine begräbt 16 Sherpas unter sich. Gleichzeitig bereiten Alpinisten den Aufstieg vor. Darunter ist ein Team der ARD, das den blinden Bergsteiger Andy Holzer auf dem Weg zum Gipfel begleitet. Das Unglück verändert alles.
Erstmals Spitzennote vergeben
In der Kategorie Lebensraum Berg vergab die Vorauswahlkommission erstmalig die Traumnote Sieben. Im Mittelpunkt des Beitrags steht ein 82-jähriger Bergbauer, der auch im hohen Alter noch ein klares Bild von dem hat, was er noch alles dort oben machen will. „Es ist ein emotional sehr ergreifender Film“, urteilt Heinrich Brunner aus Gmund als Dienstältester der Jury, „das ist ein Film vom Feinsten.“
Er muss es wissen. Seit vielen Jahren ist Brunner nebenbei auch noch für die ganze Technik des Festivals zuständig. Neu im Team ist Eberhard Weiß, der beim Bayerischen Rundfunk zuletzt die Zuschauerredaktion leitete. „Ich bekomme hier einen ganz anderen Zugang zu den Berggeschichten“, sagt Weiß, als er gerade einen einfühlsamen und dramatischen Film über Bergrettung sieht.
Die Realität ist eben doch anders als in den unzähligen Bergdoktor-Serien, in denen die Retter immer aus dem Hubschrauber hüpfen.
Zum Jury-Team gehört auch Manja Rock. Sie ist das Korrektiv. Da sie ansonsten mit der Bergsteigerei wenig am Hut hat, sieht sie als ehemalige Cutterin die Filme mehr unter dem künstlerischen Aspekt und kann sich damit vielfach behaupten.
Von Beginn an leitete Peter Janssen als Bürgermeister der Stadt Tegernsee die Geschicke des Bergfilm-Festivals. Sie waren ihm sehr ans Herz gewachsen. Dennoch reichte er den Stab an seinen Nachfolger im Amt, Johannes Hagn (CSU), weiter. Aufmerksam verfolgt dieser die Diskussionen im E-Werk.
Es geht um iranische Produktionen in der Landessprache und englische Untertitel. Bemängelt wird, dass der Film über 80 Minuten „zugetextet“ und dadurch schwer verständlich sei. Hagn hält sich raus und meint auf Nachfrage grundsätzlich:
Das Bergfilm-Festival wächst und gedeiht und das hier ist ein eingespieltes Team um Michael Pause. Ich werde da nichts ändern.
Ob die Preisgelder für die Siegerfilme erhöht werden, dazu könne er noch nichts sagen. Aber: „Wir wollen weitere Sponsoren dazugewinnen“, hofft Hagn, „wir sind ganz umtriebig, dass wir das Niveau halten können. Die Filme machen es aus, das Ambiente ist vorhanden.“ Hagn hofft auch, dass Heiner Geißler Schirmherr bleibt, denn Kontinuität wäre für das Festival gut. Hagn: „In der nächsten Zeit werde ich zu ihm Kontakt aufnehmen“.
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