Eine Hochwassergefahr wie 2013 soll es nicht mehr geben, deshalb sollen neue Dämme und Mauern Teile von Tegernsee und Rottach-Egern vor Überflutung der Rottach schützen. Projektleiter Gerhard Lichtnecker und Planer Martin Killi vom Wasserwirtschaftsamt (WWA) Rosenheim stellten nun ihren Maßnahmenkatalog für die nächsten Monate auch dem Stadtrat in Tegernsee vor.
Bekanntlich wird entlang der 1,3 Kilometer langen Strecke von beiden Kommunen zwischen der Tuftenbrücke beim Sportplatz Birkenmoos und der Brücke an der Bundesstraße die Deichkrone um durchschnittlich 50 Zentimeter über dem jetzigen Niveau erhöht. Seit dem Planfeststellungsverfahren 2016 mit der Baugenehmigung habe man zwischenzeitlich mit sämtlichen Anliegern gesprochen und ihnen drei mögliche Varianten zur Erhöhung der Deichkrone gezeigt.
Drei Varianten
Erste Variante dafür ist eine Winkelstützwand aus Fertigbetonteilen mit einem Geländer zur Absturzsicherung und einer Bepflanzung. Killis Favorit mit vorgesetzten Mauersteinen ist die Variante zwei, die sogenannte Schwergewichtswand mit Wasserbruchsteinen, die schon in der Rottach vorhanden seien. Viel mehr Platz bräuchte die dritte Variante, die großflächige Deichaufschüttung zu beiden Seiten.
Sie erfordere aber wegen ihrer Breite mehr Grund der Privatanlieger. Daher habe sich gezeigt, dass 90 Prozent der Anwohner einen Ausbau mit einer Schwergewichtsmauer wünschten, also Variante zwei. Die Winkelstützwand sei nur im Bereich des neuen Fußgängerstegs möglich, nur ein Nachbar habe sich für die Variante drei ausgesprochen. Auf Rottacher Seite sind 88 Grundbesitzer betroffen, auf Tegernseer Seite 23. Mit ihnen seien die jeweiligen Ausbauvarianten geklärt worden.
Kein Super-Gau mehr wie 2013
Aufklärungsbedarf dagegen hatten noch einige Stadträte in Tegernsee. „Ist für eine ausreichende Absturzsicherung gesorgt, wenn jemand ins Bachbett steigt oder fällt“, fragte Vize-Bürgermeister Heino von Hammerstein (BürgerListe) nach. „Ist an etlichen Metern an einen Ein- und Ausstieg gedacht?“. Dafür zu sorgen, sei nicht Aufgabe beim Ausbau, sondern der Gebietsabteilung des WWA und der jeweiligen Stadt oder Gemeinde, erwiderte Lichtnecker.
Die Ausbaubreite der Dammkrone soll bei 1,85 Metern liegen, damit Räumfahrzeuge durchfahren können. Christine Laprell (CSU) fragte nach, wie oft die Rottach in den vergangenen 20 Jahren überhaupt über die Ufer getreten sei. Laut Lichtnecker habe es abgesehen vom Super-Gau im Jahr 2013 auch 1999 eine kritische Situation gegeben. „Aber mit dem HQ100- Ausbau (100-jährliches Hochwasser) und der aktuellen Planung sind wir für künftig auf der sicheren Seite“, so Projektleiter Lichtnecker.
Finanzierung „nicht gut gelaufen“
Neben Laprell sorgte sich auch Peter Schiffmann (SPD) um die weitere Verlandung der Schwaighofbucht. Seiner Meinung nach sei nach der Rodung viel zu viel Schwemmgut im Fluss, das jetzt mit der Schneeschmelze in die Bucht gespült werde. „Einige Kubikmeter sind schon drin“. Geschiebe würde laut Lichtnecker immer wieder kommen, schließlich sei die Rottach ein Wildbach. Dieser müsse mehrmals im Jahr eben geräumt werden.
„Da bleibt uns nur die Möglichkeit, auf das nächste Hochwasser zu warten, dann können wir ausräumen“, hoffte Bürgermeister Johannes Hagn (CSU), „mit dem Bagger kommt man nicht hin“. Schiffmann wollte zudem wissen, warum der komplette Hochwasserausbau nicht in einem „Rutsch“ geplant wurde. Ihm komme dies „ineffizient“ vor, wenn man jetzt wieder aufreiße. Dies habe finanzielle Gründe, antwortete Lichtnecker, denn das Ausbauprogramm sei auf zwei Haushaltstitel verteilt worden.
4,3 Millionen Euro für den Hochwasserschutz
„Da auch die Planung noch nicht ganz fertiggestellt war, sind auch die Gelder der Regierung von Oberbayern nur unterschiedlich geflossen“. Dies sei „nicht gut gelaufen“, räumte der WWA-Mitarbeiter ein. Die aktuelle Maßnahme kostet rund 4,3 Millionen Euro. 30 Prozent davon müssen die Kommunen Tegernsee und Rottach-Egern schultern, je nach Anzahl der betroffenen Grundstücke zu beiden Seiten. Rudolf Gritsch (CSU) wollte wissen, ob für die Anlieger während der Baumaßnahme und in Zukunft das Risiko von nassen Keller bestehe, wie es bei anderen Deichausbauten geschehen sei.
Lichtnecker versicherte, dass die Flusssohle nicht mehr geöffnet werde, „wir gehen nicht mehr in den Innenbereich“. Letztlich sei aber jeder Hausbesitzer selbst für trockene Keller verantwortlich, denn Grundwasser sei Hochwasser von unten. Martina Niggl-Fisser (Bürgerliste) beklagte, dass der alte Baumbestand weichen musste. „Die Rodung tut mir auch weh“, gestand Lichtnecker, „aber sie musste sein“. Er versicherte, dass eine adäquate Ersatzpflanzung auch mit Bäumen nach dem Motto „alt gegen neu“ vorgesehen sei.
Die Terminplanung für die Arbeiten sei war „sehr sportlich“, doch die Vertreter des WWA hoffen, im dritten Quartal des Jahres mit dem Bau beginnen zu können. Im Dezember könnten dann die Hochwasserschutzmaßnahmen abgeschlossen sein.
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